2020 wird in die Geschichte eingehen als das Corona-Jahr. Daran ist nicht zu rütteln. Aber es gab dennoch ein paar echte Knaller zum Jubeln, finden wir.
Danke für nichts 2020? Voll ungerecht.
Schon im April hörte man ein einstimmiges Seufzen. „Bin ich froh, wenn 2020 vorbei ist“. Als ob die Pandemie etwas mit dem Abschluss des Jahres zu tun hat. Offenbar sind Corona und 2020 so eng miteinander verknüpft, dass sich hartnäckig der Gedanke hielt „2020 vorbei, Haken hinter Corona, Homeschooling, Homeoffice und Quarantäne“. Dass das leider nicht so ist, zeigt der erneute Lockdown, der sicherlich noch eine Weile anhalten wird. Aber sicherlich gibt es berechtigte Hoffnung auf ein pandemie-positiveres Jahr 2021. Und auch wenn wir abgekämpft am Ende des Jahres stehen: 2020 war nicht alles mies. Hier folgen ein paar Highlights, die abgefeiert werden dürfen. Ganz ohne Böller.
1. Bye bye, Mr. President
Es ist erlaubt, sich über die Abwahl eines Mannes zu freuen, der den Sexismus nahezu erfunden hat. Und eine neue US-Regierung zu begrüßen, die eine ziemlich sympathische Vizepräsidentin hat und deren Kommunikationsfunktionen ausschließlich mit Frauen besetzt werden. Geht doch.
2. Klimaverbesserer
Während die fridays for future sich dem Distanzdiktat beugen mussten, fand Umweltschutz woanders statt. In der Luft, im Wasser, an Land. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden auf der ganzen Welt 8,8 Prozent weniger Kohlendioxid ausgestoßen als im gleichen Zeitraum im Jahr 2019 – ein Rückgang von insgesamt 1551 Millionen Tonnen. Jetzt ist also der beste Zeitpunkt, umfassende strukturelle Veränderungen in unseren Energieproduktions- und -verbrauchssystemen anzustoßen, damit diese Effekte nicht nur von einem Rückgang sozialer Aktivitäten erzielt werden. Solche Commitments geben Hoffnung: Premierminister Yoshihide Suga hat verkündet, dass Japan bis 2050 netto kein CO2 mehr ausstoßen wird. Und auch Joe Biden hat angekündigt, dem Pariser Klimaabkommen wieder beizutreten.
3. Sie ist da, die Frauenquote!
In Zukunft muss in den Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mindestens eine Frau sitzen, wenn dieser Vorstand mehr als drei Mitglieder hat. So steht es in dem Gesetzentwurf, den Bundesfrauenministerin Franziska Giffey und Bundesjustizministerin Christine Lambrecht erarbeitet haben. Verstößt ein Unternehmen gegen das neue Beteiligungsgebot und vergibt einen Vorstandsposten an einen Mann, der laut Gesetz an eine Frau hätte gehen müssen, ist diese Ernennung nichtig und der Posten bleibt frei. Da alle freiwilligen Optionen für Gleichstellung in der Vergangenheit verpasst wurden, ist die Frauenquote 2020 nun beschlossen worden. Überfällig? Darüber lässt sich heiß diskutieren. Aber schließlich gibt es ja auch reichlich Quotenmänner in diesem Land.
4. Die neue Rücksicht
Wir haben 2020 gelernt, wie wichtig gegenseitige Rücksichtnahme für uns alle ist. Maske aufsetzen, für Nachbar*innen einkaufen, sich gegenseitig mit Klopapier aushelfen – wir sind gemeinsam durch eine schwere Zeit gegangen, die gezeigt hat, wie wichtig Solidarität ist.
5. Es lebe das Hobby!
Man hörte davon. Einige Menschen haben sich im Lockdown gelangweilt und neue Hobbies entdeckt. Yoga, Waldbaden, aus Europaletten Loungemöbel zusammenzimmern – die Kreativität hat 2020 neue Dimensionen angenommen.
6. #supportyourlocals wurde wichtiger
Der alte Buchladen, das französische Restaurant am Eck, das Reisebüro unseres Vertrauens – wie schnell die kleinen Läden wirtschaftlich vom Lockdown bedroht waren, hat uns gezeigt: Unterstützung ist jetzt und in Zukunft so wichtig. Und die war dank des Ideenreichtums unserer Local Heroes so einfach: Buchbestellungen via Whatsapp, Foodkisten-Lieferservice, Gutscheine ordern… Wir müssen weiterhin solidarisch bleiben, damit wir nicht bald vor leeren Ladenzeilen stehen.
7. Künstler finden kreative Wege
Ob Igor Levit Bach und Beethoven streamte, wir digital durch Vernissagen geführt wurden oder unsere Kinder Live-Lesungen von ihren Lieblingsbüchern lauschten, 2020 haben wir alle Kunst aus einer neuen Perspektive erlebt. Danke dafür, liebe Kreative!
8. Neue Nahbarkeit dank Videocalls
Wir haben unsere Chef*innen und Kolleg*innen 2020 ganz neu kennengelernt. #nomake-up #nopoo #zuhauseaufdemdachboden…
Das ist die neue Authentizität bei der Arbeit!
9. Erkenne die Lehrkraft in dir!
War das Einmaleins tief im Langzeitgedächtnis verschüttet, gab es 2020 endlich eine Zwangsauffrischung. Homeschooling gehörte zwar eher zu den Unzumutbarkeiten des Jahres, hatte aber auch den ein oder anderen Vorteil: Wissensauffrischung in allen Fächern. Wann beschäftigt man sich sonst mit den wirklich wichtigen Dingen des Lebens wie den Funktionsweisen aller Organe?
10. Wissenschaft ist cooler denn je
Die neuen Role Models Virologe Christian Drosten und Wissenschaftsjournalistin und Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim waren zwei der Botschafter*innen, die uns 2020 gezeigt haben, wie spannend und wichtig Wissenschaft für unser Leben ist!
Du hast noch mehr Ideen für unsere Highlights 2020? Schreib sie uns gern an online@emotion.de und wir lassen diese Liste gemeinsam wachsen!
Und das habt ihr uns schon geschrieben:
Larissa:
"Ich hätte auch noch Vorschläge für Highlights:
das Black Lives Matter Movement und der Ruf nach mehr Gerechtigkeit und gegen Rassismus ist 2020 auch deutlich lauter geworden und hat auch den ein oder anderen Effekt gezeigt (bpsw. Auflösung einer Polizeidirektion, Verurteilungen etc.). Das finde ich wichtig und auch wenn ich wünschte, dass es erst gar nicht notwendig wäre, ist es doch ein Schritt in die richtige Richtung gegen Rassismus. Auch dass die Debatte in Deutschland stärker geführt wird.
Und: auch wenn es Rückschritte gab (Ungarn, Polen etc.), wurde in einigen Ländern Homosexualität entkriminalisiert (Bhutan, Botswana, Angola, Gabun, Sudan (letzteres immerhin keine Todesstrafe mehr...)) und in einigen die Gleichstellung gehoben (Costa Rica, Barbados, Chile, Dom Rep, Guatemala etc.)
UND noch viel besser (weil viele "Gläubige" Homosexualität als hohe Sünde ansehen und die Reichweite höher ist): der Papst meinte, Homosexualität wäre doch gar nicht sooo dramatisch und auch diese Menschen werden von Gott geliebt.
(und wurde 2020 nicht auch Einwegplastik EU-weit verboten für die Zukunft?)"