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Kasia Mol-Wolf
Bild: Tina Luther

Kasia spricht Klartext: "Ist das das Ende meines Traums?"

31.10.2023
Kasia Mol-Wolf

Jeden Monat spricht EMOTION Founder & Editorial Director Kasia Mol-Wolf Klartext über ein Thema, das sie gerade bewegt. Diesmal: Sie hätte niemals gedacht, dass es dazu kommt. Dann musste unsere Verlagsgründerin aufgeben. Eine Momentaufnahme der Ungewissheit.

Diese Worte fallen mir sehr schwer. Mehrmals musste ich Anlauf nehmen. Denn während ich diese Zeilen schreibe, weiß ich nicht, ob es das letzte Mal ist, dass ich mich hier an euch wende. Weiß noch nicht, wie unsere Geschichte mit EMOTION ausgeht ...

Das Ende meines Lebenstraums

Am 30. Juni musste ich nach mehr als 13 Jahren Insolvenz anmelden. Nach 13 Jahren voller schöner, bewegender Momente. Voller Begegnungen und Austausch mit vielen von euch. Voller Geschichten, die unser Redaktionsteam produziert hat, immer mit dem Ziel, Frauen voranzubringen. Aber es waren auch 13 Jahre voller Kampf. Schon als ich EMOTION gekauft habe, waren Magazine unter Druck, das ist nicht einfacher geworden. Dann kam Corona, dann stiegen die Produktionskosten, Inflation, ein schwieriges Umfeld, um Investor:innen zu gewinnen – als jetzt noch ein paar ungünstige Dinge zusammenkamen, blieb mir keine andere Wahl, als aufzugeben. Plötzlich war es da: das Ende meines Lebenstraums. Es ist immer noch unwirklich. Gerade funktioniere ich, wie man funktioniert, wenn man plötzlich einen geliebten Menschen verliert. Das Leben muss weitergehen, aber etwas Wichtiges fehlt. Und die Ungewissheit ist groß, wie das gehen soll mit dem Weitergehen.

Kasia Mol-Wolf
Unter Schock, aber sie will die Zuversicht nicht verlieren: Kasia Mol-Wolf

Entweder du hast gewonnen oder du hast viel gelernt

Scheitern fühlt sich an, wie das Ende der eigenen Welt, denn als Unternehmerin trage ich die Verantwortung und habe alles verloren. Und egal, welche Gründe es gibt: Es bleibt ein Scheitern. Als ich 2009 die Freiheit als Unternehmerin gewählt habe, habe ich das Risiko auf mich genommen. Jetzt ist es passiert. Zu dem Schock kommt ein zweiter: Eine Insolvenz reißt viele mit. Bis zuletzt hätte ich das gern verhindert. Es tut mir unendlich leid. Und wie bei mancher Entscheidung, die ich heute gern anders getroffen hätte, ist auch diese Last etwas, das ich nicht mehr ändern kann. Viele ermutigen mich, es sei die Chance auf einen Neustart. Auch dafür gilt es, mit der Situation zu leben und die Zukunft mit den Erfahrungen besser zu gestalten. Entweder du hast gewonnen oder du hast viel gelernt, heißt es. Vielleicht werde ich in einem Jahr zurückblicken und etwas Positives in dieser Situation erkennen, auch wenn das jetzt unvorstellbar scheint. Wenn ihr diese Zeilen lest, ist wahrscheinlich die Entscheidung gefallen. Dann steht fest, ob sich ein:e passende:r Käufer:in für EMOTION gefunden hat, ob es eine Zukunft für uns gibt. Wie auch immer es ausgeht, eines weiß ich: Ich habe bis zuletzt gekämpft und alles gegeben – finanziell, körperlich und auch viel meiner Familienzeit. Und noch etwas weiß ich bei allen Fehlern, die sich nicht mehr ändern lassen – der größte Fehler wäre, sich von der Angst vor Fehlern vom eigenen Weg abhalten zu lassen.

Jeder Tag kann ein Neufang sein

Auch wenn es gerade bitter ist, glaube ich daran, dass es im Leben auch darum geht, nach Niederlagen wieder aufzustehen, weiterzugehen oder einen neuen Weg einzuschlagen. Und dabei weder den Glauben an sich selbst, noch die Zuversicht zu verlieren, dass jeder Tag ein Neufang sein kann. Auch wenn gerade alles ungewiss ist, hätte ich auf die letzten 13 Jahre niemals verzichten wollen. Über 45 Menschen arbeiten in unserem Medienhaus, sind voller Engagement durch herausfordernde Phasen gegangen. Was uns dabei immer getragen hat: Wir haben für großartige Leser:innen und für eine wunderbare Community gearbeitet, haben euch hoffentlich auf eurem Weg bestärken und unterstützen können. Und egal, wie meine und unsere Welt aussieht, wenn ihr diese Zeilen lest, es war eine Chance und ein großes Privileg, EMOTION für euch zu machen. Danke euch!


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