Du hast Lust, die Karriereleiter hochzuklettern? Dann kommen hier 12 Geheimtipps erfolgreicher Frauen, die es bereits geschafft haben. Was hätten sie gerne früher gewusst, was sind ihre wichtigsten Learnings und wie wichtig ist das eigene Bauchgefühl? Wir haben nachgefragt.
Fünf Frauen, die uns inspirieren
Diese fünf Frauen haben es geschafft – sie gehen ihren Weg, sind erfolgreiche Geschäftsführerinnen, Gründerinnen und echte Vorbilder. Dabei hat jede ihre eigene Geschichte und bereits Höhen sowie Tiefen durchlebt. Im Interview haben wir sie nach ihren Erfolgsgeheimnissen gefragt und sind positiv überrascht, welche große Rolle Bauchgefühl und Intuition für die meisten von ihnen spielen.
Mimi Sewalski
... ist Geschäftsführerin des Avocadostore, dem bekannten Onlineshop für grüne Produkte. Die Soziologin, Kriminologin und Autorin führt das Unternehmen seit 2013 und hat es seitdem mit aufgebaut.
"Ich habe beruflich immer das gemacht, wo es mich hingezogen hat, auch wenn es erstmal mit einem längeren oder aufwendigeren Weg verbunden war", verrät Mimi Sewalski im Interview. "Das bedeutet gleichzeitig auch "Nein" zu sagen, wenn etwas gegen die eigenen Werte oder Prinzipien geht."
Mimi Sewalski bezeichnet sich selbst als Generalistin, die viele Dinge ganz gut kann, aber eben keine Spezialistin für einen bestimmten Bereich ist: "Lange dachte ich, dass ist eine Schwäche, bis ich verstanden habe, dass gerade in kleinen und wachsenden Unternehmen Generalist:innen sehr gebraucht werden und dort viel bewirken können." Was Mimi Sewalski gerne etwas früher gewusst hätte: Man wächst tatsächlich mit seinen Aufgaben: "Ich habe gelernt, dass ich mehr kann, als ich mir selbst zugetraut habe. Und je mehr man lernt, desto mehr traut man sich dann irgendwann auch selbst zu."
Tipp 1: Du musst nicht alles können und du kannst alles lernen. Trau dir Herausforderungen zu. Und: Auch Generalist:innen werden gebraucht. Man muss nicht immer Profi sein.
Spannend für alle, die gründen wollen:
In Gesprächen und Verhandlungen mit Gesellschafter:innen und Investor:innen lernte Mimi Sewalski, über ihren eigenen Schatten zu springen und sich selbstbewusst einzubringen. Häufig sei sie hier die einzige Frau und Jüngste gewesen. Für sie war es ein echtes Aha-Erlebnis, zu erkennen, dass sie trotzdem sagen kann, was sie denkt und das auch interessiert.
Tipp 2: Lass dich nicht davon einschüchtern, wenn deine Gesprächspartner:innen dir nicht ähnlich sind – zum Beispiel älter oder nur Männer. Mir hat es geholfen, diese Tatsache manchmal einfach zu ignorieren. Viel hat mit dem eigenen Selbstbewusstsein zu tun – wenn man das ausstrahlt, wird es auch angenommen.
Frauen wünscht Mimi Sewalski für ihre Karriere häufig mehr Mut: "Mehr Mut für eigene Wege, mehr Mut, Dinge zu tun, die laut Lebenslauf unmöglich sind, mehr Mut was die eigenen Fähigkeiten angeht. Frauen unterschätzen sich oft oder trauen sich Dinge nicht zu, die anderen ihnen aber zutrauen. Wir haben oft weniger zu verlieren als wir denken, wenn wir das verstanden haben, was ist dann alles möglich?" Rückschläge oder Fehler findet sie dabei äußerst wertvoll: "Mit jedem Fehler lernt man und jeder Fehler oder Rückschlag bringt einen langfristig weiter. Entweder lernt man, wie es nicht geht, oder ein Rückschlag bringt einen auf neue Ideen, die dann auch funktionieren."
Juliane Eller
... wollte eigentlich raus aus ihrem Heimatort, doch dann lernte sie während eines Praktikums den Beruf der Winzerin von einer ganz neuen Seite kennen und war sich sicher: Das möchte ich werden – ohne Plan B. Mit gerade einmal 23 Jahren übernahm sie 2013 das Weingut ihrer Eltern und steht inzwischen mit Namen und Gesicht für die Marke "Juwel - trockene Qualitätsweine aus Nordhessen". Außerdem produziert Juliane Eller zusammen mit Joko Winterscheidt und Matthias Schweighöfer den "III Freunde"-Wein und führt einen Instagram-Account mit über 33 Tausend Follower:innen.
Dahin, wo sie heute ist, hat Juliane Eller nicht zuletzt ihr Bauchgefühl gebracht. Im Interview bezeichnet sie es als "ihren Kompass", für den sie sehr dankbar ist. Das heißt natürlich nicht, dass sie immer alles richtig entschieden hat: "Manche Entscheidungen musste ich auch korrigieren oder die Dinge anders lenken", sagt sie im Interview.
Tipp 3: Vertraue auf deine Intuition und dein Bauchgefühl. Wenn sich etwas gut anfühlt, mach weiter. Bleib dran. Lass dich nicht verunsichern.
Tipp 4: Bleibe offen, einen gefestigten Gedanken oder Plan auch noch mal freizulassen oder umzulenken. Du kannst deine Entscheidungen nachjustieren, in den wenigsten Fällen gibt es kein Zurück.
Juliane Eller ist der Überzeugung: Alles passiert aus einem Grund. Und wenn etwas nicht gelingt, vertraut die Winzerin darauf, dass sich noch etwas Besseres ergeben wird oder es eben auch gut war, dass diese eine Sache nicht funktioniert hat. "Ich reflektiere Rückschläge zwar immer, weil ich persönlich das für wahnsinnig wichtig halte. Aber ich richte den Blick dann auch sehr schnell wieder nach vorne. Was passiert ist, ist passiert. Am Ende des Tages möchte ich vor allem eins: Mir treu bleiben und dass es meiner Familie, Freund:innen und meinem Team gut geht. Dann ist die Welt für mich schon in Ordnung."
Anna Alex
... ist Mitgründerin von planetly, einer CO2-Management-Plattform, über die Unternehmen ihre Emissionen kompensieren und langfristig reduzieren können. 2012 gründete sie bereits den Online-Shopping-Service Outfittery mit.
Anna Alex mag die Anfangsphase einer Gründung besonders gern: "Wenn ich auf der grünes Wiese etwas bauen kann. Ich denke dabei auch groß – das hat mir schon bei Outfittery sehr geholfen und auch jetzt mit Planetly." Das sei etwas, was sie bei deutschen Gründerinnen häufig vermisst. Ihr erster Tipp lautet daher:
Tipp 5: Trau dich, groß zu denken und zu handeln!
Gerade beim Thema Klimaschutz erkennt die Gründerin auch die Dringlichkeit, einen echten Unterschied zu machen: "Hier muss ich groß denken, denn wir haben nur noch sechs Jahre Zeit, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen – das ist eine große Aufgabe. Aber ich bin bereit und stelle mich dieser Aufgabe."
Im Nachhinein hätte Anna Alex schon bei ihrer ersten Gründung gerne gewusst, wie gut ein Coaching schon in der Anfangsphase tut. Bei der Gründung von planetly haben sie und ihr Mitgründer Benedikt Franke von Anfang an mit einer Coachin zusammengearbeitet: "Sie schafft mit uns eine Basis, um über alles sprechen zu können, herauszufinden was uns wichtig ist und wo unsere Stärken liegen. So bauen wir solider auf, wenn alles gut läuft, und nicht erst, wenn schon ganz viel gärt."
Tipp 6: Lass dich schon bei der Gründung coachen und baue dir damit eine stabile Basis auf.
Lisa Jaspers
... ist die Gründerin und Geschäftsführerin des Fair Fashion Labels FOLKDAYS. Gemeinsam mit Naomi Ryland schrieb sie das Buch "Starting a Revolution", in dem die beiden konventionelle Business-Tipps und "Wachstum um jeden Preis" hinterfragen und stattdessen neue Perspektiven und Ansätze von Gründerinnen sammeln, die es anders machen – so wie die beiden selbst bei den Gründungen ihrer Unternehmen.
Als ihr wichtigstes Learning nennt uns Lisa Jaspers im Interview "Erfolg anders zu messen". Früher dachte sie, man sei mit einem Unternehmen nur dann erfolgreich, wenn man wächst. Heute ist es ihr beispielsweise wichtiger, einen Arbeitsplatz zu kreieren, an dem sich alle wohlfühlen. Sie sagt: "Wir brauchen unbedingt mehr Perspektiven in der Wirtschaftswelt und wir müssen Praktiken, die nicht gut für Menschen und/oder den Planeten sind, ein für alle Mal über Bord werfen."
Tipp 7: Du definierst, was für dich Erfolg ist. Das lässt sich nicht zwingend an Wachstum messen.
Tipp 8: Nicht auf Ratschläge von anderen und die typischen Business-Tipps, sondern auf das eigene Bauchgefühl hören.
Was Jaspers außerdem auf ihrem Weg geholfen hat: Regelmäßige Feedback-Gespräche mit ihrem Team, um die Selbst- und Fremdwahrnehmung als Chefin abzugleichen und eine gesunde Beziehung zu sich selbst aufzubauen – mit allen Stärken und Schwächen.
Frederike Probert
... ist Gründerin und Geschäftsführerin des Frauen-Business-Netzwerks Mission Female. In ihrem Buch "Frauen.Macht.Karriere" gibt sie Tipps für unterschiedliche berufliche Karrierephasen.
Frauen, die gerade durchstarten – vom Praktikum bis zum mittleren Management – nennt die Unternehmerin "die Engagierten". Im Interview verrät sie uns, Frauen in dieser Phase tappten häufig in die 'Fleißbienchen-Falle' und denken, sie müssten hauptsächlich zeigen, wie viel sie arbeiten. Dabei bleiben persönliche Kontakte auf der Strecke – auf die es am Ende eher ankomme.
Tipp 9: Geh lieber zum Dinner oder abends noch mal ein Feierabendbier mit den Kolleg:innen trinken, als lange im Büro zu sitzen und am nächsten Tag darauf zu hoffen, dass du Lob erhaschst – was eh nicht passiert.
Außerdem rät Probert auch schon in frühen Karrierephasen:
Tipp 10: Definiere deine Karriereziele und äußere diese auch. Dabei kann dir ein Mentoring oder Coaching helfen.
Frauen im mittleren Management bezeichnet Probert als "Kämpferinnen". In dieser Phase gehe es häufig darum, zu zeigen, dass man wirklich gut ist in dem, was man tut, und den Willen hat, sich durchzubeißen. Um hier gut durchzukommen, rät sie:
Tipp 11: Baue dir eine Kombination aus diesen drei Komponenten auf:
- Menschen mit einer hohen Fachexpertise in deinem Bereich. Zum Beispiel Branchenexpert:innen.
- Menschen, die dich in beruflichen Findungsphasen und konkreten Situationen mit einer Perspektive von außen unterstützen. Zum Beispiel Coach:innen.
- Ein "Inner Circle" mit Menschen, die eher nicht aus deinem beruflichen Umfeld stammen, aber dich persönlich sehr gut kennen und einschätzen können. Sie sollten Dinge auch mal kritisch hinterfragen – auch, wenn du das nicht hören möchtest. Das ist insbesondere wichtig, wenn es in Richtung Gründer:innentum geht.
Frederike Probert berichtet, wie sie jahrelang im mittleren Management "mitschwamm", und insbesondere in reinen Männerrunden versuchte, Konflikte zu vermeiden – größtenteils aus Unsicherheit. Im Nachhinein hätte sie sich häufig darüber geärgert und entschied, dass sie stärker für ihre Meinung einstehen möchte. Nicht ohne Bedenken: "Ich hatte ganz furchtbare Reaktionen erwartet, dass ich Gegenwind bekomme oder mir Feinde innerhalb des Unternehmens mache." Bis auf wenige Ausnahmen war jedoch das Gegenteil der Fall. "Heute macht es mich aus, dass ich zu dem stehe, was ich denke und authentisch bin. Aber das war ein langer Weg. Männer machen das übrigens auch nicht anders", sagt Probert. "Die sagen schon ganz früh: 'Okay, ich will da und da hin und ich will eine Gehaltserhöhung und das ist mein Karriereziel, wer kann mir dabei helfen?' Und das funktioniert, aber ich hätte mich das früher nie getraut."
Tipp 12: Trau dich, zu dir und deiner Meinung zu stehen. Das mag einige Zeit dauern, aber "nur" viel zu arbeiten, zu zeigen, dass du gut bist und darauf zu hoffen, dass dich irgendjemand sieht und befördert – das funktioniert nicht.
Ich kann’s gar nicht oft genug sagen: Einfach machen. Einfach mal trauen. Nicht zu lange drüber nachdenken. Wenn du denkst "Okay, ich muss jetzt hier was ändern", dann mach’s einfach. Sonst verändert sich nichts.
Frederike Probert, Gründerin und Geschäftsführerin von Mission FemaleTweet
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