Obwohl Endometriose weit verbreitet ist, warten viele Betroffene lange auf Diagnosen, zu der Krankheit wird außerdem verhältnismäßig wenig geforscht. Wenn es nach Karl Lauterbach geht, soll sich das ändern, wie er jetzt in einem Interview sagt.
Im "Social Live" der Tagesschau stellte sich Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kürzlich den Fragen der Bürger:innen. Viele davon behandelten die Pandemie und das weitere Vorgehen der Bundesregierung, aber auch Frauengesundheit war ein Thema, zu dem viele Menschen mehr wissen wollten.
Besonders häufig ging es dabei um Endometriose, eine der häufigsten gynäkologischen Krankheiten. Offizielle Angaben zur Anzahl der Betroffenen gibt es nicht, die Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V. schätzt aber, dass zwischen 8 und 15 Prozent aller Frauen zwischen Pubertät und Wechseljahren an Endometriose leiden.
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Du willst mehr zum Thema Endometriose wissen? Hier geht's zum Interview mit einer Betroffenen und Prof. Dr. med. Sylvia Mechnser, die seit 2005 das Endometriose-Forschungslabor der Berliner Charité leitet.
Allein, dass es kaum offizielle Statistiken und Zahlen oder Studien zu Endometriose gibt, zeigt, wie wenig Aufmerksamkeit der Krankheit immer noch geschenkt wird – vor allem in Relation zu ihrer Häufigkeit. Genau dieser Fakt beschäftigte auch die User:innen, die Fragen zum Thema Endometriose stellten, vorrangig. Viele von ihnen, darunter Model und Betroffene Anna Wilken, fragten Lauterbach: "Wann wird mehr Geld in die Endometriose-Forschung investiert? Wie planen Sie, Betroffene zu unterstützen?"
"Keine wirklich guten Medikamente" gegen Endometriose vorhanden
Lauterbach verwies darauf, dass das Bundesgesundheitsministerium kein Forschungsministerium wäre und die Frage eher an Bettina Stark-Watzinger, Ministerin für Bildung und Forschung, zu richten sei. "Endometriose ist eine Krankheit, die vom Leidensdruck her unterschätzt wird", sagte er außerdem. Tatsächlich ist Schmerz einer der Hauptmerkmale von Endometriose – aber nicht nur. Auch ein unerfüllter Kinderwunsch setzt vielen neben den physischen Schmerzen auch noch psychisch zu. Bei 40 bis 60 Prozent der Frauen, die ungewollt kinderlos bleiben, ist Endometriose die Ursache. Sowohl Diagnose als auch Behandlung laufen bei Endometriose-Patientinnen oft nur schleppend voran.
"Es ist eine schwere Erkrankung, die die Lebensqualität deutlich einschränkt und für die wir noch keine wirklich guten Medikamente haben. Wenn hier seitens des Forschungsministeriums mehr investiert werden würde, fände ich das richtig", so Lauterbach im Interview.
Die Frage aller Fragen: Wer ist zuständig?
Lauterbach könnte allerdings in seiner Position als Gesundheitsminister zumindest ein starkes Signal setzen und versuchen, den Verantwortlichen klarzumachen, wie wichtig Investitionen in die Endometrioseforschung sind. Auch die Frage, warum es in Deutschland noch keine nationale Strategie zur Bekämpfung von Endometriose gebe, wurde im Interview aufgeworfen. Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte eine solche Strategie schon Anfang des Jahres für sein Land angekündigt und will damit die Diagnose, Behandlung und Erforschung der Krankheit verbessern. Lauterbach sagte dazu: "Wir könnten Signale setzen. Ich habe mich auch in der Vergangenheit mehrfach dafür stark gemacht". Die Verantwortung, eine solche Strategie in die Wege zu leiten, sieht der Gesundheitsminister aber bei Stark-Watzinger. Er könne ihr dabei helfen, indem er erkläre, was an den bisherigen Behandlungskonzepten nicht funktioniert.
Bleibt zu hoffen, dass bald etwas geschieht. Fest steht nämlich: Solange alle potenziell Zuständigen die Verantwortung nur weiterreichen, bleibt den Betroffenen nur ein langer, harter Weg zur Diagnose und Behandlung.
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