Laura Malina Seiler ist Life-Coach, schreibt Bücher, verbreitet die Botschaft 'Selbstliebe' im Podcast, gibt Webinare und ihr neuester Plan: ein Online-Fernsehkanal, nur für gute Nachrichten. Wie macht sie das?
Laura Malina Seiler – Life-Coach, Unternehmerin, Autorin und Mutter
Als ich im "Soho House" ankomme, erscheint auf meinem Handy die Nachricht: "Komm in den achten Stock – ich habe dich angekündigt!" Und da, auf der Dachterrasse des "Soho House", die ausschließlich Mitgliedern vorbehalten ist, sitzt Laura Seiler an einem Ecktisch. Kauend kommt sie mir entgegen und umarmt mich ganz selbstverständlich. Da ist kein Fremdeln. Wir sind uns sofort nah. "Ich höre auch gleich auf zu essen, aber Pommes sind meine Leibspeise!" Auch im wahren Leben wirkt Laura so authentisch und natürlich wie in ihrem Podcast "Happy, Holy & Confident". Ihr Lieblingswort: unfassbar. Was auch auf den Erfolg der 31-Jährigen zutrifft ...
EMOTION: Dein Buch "Mögest du glücklich sein" ist ein #1 Amazon-Bestseller, du hast Tausende Menschen gecoacht, darunter erfolgreiche Musiker und Spitzensportler. Dein Podcast "Happy, Holy & Confident" gehört mit 6 Millionen Downloads zu den erfolgreichsten deutschen Podcasts. Hättest du dir dieses Szenario in deinen kühnsten Träumen ausgemalt?
Laura Malina Seiler: Mein großer Traum als Teenager war es, Polizistin zu werden und zur Reiterstaffel zu gehen. Leider bin ich damals bei der Einstellungsprüfung am Diktat gescheitert. Das fand ich total unfair. Ich habe sehr geweint und dachte: Hey, ihr verliert hier gerade wegen ein paar Rechtschreibfehlern eure beste Frau! Ich hätte da eine gute Energie reingebracht in den Laden. Heute bin ich dankbar, dass es nicht geklappt hat.
Wie erklärst du jemandem, der dich gerade erst kennenlernt, was du beruflich machst?
Ich sage: Ich arbeite als Life Coach, bin Unternehmerin und Autorin. Ich beschäftige mich mit Themen wie Meditation, Achtsamkeit, persönlicher Weiterentwicklung – und versuche so viele Menschen wie möglich für diese Themen auf unterschiedlichen Kanälen zu begeistern: Buch, Podcast, Webinare, Online-Kurse, Vorträge ...
Tipp: Höre auch unser Interview mit Laura Malina Seiler im EMOTION-Podcast "Kasia trifft ..."!
An (m)einem Beispiel möchte ich verdeutlichen, wie du beim Coachen vorgehst, und dir eine Frage stellen, die mir am Herzen liegt: Sosehr ich im Zusammenhang mit meinem Beruf alles sofort erledige, sosehr verschiebe ich den Punkt "Me-Time" auf meiner To-do-Liste wieder und wieder auf morgen. Welchen Rat hast du für mich?
Mach dir bewusst, dass jeder Tag wie ein kleines Leben ist. Und wenn du jeden Tag so lebst, wie du leben möchtest, wirst du am Ende deines Lebens dein Traumleben gelebt haben. Mein Rat lautet: Fang mit kleinen Schritten an!
Hört sich gut an. Was für kleine Schritte sind das?
Fang damit an, Me-Time als Ausdruck von Selbstliebe zu sehen. Zu sagen: Ich bin mir das wert. Tausche die Worte, die du eben gesagt hast: "Ich kann nicht (jeden Morgen mit meinem Hund im Wald spazieren gehen)" gegen: "Ich möchte gern (in den Wald gehen)." In beiden Fällen sind die Worte in deinem Kopf – egal ob du sie aussprichst oder nicht. Mit meiner Morgenroutine hat es auch nicht sofort geklappt. Ich friere immer sehr. Also habe ich mir den wärmsten Bademantel gekauft. Darin kuschele ich mich direkt nach dem Wachwerden ein und jetzt meditiere ich so regelmäßig. Ich bin überzeugt davon, dass ein Grundstein meines Erfolges ist, dass ich den Tag bewusst beginne und nicht (was ich früher gemacht habe) als erstes auf Instagram gucke, was andere für ein tolles Leben haben.
Okay, und was soll ich weiter tun?
Frage dich: Warum nimmst du dir keine Zeit für dich selbst? Warum glaubst du, dass alles andere wichtiger ist als du? Unsere Gesellschaft ist sehr yanglastig, sehr männlich geprägt. In unseren Köpfen herrscht das Bild vor: Um wertvoll zu sein, muss ich die ganze Zeit was tun, etwas erreichen. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber wenn ich mir eine Auszeit genommen habe, schaffe ich in zwei Stunden mehr als sonst am ganzen Tag. Überlege dann: Was genau würde ich tun, wenn ich mir Zeit für mich nehmen würde? Was fehlt mir?
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3 Gedanken für ein selbstbestimmteres Leben von Laura Malina Seiler:
1. Beginne den Tag, indem Du Dich auf etwas fokussierst, für das Du dankbar bist. Ein Morgenritual gibt Dir Kraft für den Tag.
2. Reflektiere Dein Inneres in Situationen, in denen Deine Gefühle Dich zu überwältigen scheinen. Bewerte rational, bevor Du emotional urteilst.
3. Nimm Dir Stift und Papier und schreibe auf, wie Du dir Dein Leben ab jetzt vorstellst. Sei der Autor Deines eigenen Drehbuchs.
Ich spiele Schlagzeug, kümmere mich um meine Schafherde – aber das ist in gewisser Weise ja auch: etwas tun. Ich sehne mich danach, nichts zu tun. Einfach im Stall zu sitzen und den Schafen beim Kauen zuzuhören. Was macht dir denn Freude, Laura?
Ich schlafe für mein Leben gerne. Meine Freunde machen sich, seit ich denken kann, deswegen über mich lustig. Aber dieses Gefühl, unter die Decke zu schlüpfen, der Geruch des frischen Kopfkissens – wundervoll!
Was zeichnet dich aus?
Eine meiner hervorragendsten Eigenschaften: Ich sehe immer das Gute. Meine Freunde sind davon manchmal so hart genervt: "Boah, Laura, wie kannst du bloß alles so wunderschön finden?" Und ich habe die Gabe, Menschen in ihrer Ganzheit zu sehen, Zusammenhänge zu erkennen. Jeder Mensch ist ja nicht nur er selbst; hinter ihm steht seine komplette Familie und deren Glaubenssätze. Wenn du erzählst, dass es im Haus deiner Eltern kein Sofa gibt, hast du ja schon eine Ahnung, woher du deine Rastlosigkeit hast.
Meine Freunde sagen manchmal genervt: 'Boah, Laura, wie kannst du bloß alles so wunderschön finden?'
Laura Malina SeilerTweet
Dich hat die Scheidung deiner Eltern geprägt, da warst du zehn Jahre alt.
Ja, das war eine sehr schwere Zeit. Als Kind hat man ein Urvertrauen, rechnet nicht damit, dass etwas Schlimmes passiert. Die Trennung meiner Eltern war für mich so schmerzhaft, die erste große Erschütterung. Ich bin behütet groß geworden – in dem Internat, in dem mein Vater Direktor war. Als meine Mutter weggegangen ist, habe ich angefangen, an bedingungsloser Liebe zu zweifeln. Ich habe mich sehr in mich zurückgezogen, gedacht, wenn ich verlassen werde, bin ich allein sicherer. Das ist natürlich eine ungesunde Lebenseinstellung und war unfassbar anstrengend.
Es klingt nach einer Erfahrung, die dich wirklich durchgeschüttelt hat.
Aber ohne dieses Erlebnis könnte ich die Arbeit nicht machen, die ich heute mache. Damals bin ich aus der Situation geflüchtet und mit 15 für ein Austauschjahr nach Venezuela gegangen. Aber wegen des Putschs gegen Präsident Chávez musste ich das Land verlassen; ich habe dann den Rest des Jahres in Bolivien verbracht. Erst mit 22, als ich mit Coaching angefangen habe, habe ich aufgehört, mich zu bemitleiden – und die Verantwortung für mein Glück übernommen. Hier in Berlin bin ich sesshaft geworden. Vorher habe ich jedes Jahr meinen Lebensmittelpunkt verändert.
Ein buntes Leben!
Ich habe in Düsseldorf Politikwissenschaften, Spanisch und Italienisch studiert, den Master in Interkultureller Kommunikation gemacht. Für die Masterarbeit habe ich ein Stipendium für Berkeley bekommen (Anm. d. Red.: die Elite-Uni Berkeley nahe San Francisco). Weitere Stationen: Praktika bei VW in Pamplona, in Berlin bei der Werbeagentur Scholz & Friends und als Werkstudentin in Berlin bei Axel Springer. PR für einen bekannten Rapper. Ab 2013 war ich Artist Managerin in einer Berliner Musik-Management-Agentur. Parallel habe ich meine Ausbildung zum Coach gemacht und meine Selbstständigkeit aufgebaut.
Du arbeitest mit deinem Freund zusammen, mit dem du auch zusammen lebst. Wird das nie zu viel?
Paul hat eine eigene Agentur und macht bei mir das Marketing. Er erdet mich sehr. Bis vor wenigen Jahren habe ich als Scheidungskind tiefere Beziehungen vermieden. Zum Glück habe ich inzwischen gelernt, wieder Menschen nah an mich heranzulassen. Ich fange gerade an zu verstehen, dass es nichts Wichtigeres gibt als Freunde und Familie. Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich in ein paar Jahren mit meinem Mann Paul vom Surfen in unser Haus am Meer zurückkommen. Und als 85-Jährige möchte ich in meinem Schaukelstuhl sitzen, während meine Enkel um mich herumtoben.
Und welche beruflichen Ziele hast du dir noch gesetzt?
Ich bin eine Visionärin, ich habe Großes vor. Wie einen Online-TV-Kanal aufbauen, auf dem nur gute Nachrichten gesendet werden. Oder einen botanischen Garten mit einem Meditations-Tempel schaffen, wo Menschen aus aller Welt hinkommen können. Wenn ich wieder mal vor Ideen sprudele, hilft mir meine Assistentin Sarah sehr beim Ordnen der Pläne: "Okay, Laura, schreiben wir auf die Liste." Ich setze Dinge sehr, sehr schnell um; ich mache einfach. Viele warten auf den Moment, wo sie sich zu 1.000 Prozent bereit fühlen loszugehen. Aber der wird nicht kommen. Es geht darum, einfach loszugehen – obwohl oder vielleicht sogar weil du Angst hast.