Manche Lebensweisheiten beeinflussen das eigene Leben nachhaltig. Wir teilen die besten Ratschläge, die wir je bekommen haben.
"Man braucht immer einen Grund, noch einmal wiederzukommen"
Das sagte mein Vater früher gerne, wenn ich im Urlaub enttäuscht war, nicht alles gesehen oder gemacht zu haben, was ich gerne wollte. Ich finde, diese Einstellung ist ein wunderbarer Gegenpol zu unserer "Da geht noch was"-Gesellschaft und ich freue mich bis heute regelmäßig über die Gelassenheit, die mir dieser Satz, nicht nur im Urlaub, schenken kann.
Judith Keßeler, Redakteurin in der Digitalredaktion
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"Rede mit den Leuten, nicht über sie"
Das hat mir mal eine kluge Vorgesetzte gesagt, bei der ich mich über eine Kollegin beschwert hatte. Wie recht sie hat! Lästern und bei Dritten Dampf ablassen lösen kein Problem. Im Jobkontext legt man damit oft das Fundament für ein toxisches Klima, Misstrauen und Mobbing. Und man macht sich selbst klein damit. Denn klar: Kritisches Feedback ist nicht immer willkommen und man braucht Mut! Aber nur so gibt man dem bzw der anderen die Chance, Dinge zu verändern.
Ilka Schwabedissen, Brand & Communication Manager im Sales Marketing
"Dein Job muss dir zu 80 Prozent Freude bereiten"
Der beste Ratschlag, den ich jemals bekommen habe, kam von meinen Eltern. Welchen Beruf ich einmal ergreifen werde, war ihnen nie so wichtig – nur, dass er mich glücklich macht. Die beste Weisheit, die sie mir je übers Arbeitsleben mitgegeben haben, war, dass Arbeit Spaß machen darf und niemand sich kaputt schuften muss, um als erfolgreich zu gelten. Ihr Grundsatz "Dein Job muss dir zu 80 Prozent Freude bereiten, maximal 20 Prozent dürfen dich nerven" war ein Kriterium für jeden Job, den ich seitdem hatte. Und er begleitet mich auch weiterhin durchs Leben. Immer dann, wenn ich mich frage, ob mich etwas glücklich macht oder nicht, denke ich an diese 80-20-Regel. Und sie hilft – jedes Mal.
Anna Dunst, Redakteurin in der Digitalredaktion
"Es ist nur eine Phase…"
Ein Klassiker, den man gern von Hebammen/Erzieherinnen in der Kita hört und der sich meist auf schwierige Entwicklungsphasen der Kinder bezieht – ich spreche von der Trotzphase im direkten Übergang in die Wackelzahnpubertät, die nahtlos an die Vorpubertät anschließt bis zum Pubertätsgipfel, der im Auszug mündet. Ein Ratschlag, der einfach zu allen Lebenssituationen passt. Denn alles verändert sich permanent. Und auch das scheinbar Unerträgliche hört irgendwann auf. Deshalb ist einer meiner liebsten Sprüche auf meiner Pinterest-Life-Pinnwand "Breathe, darling. This ist just a chapter. It's not your whole story." Mich beruhigt dieser Satz immer, denn er macht klar, dass das, was wir heute als Aufreger oder Katastrophe definieren, mit etwas Abstand an Dramatik und Wichtigkeit verliert. Und dass das Leben immer wieder ganz neue Wendungen bereit hält.
Sabine Rodenbäck, Chefredakteurin EMOTION.digital
"Fragt nach, warum eure Bewerbung abgelehnt worden ist!"
Dieser Rat des ehemaligen WDR-Ausbildungsleiters Hans Diedenhofen hat mir zu meinem Platz an der Journalistenschule verholfen. Ich war Anfang 20 und hatte vergeblich auf einen Praktikumsplatz gehofft, der von einem Magazin verlost worden war. Zum Trost wurde ich mit fast fünfzig anderen zum WDR eingeladen, wo uns der damalige Ausbildungsleiter Hans Diedenhofen erzählte, wie verwundert er sei, dass niemals jemand nachfrage, warum eine Bewerbung abgelehnt worden sei. Ich weiß noch, wie ich dachte: Darauf wäre ich wirklich nie gekommen! Fortan habe ich nachgefragt. Manchmal hieß es: „Dazu kann ich Ihnen nichts sagen“ – aber ein Mal hatte ich den Leiter Henri-Nannen-Schule am Apparat, der suchte sich meine Bewerbung raus und sagte: „Sie sind ein tragischer Fall. Sie haben die Punktzahl, mit der wir noch Leute in die zweite Runde eingeladen haben“ – erklärte mir dann, warum ich dennoch nicht dabei war und wünschte mir für die Zukunft alles Gute. Im selben Moment, als ich auflegte, beschloss ich, einen Brief hinterherzuschicken: Ich dankte für die Auskunft, räumte ein, dass sich vermutlich niemand die Chance der zweiten Runde entgehen lassen würde und fragte, ob es dennoch in Ordnung sei, wenn ich auf gut Glück anreiste, um in den Startlöchern zu stehen, sollte jemand wider Erwarten nicht antreten. Eine Woche später kam die Einladung zu Runde zwei – und am Ende erhielt ich einen der begehrten Ausbildungsplätze. (Hat übrigens nicht nur bei mir funktioniert, sondern auch bei denen, denen ich es weitererzählt habe!)
Silvi Feist, Senior Editor
"Wenn es nicht einfach ist, ist es nicht das Richtige"
Diesen Ratschlag bekamen zwei gute Freundinnen und ich vor etwa zehn Jahren von einer fremden Frau in einer Bar. Wir besprachen, wie man das als Teenager so tut, gerade eine heikle Männergeschichte und ließen uns wohl etwas zu laut über die ein oder andere Verhaltensweise aus, die "doch nicht sein könne". Plötzlich drehte sich die Frau am Nebentisch zu uns um, schaute uns tief in die Augen und sagte: "Mädels, wenn ich euch eins sagen kann, dann das: Wenn es nicht einfach ist, dann ist es nicht das Richtige." Dieser Rat begleitet mich seitdem durch mein Beziehungs- und Singleleben und auch einige meiner Freund:innen haben ihn schon zu hören bekommen. Dazu muss ich sagen, dass ich den Satz nicht bedingungslos unterschreiben würde. In Beziehungen kann es sich durchaus lohnen zu kämpfen und wer bei jeder Schwierigkeit das Weite sucht, wird sicherlich auch nicht glücklich. Aber wenn beim Dating von Anfang an grundsätzliche Themen zu Problemen führen, wie zum Beispiel schlechte Kommunikation, es an Bindungswillen oder Wertschätzung mangelt , wenn sich das Kennenlernen nicht ungezwungen und leicht anfühlt, sondern kompliziert und anstrengend, dann kann man es sich noch so sehr wünschen, aber dann ist das Gegenüber oder der Zeitpunkt meistens (leider) einfach nicht richtig.
Judith Keßeler, Redakteurin in der Digitalredaktion
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