Mit nur 33 Jahren hat Laura Noltemeyer bereits drei Firmen aufgebaut. Wir sprachen mit der Influencerin und Unternehmerin über ihre Beauty-Brand, ihr soziales Engagement und einen Schicksalsschlag, der ihr Leben veränderte.
EMOTION: Du bist Teil der "DreamHers"-Kampagne von Zenith. Wie kam's dazu?
Laura: Sie fanden die Kombination aus Bayage Beauty und unserer NGO, die mein Mann Julian und ich gegründet haben, spannend. Dann haben sie mich kontaktiert und angefragt.
Du bist ja in bester Gesellschaft mit anderen inspirierenden Frauen.
Total. Ich fand es richtig toll, sie zu treffen, mit ihnen zu sprechen und Synergien auszutauschen.
Wie bist du auf Bayage Beauty gekommen?
Ich habe meine Community gefragt: Was sind die Produkte, ohne die ihr nicht könnt? Die häufigste Antwort, die kam, war Lipbalm. Als ich meine Follower:innen dann gefragt haben, was sie brauchen, wenn sie unterwegs sind, meinten die meisten Handcreme und – gerade in der Pandemie – Hygienesprays. Diese Produkte habe ich dann zuerst entwickelt.
Seid ihr Naturkosmetik oder seid ihr clean? Das ist ja ein weites Feld.
Wir sind so natürlich wie möglich und unser Fokus liegt auf Wirksamkeit. Gerade bei Texturen ist es schwierig, auf Mikroplastik zu verzichten. Das haben wir am eigenen Leib erfahren müssen.
Deshalb forschen viele Firmen unglaublich lange.
Genau. Das ist auch das, was bei uns am längsten dauert. Ausprobieren ist die Devise. Wir entwickeln ja alle Produkte in einer kleinen Manufaktur. Für mich lohnt es sich auch, fünf Durchläufe mehr zu machen, wenn ich dann das perfekte Produkt habe und auf Mikroplastik und Silikone verzichten kann.
Habt ihr euch bei der Verpackung auch Gedanken gemacht?
Ja, klar. Die Verpackung ist komplett unbehandelt und mit natürlichen Farben gedruckt. Wir kommunizieren viele Sachen gar nicht so richtig, denn je mehr man kommuniziert, desto angreifbarer macht man sich auch. Wir haben uns für eine Verpackung entschieden, die so dick wie nötig und so dünn wie möglich ist. Auf unseren Verpackungen bzw. auf den Karten, die man dazu bekommt, steht „You were going to throw it away anyway“. Du wirst es eh wegschmeißen, warum dann so einen unnötigen Verpackungsmüll produzieren? Trotzdem soll es natürlich hochwertig aussehen und dem gerecht werden, was an Inhaltsstoffen drinnen ist.
Verkauft ihr rein online?
Mittlerweile sind wir auch im KaDeWe in Berlin, bei Oberpollinger in München und im Alsterhaus in Hamburg gelistet.
Ich würde auch gern über deine Nahtoderfahrung sprechen. So nah war es ja Gott sei Dank nicht, aber das war schon krass und hat mich sehr beschäftigt. Hast du Angst, dass das wieder passiert?
Mein Aorta-Riss war ein Schock. Die Wahrscheinlichkeit, dass es nochmal passiert, ist sehr gering. Ich habe ehrlich gesagt mehr Angst, dass ich einen Schlaganfall bekomme. Die Gefahr, dass man in den ersten Monaten danach einen Schlaganfall bekommt, ist nämlich sehr hoch. Aber es gibt so viele Dinge, die man tun kann, damit das Risiko sinkt. Das hört sich allerdings oft einfacher an, als es ist. Dazu gehört zum Beispiel weniger Stress. Doch wie willst du das machen, wenn du drei Unternehmen hast? Ich habe immer 150 Prozent gegeben, weil es mir ja auch Spaß macht. Wenn ich da tue, steigt das Risiko wieder, dass mir etwas passiert. Das ist okay, aber manchmal habe ich damit noch ein Problem und fühle mich deshalb schuldig.
Hast du dadurch gelernt, Dinge loszulassen?
Ich habe natürlich erstmal Prioritäten gesetzt, klar. Wenn Dinge für Bayage in der Produktentwicklung stecken, kann ich natürlich nicht einfach sagen: Das mache ich jetzt nicht. Wir haben ja keine Investoren, sondern haben die Firma selbst aufgebaut und ich möchte natürlich auch, dass sie erfolgreich wird. Dafür hängt mein Herz zu sehr dran. Ich habe aber ein gutes Team um mich herum. Julian kann mir viel abnehmen und ich arbeite auch mit meiner Schwester zusammen. Beide halten mir echt den Rücken frei. Mit meinem Blog Designdschungel mache ich schon seit Jahren nur langfristige Kampagnen. Und bei den Brands, mit denen ich arbeite, merke ich, dass es einen Grund hat, dass wir zusammengefunden haben.
Du bist erst 33 Jahre alt, hast aber bereits drei Firmen gegründet.
Das reicht auch erstmal. Ich will niemals nie sagen – ich kann mir durchaus vorstellen, mein Wissen an andere Firmen weiterzugeben. Das ist superspannend, ich bin auch Gründerin mit Herz und Seele.
Ihr habt auch eine eigene NGO.
Die heißt Juamii, das bedeutet wörtlich übersetzt Sonnengesellschaft. Julian war 2015 für ein Stipendium in Kenia und hat dort gesehen, dass Leute einfach keine richtige Stromversorgung haben. Das ist wirklich extrem gewesen. Was sie haben, ist Sonne und was sie brauchen, ist Elektrizität, am besten natürlich clean. Teilweise saßen die Kinder mit Kerosinlampen in den Schulen und haben abends noch gelernt. Wir haben jetzt schon drei Schulen mit Solarzellen versorgt und bauen gerade den zweiten Brunnen. Seitdem wir diese Solarsysteme an den Schulen haben, haben die Kinder auch eine bessere Versorgung, Kühlschränke, sie können Medikamente lagern. Und sie haben kleine Lichter. Das sind Waisenkinder, die haben teils schreckliche Dinge erlebt und haben nachts Angst. Es ist stockdunkel, 25 Kinder in einem kleinen Raum. Durch die kleinen Lichter können sie besser schlafen und lernen.
Finanziert ihr euch durch Spenden?
Ja. Die erste Schule haben wir durch die Community und andere Spendenaufrufe finanziert und dann kam ein großer Partner, Bischoff & Ditze Energy, dazu. Letztes Jahr haben wir auch ein Buch mit Geschichten rausgebracht, die die Kinder aus den Schulen geschrieben haben. Der gesamte Erlös davon geht an die Schulen.
Fahrt ihr oft dorthin?
Vor Corona schon. Julian war dreimal da und ich einmal. Das war 2019. Letztes Jahr wollten wir nochmal hin, da ging es natürlich nicht. Und auch jetzt ist es noch schwierig.
Hast du manchmal Angst, zu scheitern?
Angst habe ich nicht, ich denke darüber gar nicht nach. Ich bin überzeugt von dem, was ich mache. Hört sich arrogant an, so soll es aber nicht klingen.
Wo siehst du dich in zehn Jahren?
Ich finde, das ist superschwer zu beantworten. Aber ich hoffe, so glücklich zu sein wie ich jetzt bin. Mit Julian und meinem Freundeskreis in Hamburg. Das ist privat für mich das Wichtigste. Und beruflich kann ich mir vorstellen, in Start-ups miteinzusteigen. Einfach Wissen weiterzugeben. Oder eine Dozentenstelle, zum Beispiel für Online Marketing oder Design.
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