Maria Astor, besser bekannt als Masha, bedient mit der Kombi aus Mode und Politik eine Nische auf Social Media. Ein Gespräch über die toxische Seite von Instagram, Nachhaltigkeit und was wir von Katzen lernen können.
Als ich Masha für unser Interview Mitte Dezember anrufe, kenne ich sie nicht persönlich, unser langes Gespräch wird dafür umso persönlicher. So sehr, dass sie mir am Ende etwas – zu der Zeit des Interviews – sehr Privates anvertraut. In einem sind wir uns auch sofort einig: Katzen sind einfach toll.
EMOTION: Du bist zweifache Katzenmama. Was magst du an Katzen so?
Masha: Katzen sind eigenständig, haben ihren eigenen Willen und man muss sich ihre Liebe ein bisschen verdienen. Sie zeigen einem ihre Grenzen auf und das ist auch gut so. Wir können viel von ihnen lernen.
Du warst eine der ersten deutschen Bloggerinnen. Was tust du, damit du in dieser sich ständig wandelnden Social-Media-Welt bestehen kannst?
Ganz essenziell ist, sich selbst immer mitzuentwickeln, neugierig zu sein, auszuprobieren, Lust auf Themen zu haben, neue Formate auszuprobieren und sich selbst auch immer wieder zu reflektieren. Es ist ein Balanceakt aus Dranbleiben und Neues ausprobieren.
Wofür willst du deine Reichweite nutzen?
Ich liebe an meiner Community, dass sie sich wirklich für meine Themen interessiert. Ich bin nicht wie ein Abziehbild und keine Influencerin, die beliebig ersetzbar ist. Klar, ich bediene eine Nische, weil ich Politik und Mode gleichermaßen bespiele, aber das macht auch den Reiz aus. Monothematische Inhalte wie Nachhaltigkeit finde ich zu schwer – manchmal will ich mich eher ablenken und manchmal will ich mich informieren. Ich will eine Plattform für beides bieten.
Stimmt, diese Mischung ist ungewöhnlich.
Es spiegelt mich wieder, denn ich interessiere mich für unfassbar viele Dinge – für Mode, Beauty, Politik, Wirtschaft, Finanzen – und für alles gleichermaßen. Ich bin keine Expertin in einem dieser Themen, sondern Generalistin.
Hast du manchmal Angst, dass die Bloggerblase platzt?
Die ist ja schon geplatzt. Die Frage ist eher: Platzt demnächst die Instagram-Blase? Kommt eine neue TikTok-Blase, die dann auch irgendwann platzt? Würde ich Sicherheit wollen, wäre ich als Influencerin in meinem Beruf falsch. Es ist einfach Teil des Spiels.
Wie hast du die Pandemie erlebt? Hast du auch Aufträge verloren?
Ich bin weniger rumgereist, habe natürlich auch Aufträge verloren, aber ich habe mich dadurch auch selbst gefunden. Das klingt immer so abgedroschen, aber ich habe das große Privileg, dass ich in keinem systemrelevanten Beruf arbeite, der mich dazu zwingt, einfach weiterzumachen. Ich bin relativ frei und habe die Phase genutzt, mich weiterzubilden und Coachings zu machen. Ja, es war hart, aber es war auch extrem notwendig, den Speed mal rauszunehmen. Und mich auch zu fragen: Was macht mich aus, abseits von Social Media?
Auf deinem Blog schreibst du viel über nachhaltige Mode. Schaffst du es, hauptsächlich nachhaltig zu shoppen?
Ich versuche, nachhaltig zu leben, aber es ist schwer mit meinem Beruf zu vereinen. Dazu gehört für mich, meinen CO2-Abdruck so gering wie möglich zu halten. In meinem Fall ist das der Verzicht auf ein eigenes Auto, stattdessen fahre ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit meinem Elektroroller. Wir beziehen nachhaltigen Strom, ich verzichte ganz auf Fleisch und Fisch und lebe größtenteils vegan. So weit es geht verzichte ich auch auf Fast Fashion. Das gelingt mir größtenteils, aber ich habe auch mal kleine Ausrutscher. Grundsätzlich wünsche ich mir noch mehr nachhaltige Brands. Ich habe meinen Modekonsum extrem reduziert und versuche auch, Designer-Stücke secondhand zu kaufen.
Du reist gerne. Wo warst du als letztes und auf welchen Trip freust du dich als nächstes?
Ich wünschte, ich hätte ein nächstes Reiseziel! Einer meiner Happy Places ist Madeira. Weil die Insel nicht weit weg von Europa ist, aber zwei komplett unterschiedliche Klimazonen hat – einmal sehr sonnig und dann auch sehr mystisch. Dorthin zieht es mich immer. Island liebe ich genauso – ich mag diese mystische Landschaften mit viel Grün, das macht etwas mit mir. Ich war letztes Jahr aber auch regional unterwegs, in der Sächsischen Schweiz.
Hast du ein Guilty Pleasure, das du auf Social Media nicht teilst?
Alles, was mit Weltraum zu tun, hat eine magische Anziehungskraft auf mich. Diese Unendlichkeit finde ich einfach wahnsinnig spannend.
Wie schaffst du es, runterzukommen?
Mich genau mit diesen Themen zu beschäftigen, die für mich nicht greifbar sind. Wenn ich merke, ich bin wütend, dann hilft es mir, laufen zu gehen – das befreit meinen Kopf. Self-Care ist mir sehr wichtig, ich kümmere mich wirklich um mich selbst und meine mentale Gesundheit. Nehme mir Zeit und Raum für mich. Das ist gerade deshalb so wichtig, weil Social Media so ein toxischer Ort sein kann und man schnell in einen Strudel aus Ängsten und Zweifeln gerät. Social Media kann auch die eigene Selbstwahrnehmung beeinflussen. Deshalb musste ich Techniken entwickeln, um dem Ganzen mental langfristig standzuhalten. Es bringt nichts, eine Woche Social-Media-Detox zu machen und dann ist wieder alles wie vorher.
Welche Techniken hast du dafür entwickelt?
Mir hilft Sport sehr viel, aber auch zu manifestieren und zu meditieren. Und mich mit Themen zu beschäftigen, die nichts mit Social Media und meinem Content zu tun haben. Gerade weil ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe, brauchte ich etwas radikal Neues, in das ich mich flüchten kann – wie eben Weltraum, aber auch Astrologie.
Hast du ein Mantra?
Diesen Satz sage ich mir häufig: Die Zeit ist mit mir, die Zeit ist in mir. Ich bin immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit den richtigen Menschen. Das hilft mir immer, wenn ich unter Druck stehe oder das Gefühl habe, die Zeit läuft mir davon.
Was wünscht du dir für die Zukunft – wo siehst du dich in 10 Jahren?
Kann ich dir nicht sagen. Es bringt ja nichts, so weit in die Zukunft zu blicken. Egal wie sie aussieht, wir gestalten eh nur im Hier und Jetzt. Deshalb versuche ich, im Moment zu leben. Und der Rest wird sich dann zeigen. Für mich wird es auf jeden Fall ein aufregendes Jahr. Ich habe letztens erst die Nachricht bekommen, dass ich Mutter werde.
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