EMOTION-Coachin Mirjam Berle ist überzeugt: Aus Krisen kann man gestärkt hervorgehen. Aus privaten, aber auch den beruflichen. Mehr noch: wie man von schwierigen Phasen in der Karriere sogar profitieren kann, verrät sie hier.
Die japanische Kunst des Wabi Sabi steht für die Perfektion des Imperfekten, dafür, Schönheit in jedem Aspekt der Unvollkommenheit zu finden. Es ist sozusagen ein Schönheitsideal, das Vollkommenheit darin sieht, dass Dinge niemals statisch oder abgeschlossen, sondern immer im Fluss sind. Dieser Gedanke ist immer dann eine besonders wirksame Inspiration, wenn die Dinge im Leben anders als gewünscht laufen. Nicht nur, aber auch im Job.
Über die Coachin:
Mirjam Berle ist Advisor, Coachin, Speakerin und Autorin. Sie ist Expertin darin, Unternehmen und Menschen durch stürmische Zeiten zu führen. Ihr Motto: Krisen in Chancen umwandeln!
Jobkrisen können jeden treffen
Stell dir vor, dein Arbeitgeber gerät finanziell unter Druck. Eine Entlassungswelle steht im Raum. Inwiefern du selbst oder deine Kolleg:innen davon betroffen sind, weißt du nicht. Du bist verunsichert. Und willst natürlich nicht zu denen gehören, die das Unternehmen verlassen müssen. Also hängst du dich richtig rein, willst deine Aufgaben noch besser, noch effizienter durchsetzen. Bist überzeugt, dass du mit Fleiß und Können überzeugen kannst, gesehen und wertgeschätzt wirst. Aber es reicht nicht. Als die Karten neu verteilt werden, gehst du leer aus.
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Done is better than perfect
Woran hat es gelegen? Was war das Problem? Bist du nicht gut genug? Im Gegenteil: Das Streben nach Vollkommenheit hat dir ein Bein gestellt. Besonders in stürmischen Zeiten ist es oft wichtig, schnell aktiv zu werden, statt zu lange nach einer idealen Lösung zu suchen. Ganz nach dem Motto: "Done is better than perfect". Denn während du vielleicht noch an der perfekten Lösung arbeitest, ziehen diejenigen an dir vorbei, die sich mit passablen statt perfekten Ideen aus der Deckung wagen. Sie verleihen ihren Fähigkeiten Sichtbarkeit. Sie werden Teil des Lösungswegs. Voraussetzung dafür ist, den Schritt nach vorn ins Ungewisse zu wagen und dabei auch das Risko des Scheiterns in Kauf zu nehmen. Wer nicht wagt, gewinnt auch bekanntlich nicht!
Die folgenden drei Taktiken helfen dir, in Krisenzeiten über dich hinauszuwachsen.
1. Vergiss Vollkommenheit:
Die Vorstellung der Vollkommenheit ist (d)ein Hindernis. Sie führt dazu, dass du dich in Details verlierst und dadurch wichtige Entscheidungen oder Handlungen verzögerst – schlimmstenfalls verlierst du den Anschluss. Konzentriere dich daher lieber aufs Wesentliche, nutze deine Stärken und verbinde sie mit denen anderer, um Lösungen zu finden. So bleibst du im Spiel und zeigst, dass du in der Lage bist, auf Neuland Fuß zu fassen.
2. Wage neue Wege:
In turbulenten Zeiten gewinnt, wer eigene Kompetenzen und Stärken engagiert einbringt, um mögliche neue Wege nach vorn zu diskutieren, zu definieren und auszuprobieren. Bescheidenheit ist keine Zier. Sichtbarkeit ist keine Gier. Nur wenn du beherzt zeigst, was du kannst, wird deine Kompetenz für andere sichtbar und somit auch nutzbar. Nur wenn du aktiv mitmachst und dabei auch mal ein Wagnis eingehst, kannst du dich und deine Fähigkeiten beweisen.
3. Mindset schafft Möglichkeiten:
Um in Job-Krisen über dich hinauszuwachsen kommt’s darauf an, Möglichkeiten zu suchen, zu erkennen und zu verwandeln. Wenn du dein Mindset darauf ausrichtest, siehst du dort Gelegenheiten, wo andere noch im Dunkeln tappen. Der legendäre kanadische Poet und Musiker Leonard Cohen bringt es auf den Punkt: "There's a crack in everything. That's how the light gets in."
Wenn du also bei der nächsten Job-Krise gewinnen willst, verabschiede dich vom Anspruch an Vollkommenheit. Vertraue auch auf unvollkommene Ideen und bring sie aktiv in Diskussionen und Lösungsfindungen ein. Mit deinem Teil der Antwort wirst du zum Teil der Lösung. Du gewinnst Selbstvertrauen und Sichtbarkeit. Jetzt und nicht später!
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