Eine neue Studie beschäftigt sich mit dem Gender Pain Gap – und zeigt erneut auf: Die Schmerzen von Frauen werden weniger ernst genommen und infolgedessen schlechter behandelt. Die Konsequenzen: Frauen gehen bei körperlichen Schmerzen nicht zum Arzt oder zur Ärztin, sondern greifen auf Selfcare zurück.
Studien zum Gender Pain Gap – dem Phänomen, dass Schmerzen von Frauen weniger und schlechter untersucht und deshalb auch öfter falsch behandelt werden als bei Männern, gibt es schon seit längerem immer wieder. Seit einigen Jahren beschäftigt sich die Wissenschaft aber verstärkt mit den Diagnose- und Behandlungs-Diskrepanzen zwischen Frauen und Männern.
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56 Prozent der Frauen sagen: Ihr Schmerz wird nicht ernstgenommen
So befasst sich auch eine neue Studie des Schmerzmittel-Herstellers Nurofen mit dem Gender Pain Gap. 5100 britische Männer und Frauen wurden dafür befragt.
56 Prozent der befragten Frauen berichteten, dass sie das Gefühl hatten, ihr Schmerz würde ignoriert oder nicht ernst genommen werden. Zum Vergleich: 49 Prozent der Männer berichteten, dass es ihnen so gehe. Von den Betroffenen gab jede vierte Frau an, dass allgemein niemand ihre Schmerzen ernst nehme. Bei den betroffenen Männern war es jeder sechste.
Vollbad statt Arztbesuch? Frauen behandeln ihre Schmerzen mit Selfcare statt ärztlicher Hilfe
Das hat Folgen: Nicht einmal ein Drittel der befragten Frauen würde sich bei starken Schmerzen tatsächlich ärztliche Hilfe holen. Mehr als doppelt so viele, 62 Prozent, behelfen sich stattdessen mit rezeptfreien Medikamenten aus der Apotheke oder greifen auf Alternativen, etwa Hausmittel, zurück. Oder eben Selfcare, also Dinge, die ihnen gut tun.
Ein Leben mit unbehandeltem Schmerz hat Konsequenzen. 41 Prozent der Frauen geben an, dass sie aufgrunddessen Probleme mit ihrem Schlaf haben. Beinahe ein Viertel (24 Prozent) sagte, ihre chronisch starken Schmerzen würden depressive Stimmungen in ihnen hervorrufen.
"Frauen sind zu oft sich selbst überlassen"
Dr. Nighat Arif, eine britische Allgemeinmedizinerin, überraschen die Ergebnisse der Studie nicht. "Wir leben in einem System, das so aufgebaut ist, dass Frauen zu oft sich selbst überlassen sind", sagt sie. "Dass Gesundheitsexpert:innen die Schmerzen von Frauen nicht ernst nehmen, ist ein Umstand, auf den ich und viele andere Mediziner:innen schon lange aufmerksam machen."
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