Wochenlang freuen wir uns auf die Zeit mit Partner:in und der Familie. Kaum geht's los, droht schon der erste Streit. Im Urlaub! Strategien gegen Frust unter Palmen.
Streit im Urlaub – jetzt ist Zeit, es krachen zu lassen!
Eigentlich bitter. Kaum haben wir gemeinsam mit unseren Liebsten frei, kriselt's. Gereizte Stimmung am Flughafen, genervte Paare am Bahnhof, was in den Autos los ist, will man gar nicht wissen. Eigentlich sollte diese kostbare Zeit doch dazu dienen, die Beziehung zu intensivieren, aber oft ist das Gegenteil der Fall: Statistiken haben aufgedeckt, dass die Hochsaison für Trennungen zwischen Mai und August liegt – der Haupturlaubszeit. Gerade ohnehin angeknackste Beziehungen sind im Urlaub einem Härtetest ausgesetzt.
Warum ist Streit im Urlaub anscheinend unvermeidbar?
Die Erwartungen an den Urlaub sind hoch. Endlich reden, endlich gemeinsam Spannendes erleben, endlich Sex. Was so klingt, als sei es ein gemeinsames Ziel, birgt Tücken. Romantische Abende am Strand, Pläneschmieden für die Zukunft, die finale Klärung aller Paarprobleme sollen den Urlaub zum ultimativen Beziehungsbooster machen.
Hohe Erwartungen schaffen Probleme
Die Erwartungen an die freie Zeit sollten vor der Abreise ganz ehrlich geklärt werden: Will der eine endlich mal alle Alltagsprobleme klären und so zweisam wie möglich Zeit verbringen, der andere aber einfach nur am Strand seine Ruhe haben, ist der Konflikt vorprogrammiert. Dann hilft es, Zeitfenster einzuplanen, um beidem gerecht zu werden. Machen wir dem anderen bereits vor dem Urlaub klar, wo unsere Prioritäten liegen, stärkt das das gegenseitige Verständnis.
Akzeptieren, dass der gemeinsame Urlaub nicht perfekt sein muss
Unsere Vorstellungen von dem perfekten Urlaub zu zweit sollten wir dringend korrigieren. Es ist okay, morgens Zeitung zu lesen oder mal eine Stunde online zu daddeln. Im Restaurant dürfen wir schweigen und uns lediglich umgucken. Auch getrennte Unternehmungen sind vollkommen okay. Eine übersteigerte Erwartung ans Liebesleben muss sich ebenfalls der Realität beugen: Tropische Temperaturen, körperliche Tagesaktivitäten, die Mischung aus Schweiß, Sonnencreme und Moskitospray fördern nicht automatisch die Erotik. Eine Studie von ElitePartner aus 2018 zeigt: Jeder Zehnte berichtet davon, schon einmal eine Sexflaute im Urlaub erlebt zu haben (11 Prozent).
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Problem 'Räumliche Enge – null Rückzug'
24 Stunden zusammen und keine Gelegenheit, sich zurückzuziehen – das stresst viele Paare. Gerade die, die schon lange einen fest ritualisierten Alltag leben, kommen oft nicht damit klar, den anderen permanent um sich zu haben. Tipp: Eine Gewöhnungsphase einplanen, kleine Solo-Auszeiten nehmen, Toleranz üben, das Thema Zweisamkeit nicht ganz so hoch hängen – nach ein paar Tagen entspannt sich die Lage (hoffentlich).
Herausforderung: der erste gemeinsame Urlaub
Ist der Urlaub die ultimative Bewährungsprobe? Statistiken haben ergeben, dass der erste gemeinsame Urlaub häufig Anlass zur Trennung gibt. Unter Palmen zeigt sich offenbar die Tauglichkeit einer Zweierbeziehung – ob er ein Langeweiler ist und sie gut mit kleinen Pannen umgehen kann. Wir können es kaum glauben, aber unter jungen Frauen grassiert tatsächlich häufig noch der: Er-macht-mir-im-Urlaub-einen-Antrag-Virus. Macht er es nicht, droht die große Enttäuschung. Dabei sprechen die Zahlen doch für sich: Laut einer Hochzeitsstudie werden rund 37 Prozent aller Heiratsanträge im trauten Heim gemacht.
Familienurlaub – wenn Eltern sich zoffen
Ein weit verbreitetes Phänomen ist der Elternstreit im Urlaub. Denn: Ohnehin haben Eltern im Familienalltag wenig Zeit, Konflikte zu klären und die Paarbeziehung zu pflegen. Die Rollenverteilung ist flexibel wie Beton, die Struktur der Woche ebenfalls. Bricht in diesem Konstrukt temporär die Ferien-Anarchie aus, stellt das Familien vor Herausforderungen. Realistische Erwartungen sollten Eltern schon im Vorfeld abstecken, und Beziehungsprobleme auf ruhige Gespräche am Abend verschieben. Wenn Mutti shoppen will und Vati surfen, Emmi auf den Ponyhof und Lulu in den Freizeitpark, kommt Stress auf. Die Wünsche aller Familienmitglieder zu erfüllen, ist wieder eine Orga-Frage. Eine Idee könnte sein, schon am Vorabend Ideen für den nächsten Tag zu sammeln und abwechselnd einem Wunsch umzusetzen. Kleiner Trick, um die Zufriedenheit zu steigern und das Wir-Gefühl zu fördern: Jeder kürt am Abend die Highlights des Tages!
Ideen für einen harmonischeren Urlaub
- Die Stimmung sinkt? Zeit für ein neues gemeinsames Hobby. Surfen lernen, Berg besteigen, Kanu fahren – neue Aktivitäten und gemeinsames Lernen stärken das Wir-Gefühl. Die Adrenalinausschüttung bei aufregenden Erlebnissen fühlt an wie frisch verliebt sein.
- Der andere verhält sich anders als gewünscht? Es hilft, sich selbst in den Fokus zu stellen, abgenabelt von der Rolle innerhalb der Beziehung. Statt zu grummeln, lieber ein gutes Buch lesen, meditieren, einen inspirierenden Podcast hören (zum Beispiel unseren EMOTION-Podcast "Kasia trifft…"), eine Massage im Hotelspa genießen oder den Yogakurs am Strand buchen. Das führt dazu, dass wir entspannen und unsere Perspektive verändern.
- Gelassen bleiben, wenn es kracht: Zwei Drittel aller Paare streiten sich im Urlaub. Also alles ganz normal. Auch wenn der Sinn nach sofortiger Abreise steht und man die Tatsache verflucht, dass Scheidungen noch nicht online innerhalb von drei Minuten rechtlich wirksam werden – ein Streit muss nicht das sofortige Ende bedeuten. Ein Tag Solo-Urlaub kann die Lage schon entspannen. Durchatmen, reden und die Auszeit trotzdem genießen.
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