Weniger ist mehr, lautet der aktuelle Konsens der Modebranche. Klassische Looks erleben gerade eine Renaissance. Ein Aspekt davon ist der "Preppy-Style", ein Look, der an wohlhabende Privatschüler:innen erinnert. Unsere Autorin vermutet: Dahinter steckt mehr, als nur reich aussehen zu wollen.
"Quiet luxury", "Old money style", "Preppy style" – all diese Schlagwörter, die die Modebranche schon seit längerem beschäftigen, kommen zu einem Schluss: Zurückhaltende und damit lässige Eleganz ist gerade das modische Nonplusultra. Klassische und teils auch konservative Looks ohne überladene Logos, dafür mit Pullundern, Button-Downs und Chinos sind gerade überall. Quasi trendfern, aber immer stilsicher.
Es geht nicht nur darum, wohlhabend auszusehen
Seinen Namen hat der Preppy-Style von Privatschüler:innen an renommierten Schulen ("Preparatory Schools") – und erinnert damit auch automatisch die meisten an Wohlstand, andere wiederum vermutlich an Blasiertheit. Dabei hat die Begeisterung für den Look gar nicht unbedingt mit dem Wunsch, reich auszusehen, zu tun. Denn der Preppy-Style steht auch für das offenbar weitverbreitete Bedürfnis, hochwertige und langlebige Teile zu besitzen, in denen man sich wohlwühlt, anstatt dauernd etwas neu kaufen zu müssen. Ironischerweise ist das Phänomen, das oft als Trend gehandelt wird, damit genau genommen das Gegenteil davon. Vielmehr scheint es darum zu gehen, unkomplizierte und zugleich klassische Mode zu tragen, bei der man sich sicher sein kann, dass sie in ein paar Jahren oder gar Monaten nicht wieder "out" ist. Und um das Gefühl, in ein simples Outfit schlüpfen, in dem man sich sofort wohl fühlt.
Ohne Schwarze Kultur wäre der Preppy-Style nicht da, wo er heute ist
Aber es gibt auch kritische Stimmen zu der Kultivierung des Preppy-Style-Hypes. Zum Beispiel von der US-Modejournalistin Rachel Tashjian, die die Frage in den Raum stellt, ob das Phänomen langsam überzogen wird. Sie hinterfragt, warum gerade so viele junge Menschen, die eigentlich immer als liberaler gehandelt werden als die Generationen vor ihnen, gerade so auf optischen Konservatismus setzen – und macht zudem darauf aufmerksam, dass der Preppy-Look ohne Schwarze Kultur gar nicht existieren würde. Ein Umstand, der in der Modewelt oft übersehen und ihrer Ansicht nach nicht genug gewürdigt wird. Jason Jules, der Autor des Buches "Black Ivy: A Revolte in Style", weist darauf hin, dass es Schwarze Männer waren, die den klassischen "Ivy Look", dem Brands Polo Ralph Lauren und Tommy Hilfiger unter anderem ihren Erfolg verdanken, wirklich edgy und cool machten. Und damit auch auch die heutige Modewelt immer noch beeinflussen.
Und genau die kann gerade nicht genug von der simplen Eleganz kriegen, für die der Preppy-Look steht. Laut Tashjian könnte genau dieser Hype den legendären Ex-Gucci-Kreativdirektor Alessandro Michele sogar den Job gekostet haben. Ihn kannte und bewunderte man in der Branche nämlich eher für seine exzentrischen und fantasievollen Designs – und nicht für Polohemden & Co.
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