So stoppst du das Grübeln: Coach Veit Lindau verrät Tricks, der Grübelfalle zu entkommen und positiver zu werden!
Der Grübelfalle entkommen – Wir haben Mindset-Coach Veit Lindau gefragt, wie das gelingt
Für viele Menschen ist Grübeln ein Problem. Warum fällt es so schwer, dieses Verhalten zu verändern? Alles was wir oft machen wird schnell zu einer Gewohnheit. Dazu zählt auch die Art des Denkens. Das ist die einfachste Erklärung. Wenn wir irgendwann mal angefangen haben über eine Sache nachzudenken und diese Gedankenloops nicht schließen, bleiben die Loops in unserem Kopf offen. Wir bekommen heute sehr viele Informationen geliefert, doch uns fehlt die Zeit, um alle Informationen zu verdauen. In unserem Kopf bleiben also diese Loops offen. Viele davon sind uns gar nicht mehr bewusst und dennoch stressen sie uns weiterhin. Der Klassiker ist, dass du dich nachts müde ins Bett legst und plötzlich hellwach bist, weil dir diese ganzen offenen Loops, die ganzen unverarbeiteten Informationen, bewusst werden.
Warum bringt Grübeln nichts?
Es ist wichtig anzuerkennen, dass Grübeln im klassischen Sinne eine Denkgewohnheit ist, die überhaupt nichts bringt. Die hat nichts mit konstruktiv kritischem Denken zu tun, sondern ist ein sorgenumthrontes Denken über Sorgen, die meistens gar nicht eintreten. Und selbst, wenn sie eintreten, hat mich mein Grübeln ja nicht darauf vorbereitet. Dann habe ich mir die Wochen und Monate bis zu dem mit Angst behafteten Ereignis auch noch versaut.
Die Forschung hat festgestellt, dass 85 Prozent von dem, was wir befürchten, nie passiert. Und dass 79 Prozent von uns mit den 15 Prozent der sich bewahrheitenden Bedenken, weit besser umgeht, als wir vorher annahmen.
Was können wir tun, um zwischen Bedenken und realen Tatsachen unterscheiden zu lernen?
Tipp 1 gegen Grübeln:
- Wenn ich Klienten habe die viel Grübeln, dann gebe ich ihnen den Auftrag ein Gedankentagebuch zu führen. Das heißt sie setzten sich eine Woche jeden Tag für eine halbe Stunde hin und schreiben ganz genau auf wie sie denken. Danach gehe ich mit ihnen den Monolog durch und analysiere mit ihnen wie effektiv ihre Gedanken sind. Und dann merken sie relativ schnell, dass Grübeln ganz viel aus Wiederholungen besteht, also gar nicht aus einer Lösung, sondern immer nur aus Gedanken wie „Oh Gott, oh Gott. Das kann alles passieren“.
Tipp 2 gegen Grübeln:
- Es braucht außerdem ein gutes Achtsamkeitstraining. Achtsamkeit hilft mir nämlich, die Energie aus meinem Denken herauszuziehen und auf etwas zu richten, was gerade stattfindet. Wenn ich gelernt habe, mich beim Grübeln auf meinen Körper oder meinen Atem zu konzentrieren, dann setze ich keine Energie mehr fürs Grübeln ein und komme zur Ruhe. Bei vielen Menschen ist der Verstand wie ein vollgefülltes Glas mit Wasser, was ständig aufgerührt wird. Deshalb können sie nur schwer zur Ruhe kommen. Jedes Mal, wenn ich achtsam bin, höre ich auf in diesem Wasserglas rumzurühren und ich kann mich beruhigen. Außerdem können wir uns antrainieren, unsere Gedanken in eine konstruktive Richtung zu lenken. Das bedeutet mit sinnvollen Fragen zu arbeiten, mit sinnvollen Aufgabenstellungen zu arbeiten und den Verstand so zu trainieren.
Und was ist, wenn man trotz der Einsicht doch weiter grübeln möchte?
Unser Gehirn ist ja immer auf der Suche nach Ekstase. Ekstase können wir gleichsetzen mit Erregung. Auf eine bestimmte Art und Weise hat Grübeln auch etwas Erregendes. Das ist wie, wenn man aus Langeweile einen Horrorfilm guckt, um unterhalten zu werden. Dann ist man für eine Weile von der Langeweile abgelenkt. Wenn ich mich aufrege, errege ich mein Gehirn. Das mache ich meist dann, wenn ich nicht genug positive Erregung habe. Das Gehirn sucht permanent nach Gründen, dass Strom fließt. Und, wenn das nicht aus positiven Gründen passiert, suche ich mir negative Erregung.
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Hängt das Halten an die negative Aufregung auch damit zusammen, dass man nicht weiß man will?
Wenn man nicht weiß, was man will, kommt man schnell zu dem Gedanken, dass man weiter grübeln will. Anders sieht das aus, wenn man ein Ziel hat. Nehmen wir mal an, dass du unbedingt auf den Mount Everest willst… Dann weißt du, dass es wenig Sinn macht im Basislager darüber zu grübeln, was alles schief laufen kann. Denn du hast ein Ziel und bist bereit, diesem Ziel dein Grübeln unterzuordnen. Wenn das Ziel fehlt, dann erzeugt der Mind einfach künstliche Probleme.
Man sollte lernen mit sich in Kontakt zu kommen und erkennen, wer man ist. Dann wird einen das Leben nicht so schnell verrückt machen. Wenn ich z.B. nicht weiß, dass ich nicht mein Denken bin und es nur ein Werkzeug ist, dann identifiziere ich mich mit meinem Denken. Und, wenn mein Denken dann falsche Abfahrten nimmt, geht es mir einfach schlecht.
Veit LindauTweet
Meditation ist ein Weg, mit der Stille besser klar zu kommen – was mache ich, wenn ich sie zunächst nicht ertragen kann?
Die meisten Menschen ahnen instinktiv, dass sie in der Stille zum ersten Mal richtig mitbekommen, was für ein Wahnsinn in ihrem Oberstübchen abläuft. Deshalb ist die Versuchung groß, sich weiter abzulenken und weiter rumzulaufen. Deswegen empfehle ich in Meditationsgruppen oder in Seminare mit einem möglichst erfahrenen Meditationslehrer zu gehen. Der hilft diese erste Phase zu überbrücken. Das lohnt sich wirklich. Wenn du einem Alkoholiker die Flasche wegnimmst, dann stellt er sich ja auch quer. Genauso ist es, wenn du einem professionellen Grübler das Grübeln wegnimmst. Er braucht ebenfalls eine Unterstützung an seiner Seite.
Über Veit Lindau
Veit Lindau ist Teacher, Speaker und Autor gilt als Experte für eine integrale Selbstverwirklichung des Menschen, er hat 20 Jahre Coaching-Erfahrung und mit mehr als zehntausend Klienten gearbeitet.
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