Luxus und nachhaltige Kosmetik sind immer noch sehr konträr, zu viel hochwertiges Packaging hier, zu viel Inhaltsstoffe da – Chanel geht mit "N°1" jetzt einen Schritt in die richtige Richtung. Wir sprachen mit Armelle Souraud, Scientific Communication Director bei Chanel.
Wer an Beauty-Produkte von Luxusmarken wie Chanel denkt, denkt an folierte Packungen, schwere Tiegel und pudrige Cremetexturen, die häufig nur mit Silikon als Inhaltsstoff gelingen. Dass das 2022 nicht mehr sein muss, beweist Chanel mit seinem neuen Konzept "N°1", einer Serie, die sowohl Pflege, Make-up als auch Duft umfasst. Die Inhaltsstoffe sind clean, die Tiegel aus recyceltem Glas, um ein Vielfaches leichter und CO2-schonender, die Kartonagen mit wasserbasierter Tinte bedruckt, auf Überflüssiges wie Folien und Beipackzettel wurde gänzliche verzichtet. Chapeau!
EMOTION: Armelle – "N°1", es gibt wohl keinen passenderen Namen für diese neue Serie, wie lange habt ihr daran entwickelt?
Armelle Souraud: Das stimmt! Wir haben fünf Jahre an der Entwicklung gearbeitet. Und die Serie ist eine perfekte Zukunftsvision von Madmoiselle Chanels ganzheitlicher Visionen im Bezug auf Pflege, Make-up und Duft, sie war damals ihrer Zeit voraus. Das Konzept ist ein neuer Ansatz, der sich wieder auf das Wesentliche konzentriert .
Was war die größte Herausforderung? Der Verzicht auf Inhaltsstoffe, das Packaging?
In der Formulierung haben wir uns strikt an ökologische Vorgaben gehalten, wir haben uns auf unser Know-how verlassen und uns der Herausforderung gestellt, die Verpackung so schlank wie möglich zu halten. Der Spagat war natürlich, unserem luxuriösen Anspruch gerecht zu werden und trotzdem die Regeln einzuhalten. Gerade bei der Textur der Creme wollten wir auf keinen Fall auf ein sensorisches Erlebnis verzichten, für den Softness-Effekt ist der hohe Anteil des Kamelienöls verantwortlich, der die Haut durchfeuchtet, sie aufpolstert und ihr Leuchtkraft verleiht.
Der Hauptwirkstoff ist die rote Kamelie, sie steckt als Öl, Extrakt oder Wasser in allen Produkten – wie habt ihr herausgefunden, das Mademoiselle Chanels Lieblingblüte ein wahrer Zellschützer ist?
Das ist eine lange Geschichte! Sie ist ein Immergrün und blüht im Winter, alleine deshalb ist sie eine bemerkenswerte Pflanze. Unsere Geschichte beginnt vor Jahren mit der weißen Kamelie: Camellia japonica alba plena, bei ihr haben wir Moleküle gefunden, die die Haut Wasser speichern lässt, deshalb steckt sie in unserer "Hydra Beauty"-Linie – bald begannen wir die ganze Spezies zu untersuchen und entdeckten bei der roten Kamelie einen hohen Anteilen an Protocatechuic-Säuren, einem Niacinamid, dem hohe regenerierende Eigenschaften zugesprochen werden.
Während der Pressekonferenz wurde von sogenannten Zombie-Zellen gesprochen, was hat es damit auf sich?
Wissenschaftlich sprechen wir von Senescence-Zellen, das sind Zellen, die im Alterungsprozess überall im Körper vorkommen. Durch die jahrelange Forschungsarbeit zusammen mit Professor Grillari von der Universität Wien fanden wir heraus, dass der Zellalterungsprozess in drei Phasen abläuft, die Zelle stirbt ab und schädigt die Nachbarzellen. Im Bezug auf die Haut kann der Wirkstoff der roten Kamelie die Hautzellen stärken und somit schützen.
Hat sich die Pflegeroutine in den letzten Jahren verändert, sind die Ansprüche gestiegen?
Unbedingt! Vor allem Frauen leben heute in einer urbanisierten Gesellschaft, das heißt, die Pflege muss sich dem Lifestyle anpassen, aber auch die wachsende Umweltbelastung, den Stress und den Schlafmangel durch die Doppelbelastung Famile, Job und Kind ausgleichen. Das Bedürfnis nach einer Pflege, die eine gesunde, junge Haut verspricht, gepaart mit einem ganzheitlichen Wellbeing-Ansatz, ist hoch.
Von was träumen wir in der Beauty-Zukunft?
Von der Umsetzung umweltverantwortlicher Konzepte und neuen Wegen zu mehr Wohlbefinden.
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