Intrusive Gedanken sind Gedanken, die wir gar nicht haben möchten und deren plötzliches Aufkommen uns schockiert und ängstigt. Was hat es mit solchen geistigen Eindringlingen auf sich und wie geht man mit ihnen um?
Intrusive Gedanken – vielleicht kennst du sie auch. Denkst du manchmal ganz plötzlich Dinge, die du überhaupt nicht denken willst? Schreckliche, furchtbare, ekelerregende Dinge? Zum Beispiel: Beim Anblick eines Abgrundes schießt dir der bildliche Gedanke in den Kopf, jemanden dort hinunterzuwerfen – eventuell sogar eine geliebte Person. Oder du stellst dir vor, wie du jemanden küsst, der oder die dich richtig abstößt. Oder du spürst den Impuls, in einem beruflichen Kontext etwas völlig Unangemessenes, Obszönes zu sagen.
Wenn das auf dich zutrifft, dann hast du vielleicht ab und an intrusive Gedanken, also Gedanken, die ungewollt aufpoppen und die du am liebsten sofort wieder loswerden möchtest. Das Wort intrusiv bedeutet soviel wie aufdringlich, es handelt sich also um Gedanken, die sich uns ungefragt aufdrängen. In der Psychologie spricht man auch von "Intrusionen". Laut Psychologe Tobias Teismann kennen neun von zehn Menschen diese Art von unerwünschten Gedanken, wie er gegenüber Ze.tt erzählt.
Intrusive Gedanken: gedankliche Tabuthemen
Intrusive Gedanken kommen aus tabuisierten Themenwelten wie Gewalt, Sexualität oder Nonkonformismus, meistens geht es um die Vorstellung, etwas zu tun, was du selbst moralisch absolut falsch findest. Deshalb sind intrusive Gedanken oft von Scham darüber begleitet, so etwas furchtbares überhaupt zu denken. Man stellt sich etwa vor, jemandem körperliche Gewalt anzutun, in einem ruhigen Raum laut rumzubrüllen, jemanden richtig fies zu beleidigen … Was in unseren intrusiven Gedanken stattfindet, hat immer auch damit zu tun, was gesellschaftlich als besonders verwerflich gilt.
Drei Merkmale intrusiver Gedanken
Das Besondere an intrusiven Gedanken ist, dass man selbst schockiert über sie ist, sie unterscheiden sich deutlich von "normalen" Gedanken. Laut Forschungsergebnissen der Harvard Medical School gibt es drei charakteristische Merkmale intrusiver Gedanken: Die Gedanken sind für dich selbst ungewöhnlich, sie sind lästig und verstörend und sie sind schwer zu kontrollieren.
Bin ich zu so etwas fähig?
Wie sollte man solche Gedanken bewerten? Sind sie etwa Ausdruck von unbewussten, dunklen Bestrebungen? Möchte ich meinen Partner vielleicht insgeheim wirklich umbringen, wenn sich mir plötzlich der entsprechende Gedanke aufdrängt?
Der Psychologe Teismann kann diesbezüglich Entwarnung geben. Weil uns der Gedanke, den Partner vom Berg zu schubsen, sofort abstößt und Angst macht, seien wir sehr weit davon entfernt, den intrusiven Gedanken in die Tat umzusetzen. "Die negative Bewertung des Gedankens macht den Unterschied", erklärt er. Der intrusive Gedanke spiegelt eher unsere Ängste wider als dass er unsere geheimen Gelüste zutage fördert. Wir sind also gut beraten, diese Gedanken nicht überzubewerten und sie schon gar nicht als unser wahres Ich zu sehen. Zwischen Denken und Handeln besteht eben ein riesengroßer Unterschied.
Wie umgehen mit intrusiven Gedanken?
Stress und Angstsituationen können das Auftreten von intrusiven Gedanken begünstigen. Doch wie geht man mit diesen gedanklichen Störenfrieden richtig um, wenn sie eben da sind? Laut Harvard Medical School empfehlen sich diese drei Strategien:
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Identifiziere den Gedanken als intrusiv und sage dir selbst, dass das nur ein Gedanke ist, der wieder vergehen wird.
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Auch wenn du den Gedanken loswerden möchtest: Akzeptiere ihn zunächst einfach und versuche nicht, ihn zu unterdrücken, denn dadurch wird er nur noch verstärkt.
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Verurteile dich nicht für den Gedanken. Es ist nichts falsch mit dir, nur weil du mal so einen seltsamen Gedanken hast.
Wann benötige ich Hilfe?
Wer ab und an intrusive Gedanken hat und diese auch schnell wieder los wird, muss sich keine Sorgen um die eigene Gesundheit machen. Doch wenn die intrusiven Gedanken das alltägliche Leben negativ beeinflussen, solltest du dir Hilfe suchen, denn dann könnten sie zum Beispiel auf eine Zwangsstörung hinweisen.
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