Manuela Rousseau, stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Beiersdorf AG und Autorin von "Wir brauchen Frauen, die sich trauen", nennt ihre sieben persönlichen Mut-Prinzipien für eine ungewöhnliche Karriere.
Manuela Rousseau - mit Mut in eine ungewöhnliche Karriere
Eine der wichtigsten Eigenschaften, die wir Menschen für ein erfülltes Leben benötigen, heißt Mut. Das gilt auch und vor allem für Frauen. Als Manuela Rousseau als junges Mädchen mit dem Volksschulabschluss in die Berufswelt entlassen wurde, hatte sie keine Vorstellung davon, dass sie rund 50 Jahre später im Aufsichtsrat eines DAX-Konzerns zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt werden würde. Für Working Women hat die sympathische Erfolgsfrau reflektiert, nach welchen Mut-Kriterien sie ihre ungewöhnliche Karriere gestaltet hat, wie man Führung lernt und auch dann noch mutig agiert, wenn die Verantwortung exponentiell zunimmt.
Prinzip 1: Mut, authentisch zu sein
Zunächst einmal sind Frauen heute sehr gut ausgebildet – ihre Kompetenz wird deshalb gebraucht. Wer glücklich und erfolgreich durchs Leben gehen will, sollte seinen eigenen Impulsen folgen. Fast alle Menschen haben einen intakten Kompass, der ihnen den richtigen Weg weist. Dazu gehört auch und vor allem, sich von den Erwartungen anderer Menschen nicht irritieren oder leiten zu lassen. Gerade Frauen neigen dazu, Eltern, Chef*innen oder Partner*innen nicht enttäuschen zu wollen. Sie sind zumeist dankbar für das, was man ihnen gibt. Doch nicht alles, was sie bekommen, ist gut für sie. Hier ist der Mut zur Klarheit gefragt. Wenn Vorgesetzte oder Partner*innen Erwartungen hegen, die dem eigenen Weg oder der Persönlichkeitsentwicklung schaden, ist es an der Zeit, an den "emotionalen Gitterstäben zu rütteln". Nur wenn wir den eigenen Impulsen folgen, können wir "die beste Version von uns selbst" werden.
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Prinzip 2: Mut, risikobereit zu sein
Wer die persönliche Karriere als eine Lernkurve begreift und Niederlagen als Wendepunkt annimmt, entwickelt im Laufe des Lebens ein gesundes Selbstwertgefühl. "Hinfallen, aufstehen, Krone richten" ist hierzu die passsende Einstellung. Das wachsende Wissen um die eigene Selbstwirksamkeit lernt man am besten im Sparring mit anderen. Gerade Chef*innen sollten einen fordern und fördern. Gute Vorgesetzte erwarten immer etwas mehr, als man sich selbst zutraut. Sich an einem Chef oder Partner abzuarbeiten, der das eigene Potential nicht fördert, kostet viel Energie und bringt einen nicht weiter. Im passenden Umfeld dagegen machen eigenwillige, mutige und ungehörige Frauen Karriere.
Prinzip 3: Mut, sichtbar zu sein
Frauen, die aus der Reihe tanzen, werden sichtbar, doch Frauen schrecken vor diesem Schritt meist noch zurück. Sie sind auf dem Spielfeld der Businesswelt angekommen, aber viele stellen ihr Licht noch unter den Scheffel und agieren zu sehr im Verborgenen. Wer den Weg nach oben sucht, muss von den Entscheidern wahrgenommen werden und mutig aus dem Schatten ins Licht treten. Voraussetzung für diese Sichtbarkeit ist, die eigene Person als Marke zu etablieren. Die eigene Marke ist, was Menschen über Dich sagen, wenn Du nicht im Raum bist. Mit dem Mut, sich sichtbar zu machen, helfen Frauen nicht nur sich selbst, sondern sie werden zum Vorbild für andere Frauen.
Sicheres Auftreten in der Öffentlichkeit ist genauso wichtig, wie professionelles Netzwerken. Hier gilt das Prinzip der Reziprozität: Wir sollten für alles, was wir von einer Person im Netzwerk bekommen, auch etwas zurückgeben - am besten immer etwas mehr. Wer das Geben und Nehmen nicht in Balance hält, wird aus dem Netzwerk ausgeschlossen.
Der Artikel stammt aus unserem brandneuen WORKING WOMEN-Magazin.
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Prinzip 4: Mut, sinnhaft zu sein
Knapp die Hälfte der Deutschen engagiert sich freiwillig. Das ist durchaus sinnvoll, denn oftmals dienen Ehrenämter auch als Karrierebeschleuniger. Zum einen suchen wir nach sinnhaften Aufgaben, die uns motivieren und zum anderen treffen engagierte Menschen andere engagierte Menschen, die sich später bei einer beruflichen Fragestellung vielleicht behilflich sein können.
Prinzip 5: Mut, souverän zu sein
Souveränität heißt auch immer wieder seine Komfortzone zu verlassen. Das ist wahrlich nicht immer einfach. Es setzt voraus, dass wir eigene Standpunkte entwickeln, diese konsequent vertreten, Meinungen ehrlich äußern, klare Entscheidungen treffen und lernen, mit den daraus folgenden Konsequenzen zu leben und zu akzeptieren, dass Dinge schieflaufen können, ohne daran zu verzweifeln.
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Prinzip 6: Mut, verantwortlich zu sein
Je mehr Bedeutung die eigene Rolle im beruflichen Umfeld hat, desto mehr Verantwortung kann und muss man übernehmen. Frauen in Top-Positionen haben dieses Privileg, die Mutigen unter ihnen nutzen es. Manuela Rousseau hat auch deshalb dieses Buch geschrieben: Sie tritt dafür ein, alte Rollenmodelle aufzulösen und den notwendigen Fortschritt in das Zeitalter von New Work und Digitalisierung nicht mit Vorurteilen aufzuhalten.
Prinzip 7: Mut, solidarisch zu sein
Um Solidarität zu leben, sind zunächst einmal Vorbilder entscheidend. Die Hälfte der Weltbevölkerung ist weiblich. Warum sollte nicht auch die Hälfte aller Führungspositionen mit Frauen besetzt sein? Es braucht weibliche Vorbilder: So wie Rosa Parks die erste Schwarze war, sie sich im Amerika der Rassentrennung auf einen der für Weiße reservierten Plätze eines Buses gesetzt hat, so braucht es auch Frauen, die sich an die Spitze von Unternehmen und Organisationen stellen. Vorstandsvorsitzende, Aufsichtsratsvorsitzende, Universitätsrektorinnen, Nobelpreis-Gewinnerinnen oder Bundeskanzlerinnen. Vorbilder machen vor, wie das mit der weiblichen Selbstermächtigung funktionieren kann. Wir entwickeln damit eine neue Führungskultur mit dem Ziel, dass die Mitarbeiter*innen besser werden als ihre Führungskraft.
Manuela Rousseau wurde 1955 in Neumünster als Tochter eines Lokführers und einer Näherin geboren. Mit Disziplin, großer Zielstrebigkeit, einem perfekten Mentor und der Überzeugung, dass Macht etwas durchaus Positives ist, hat sie es geschafft, 1999 in den Aufsichtsrat der Beiersdorf AG gewählt zu werden. Ihr ehrenamtliches Engagement führte Manuela Rousseau zu einer universitären Lehrtätigkeit: im Jahr 2000 erfolgte die Berufung als erste weibliche Professorin im Studiengang Kultur- und Medien-management an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater, ohne formale akademische Ausbildung, sondern qualifiziert durch ihre herausragenden Fachkenntnisse im Bereich Fundraising. In ihrem Buch "Wir brauchen Frauen, die sich trauen", beschreibt die engagierte Top-Managerin und Mentorin für junge Frauen, wie sie ihren ungewöhnlichen Lebensweg aktiv gestaltet hat.
Das Ziel: Anderen Frauen ein Vorbild zu sein, um Macht neu zu definieren
Warum ist es noch wichtig, ein Vorbild zu sein? Einem Vorbild folgen viele Menschen, es kann das WIR stärken. Gemeinsam, in der Vielfalt der Persönlichkeiten und Lebensentwürfe, können wir besser sein und mehr bewirken. Wir können dafür sorgen, dass Schwächen nicht mehr als Achillesfersen angesehen werden, und neue Spielregeln erfinden, um Macht hin zu einer positiven Wirkkraft zu entwickeln.
Das ist es wert, oder?
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