Ein eigenes Business gründen? Diesen Wunsch haben viele Frauen, aber immer noch viel zu wenige gehen ihn auch wirklich an. Unsere Expertinnen erklären, welche ersten Schritte auf dem Weg zum eigenen Unternehmen wichtig sind.
Laut des aktuellen "Female Founders Report" lag im Jahr 2020 der Frauenanteil bei Unternehmensgründungen im Allgemeinen bei niedrigen 17,9 Prozent, unter den Start-up-Gründungen waren es sogar nur 11,9 Prozent. Schade, denn der gleiche Report zeigt: Frauen-Gründungen sind besonders divers und schaffen mehr Arbeitsplätze als von Männern geführte Businesses.
Die erste Hürde auf dem Weg zur Gründung sei oft schon, überhaupt mit der eigenen Idee nach draußen zu gehen, sagen Victoria Arnhold und Claire Siegert. Die beiden haben Businettes gegründet, den ersten digitalen Inkubator für Frauen, der in einem Onlineprogramm auf dem Weg von der Idee zur Gründung begleitet. Die beiden wissen aus eigener Erfahrung, welche Hürden Frauen bei der Gründung im Weg stehen und wie man diese aus dem Weg räumt: Victoria Arnhold trug ihre Idee für Businettes selbst viele Jahre mit sich herum, bis sie Mut fasste und den Inkubator zusammen mit Freundin Claire gründete. „Ich kannte keine einzige Gründerin, als ich gestartet bin, und jemanden für meine Idee zu begeistern, war eine richtige Hürde“, sagt Victoria. Sie sieht darin ein großes Problem – so sei das fehlende Netzwerk oft der Grund, warum Frauen ihre Ideen verwerfen. Aus diesem Grund rät Victoria: den Austausch mit gleichgesinnten Frauen suchen. Denn dabei werde einem klar, dass man mit seinem Gefühl nicht allein ist, dass viele Frauen vor der Gründung Selbstzweifel haben.
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„Viele haben Angst, dass ihre Idee geklaut wird – aber nur durch Gespräche bekommt man Feedback“
Claire SiegertTweet
Ein weiterer Punkt, der unterschätzt wird: über die eigene Business-Idee sprechen. „Viele haben Angst, dass ihre Idee geklaut wird – aber nur durch Gespräche bekommt man Feedback“, sagt Claire. Der Austausch liefere zudem oft weitere Ideen und wichtige Einblicke etwa in den Markt und führe dazu, dass man viel schneller bemerke, welche Bausteine bei der Umsetzung noch fehlen. Plus: Man formuliert seine Idee viel klarer, merkt, an welchen Stellen man das Konzept noch überarbeiten muss.
Die meisten der 500 Frauen in ihrer Community haben ihre Geschäftsidee während einer Festanstellung entwickelt. Auch mit Kind und Familie. „Du springst in der Regel ja nicht einfach ins kalte Wasser und sagst: Vielleicht gründe ich irgendwas“, sagt Claire. Am Anfang müsse vor allem an der Idee geschraubt werden und das funktioniere auch neben der normalen Arbeit, etwa durch eine Stundenreduzierung oder andere flexible Arbeitsmodelle. Wichtig ist, eine fürs eigene Leben passende Struktur zu finden: „Manche brauchen Jahre, in denen sie immer mal wieder übers Gründen nachdenken; wenn sie es dann aber machen, ziehen sie es auch durch“, sagt Claire. „Das merkt man auch an der Unternehmensstruktur“, ergänzt Victoria. Firmen von Frauen seien oft rentabler, da sie organisch und beständig wachsen und stärker auf den eigenen Impact achten.
Wovon man sich getrost verabschieden kann: Dass es schlimm ist, wenn man merkt, dass man für die Idee doch nicht genug brennt oder den Weg der Gründung schlussendlich nicht gehen will. Diese Fälle kämen durchaus vor und seien normal, so Victoria. „Viel schlimmer ist, wenn Frauen schlicht nicht den Zugang zu Netzwerken und Programmen finden, und dann zu Hause sitzen und sich denken: Hätte ich mich doch nur getraut.“
Gemeinsam mit LinkedIn haben die Businettes die Female Founders Factory ins Leben gerufen. Zehn Gründer:innen-Teams werden als Teil des Programms zehn Wochen lang von den Businettes und LinkedIn begleitet und mit Workshops gefördert. Weitere Informationen findet ihr hier.
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