Gehen oder bleiben? Motivationstief oder Sackgassenjob? Ob jetzt der richtige Zeitpunkt für neue Herausforderungen im Job gekommen ist, findest du heraus, wenn du diese 10 Fragen beantwortest.
Manchmal verändern sich Dinge im Joballtag so schleichend, dass wir kaum bemerken, dass wir schon eine ganze Weile festgefahren im Job sind, in der beruflichen Weiterentwicklung stagnieren. In Deutschland hat jede:r sechste Angestellte innerlich gekündigt und macht nur noch Dienst nach Vorschrift. Gehörst du dazu?
Für viele sieht das so aus: Der Job ist eigentlich ganz okay, die Kolleg:innen sind nett, das Gehalt stimmt, 30 Tage Urlaub im Jahr, Sonderzahlungen gibt es auch noch und Homeoffice ist möglich. Die Aufgaben sind überhaupt nicht anstrengend, der Routine sei Dank. Aber so richtig erfüllend ist der Job nicht. Muss ja auch nicht sein, dass alles immer Spaß macht und sich sinnvoll anfühlt. Oh doch! Es ist nicht zu spät, die Leidenschaft im Job neu zu entfachen und Neues auszuprobieren. Mit den Fragen findest du heraus, wo du stehst und was du willst.
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1. Hast du oft Langeweile?
Das unangenehme Gefühl der Langeweile entsteht meist dann, wenn wir etwas tun, wir uninteressant finden. Oder aber, wenn wir nicht das tun können, was wir gerne tun würden. Bist du von deinem Job gelangweilt, kommt es dir vermutlich vor, als wäre der Arbeitstag endlos lang. Ständig guckst du auf die Uhr. Bist du stattdessen in deine Aufgaben vertieft, vergeht die Zeit wie im Flug.
Langeweile demotiviert, weshalb oft die nötige Energie fehlt, neue Ziele festzulegen und sie tatsächlich umzusetzen. Ist der Grund eine permanente Unterforderung, kann Langeweile sogar krank machen und zu psychischen Problemen führen. Die Folge sind Frustration, Antriebslosigkeit und körperlichen Symptomen wie Schlafstörungen und Magenschmerzen. Die psychische Belastung durch Unterforderung wird umgangssprachlich auch als „Boreout“ bezeichnet, das Gegenstück zum Burnout. Auswege aus der Langeweile können etwa eine Weiterbildung sein oder der Wechsel auf Teilzeit.
2. Was stört dich an deinem Joballtag?
In jedem Job gibt es Aspekte, auf die wir gerne verzichten würden. Wie oft beschwerst du dich über deinen Job? In welchen Bereichen gibst du dich mit Kompromissen zufrieden? Schreibe alles auf eine Liste, was dich so richtig nervt. Im nächsten Schritt kannst du aufschreiben, was du an deinem Job schätzt und beide Seiten gegenüberstellen. Mithilfe dieser Visualisierungstechnik machst du dir bewusst, ob die guten oder schlechten Seiten überwiegen und findest Argumente, die dafür oder dagegen sprechen, dass du im Job festgefahren bist. Auf welche Punkte, die dich stören, hast du einen Einfluss? Was kannst du verändern? Ist die Veränderung in deiner aktuellen Position kurzfristig oder langfristig überhaupt machbar oder musst du neue Wege gehen?
3. Wovon wünscht du dir mehr?
Falls du dir schon eine Pro-Contra-Liste für deine berufliche Situation erstellt hast, kannst du dir die guten Aspekte deines Jobs jetzt genauer ansehen. Wann hast du das Gefühl, dass du dich ganz in eine Aufgabe vertiefen kannst? Was soll genau so bleiben, wie es gerade ist? Wenn du an deine Interessen oder Erfahrungen denkst, die du im Laufe deines Lebens gemacht hast: Gibt es Aufgaben, die wie für dich gemacht sind? Fähigkeiten, die du gerne ausbauen würdest? Dein Job ist bestenfalls der Schnittpunkt aus deinen Stärken, Interessen und Fähigkeiten.
4. Was treibt dich an?
Bist du von den Erwartungen deiner Vorgesetzten getrieben? Von einem alten Glaubenssatz, wie Arbeit sein muss? Oder gibt es eine Sache, für die du brennst und für die du dich einsetzen willst? Wofür stehst du morgens auf? Das eigene Warum zu kennen, hilft dabei, das Große und Ganze im Auge zu behalten und Phase, die sich schleppend anfühlen, besser durchzuhalten. Denn du weißt, warum du tust, was du tust. Weißt du noch, warum du dich für diesen Job, dieses Position oder dieses Unternehmen oder Arbeitsform entschieden hast? Wie sieht es heute aus? Im Laufe des Lebens verändern sich Werte und Bedürfnisse und manchmal wächst die Stelle nicht mit. Richte deinen Wertekompass neu aus!
5. Kannst du zehn Dinge aufzählen, die du in den letzten 12 Monaten gelernt hast?
Oder gibt es andere Punkte, die sich in deinem Arbeitsalltag verändert haben? Wie sieht es im Vergleich zum Vorjahr aus oder dem Jahr davor? Bestimmt hat Corona auch dich und deine Branche vor Herausforderungen und Veränderungen gestellt. In der Pandemie verging die Zeit gefühlt anders. Das bestätigt ein Team der Uni Regensburg in einer Studie, indem sie 755 Personen zu ihrem Zeitempfinden befragt haben und mit Daten, die vor der Corona-Krise erhoben wurden, verglichen haben. Für die meisten verging die Zeit langsamer, für andere etwas schneller. Geht es dir auch so, dass deine innere Uhr etwas aus dem Takt geraten? Dann probiere neue Dinge aus, die dich wieder ins Hier und Jetzt zurück bringen und für Abwechslung sorgen.
6. Was schiebst du auf?
Du wolltest an einer Fortbildung teilnehmen, doch dann kam die Pandemie und seitdem ist der Plan auf Eis gelegt. Oder du spielst mit dem Gedanken, die Abteilung zu wechseln und an anderen Projekten zu arbeiten, sprichst es aber nicht an. Was hält dich von deinen Plänen ab und blockiert dich? Unser Hirn ist so gestrickt, dass es Veränderungen prinzipiell ablehnt und lieber an Routinen und Gewohnheiten festhält. Weil sie uns Sicherheiten geben. Es lohnt sich aber, wenn du dir deine Zweifel und Ängste genauer anschaust. Womit hängen sie zusammen? Hast du Angst vorm Scheitern? Machst du dich selbst kleiner, als du bist? Hast du ständig das Worst-Case-Szenario im Kopf? Denke diesen Horrorfilm ruhig zu Ende. Gibt es wirklich keinen Weg mehr zurück, falls dein Plan nicht funktioniert? Im besten Fall läuft alles gut. Und ob Erfolg oder Misserfolg, du machst wertvolle Erfahrungen, die dir zeigen, was du willst und was nicht.
7. Hast du eine realistische Chance, bald befördert zu werden?
Entwickelt sich deine Karriere so, wie du es dir vorgestellt hast? Als Berufsanfänger:in warst du mit den Unternehmensstrukturen ganz zufrieden, aber die Aufstiegsmöglichkeiten sind begrenzt? Dann kann es für dich an der Zeit sein, den Job zu wechseln. Vielleicht ist es ja eine spannende Abwechslung vom Großkonzern in ein Start-up zu gehen oder selbst zu gründen.
Du möchtest gar nicht befördert werden, jedenfalls nicht im klassischen Sinne? Jede Karriere ist einzigartig! Hast du schon einmal von „Hidden Champions“ gehört? So werden Leute bezeichnet, die Expert:innen in ihrem Bereich sind, aber keine Lust auf Managementtätigkeiten oder Personalverantwortung haben und nicht klassisch Karriere machen. Wenn du auch keine Lust darauf hast, die Karriereleiter hochzuklettern, kannst du beispielsweise innerhalb deines Unternehmens in andere Positionen und Rollen wechseln.
Hier kommen noch ein paar Gedankenexperimente, die dir dabei helfen, auf deine innere Stimme zu hören und herauszufinden, was du wirklich willst:
8. Wie sieht ein schöner Tag für dich aus?
Vom Aufstehen bis zum Schlafengehen: Was erlebst du? Welche Rolle spielt dein Job dabei und wie fühlst du dich? Woran machst du fest, dass das ein schöner Tag ist? Deine Antworten zeigen dir, was dir Energie gibt. Wo du Kraft tanken kannst für eine gesunde Work-Life-Balance. Du bekommst aber auch einen Eindruck davon, wie nah der schöne Tag aus dem Gedankenexperiment an die Realität herankommt. Der Weg aus der Komfortzone kann auch eine Abwechslung in der Routine sein, etwa die Mittagspause ab und zu draußen zu verbringen und mit einem Spaziergang zu verbinden, oder mehr Gelegenheiten zu suchen, in denen du dich mit deinen Kolleg:innen austauschen kannst oder Teamevents macht, die euch wieder mehr zusammenschweißen.
9. Stell dir vor, morgen bietet dir jemand deinen Traumjob an: Was würde sich ändern?
Würdest du sofort kündigen und den Job annehmen? Was macht deinen Traumjob aus? Wie beeinflusst das auch andere Aspekte in deinem Leben, außerhalb des Job-Kontextes? Was musst du tun, um deinen Traumjob zu erreichen? Um dieses Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, kannst du dir zum Beispiel digital ein Vision-Bord erstellen, auf das du von überall aus zugreifen und ergänzen kannst. So kannst du dich an deine Ambitionen erinnern, wann immer du den Eindruck hast, beruflich festzustecken und Schritt für Schritt an deiner beruflichen Weiterentwicklung dranbleiben.
10. Wenn du in fünf Jahren immer noch in dieser Position in diesem Unternehmen bist und nichts hat sich geändert: Wie fühlt du dich bei diesem Gedanken?
So sieht dein Worst-Case-Szenario aus? Dann raus aus der Komfortzone und überlege dir, was du ändern kannst!
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