Du bist bereit für eine Veränderung und spielst mit dem Gedanken, selbst zu gründen? Dir fehlt aber noch die zündende Idee oder du weißt nicht, welche Schritte du gehen musst, um dich tatsächlich selbstständig zu machen? Mit unserem Schritt-für-Schritt-Plan kannst du jetzt loslegen.
Die eigene Chefin oder der eigene Chef sein, an einem Herzensprojekt arbeiten und richtig durchstarten – viele Menschen träumen vom eigenen Unternehmen. Der kniffligste Part steht dabei häufig direkt zu Beginn an: Eine zündende Business-Idee. Doch wie findet man die?
Schritt 1: Die Business-Idee
Wer noch keine konkrete Idee für das eigene Unternehmen hat, wird diese in den meisten Fällen auch nicht am Schreibtisch entwickeln. Geh raus, sei aufmerksam und halte im Alltag die Augen offen. Führe Gespräche mit anderen, um Inspiration zu sammeln und auch mal die Perspektive zu wechseln – denn am Ende gründest du dein Unternehmen nicht nur für dich, sondern der Erfolg hängt auch stark von den Kund:innen ab. Und: Gib dir Zeit. Eine Idee zu entwickeln legt den Grundstein für dein gesamtes Business. Häufig ist DIE Idee auch keine plötzliche Eingebung, sondern entwickelt sich mit der Zeit.
Es gibt verschiedene Wege, eine Idee für dein Startup zu finden:
1. Eigene Idee
Für viele Gründer:innen ist ihr Startup die Verwirklichung einer eigenen Idee, zum Teil ein richtiges Herzensprojekt. Eine eigene Idee könnte zum Beispiel aus einem der drei folgenden Punkte entstehen:
- Bedürfnis stillen oder Problem lösen: Dir fehlt selbst ein Produkt oder eine Dienstleistung am Markt? Oder du stolperst über Probleme, für die du eine Lösung entwickeln könntest? Beide Szenarien führen häufig zu richtig guten Ideen – mit denen du im besten Fall auch eine Marktlücke schließt. Du kannst auch andere fragen, ob ihnen in letzter Zeit Probleme begegnet sind, für die sie gern eine Lösung hätten. Das ist häufig leichter zu beantworten, als die Frage nach konkreten Ideen für dein Unternehmen.
- Optimierungspotenzial nutzen: Gibt es Möglichkeiten, bereits bestehende Geschäftsmodelle zu verbessern? Wie könnten Prozesse effizienter, schneller oder günstiger gestaltet werden? Beispiele sind kürzere Lieferketten, ein optimierter Vertrieb, etc.
- Trends erkennen: In unserer Gesellschaft gibt es immer wieder übergreifende Entwicklungen und Trends, die innovative Ideen erfordern. Aktuell zum Beispiel das Thema Klimaschutz. Aber vorsicht: Bitte nur auf langfristige Trends aufspringen, denn dein Unternehmen bleibt hoffentlich länger bestehen als eine Saison.
2. Inspiration
Du musst das Rad nicht unbedingt ganz neu erfinden, sondern kannst dich auch von bereits erfolgreichen Startup-Ideen inspirieren lassen. Es gibt diverse Plattformen, die verschiedene Ideen vorstellen.
3. Franchise
Wer ohne eigene Idee selbstständig sein möchte, für die oder den könnte Franchise etwas sein. Die Franchisenehmerin oder der Franchisenehmer übernimmt dabei ein erprobtes Geschäftsmodell von der oder dem Franchisegeber:in und eröffnet eine neue Filiale. Dafür bezahlst du eine Gebühr, dein Risiko ist aber geringer und du erhältst Unterstützung, beispielsweise durch übergreifende Marketing- und Vertriebsstrategien.
4. Unternehmensnachfolge
Es gibt auch die Möglichkeit, im Zuge einer Unternehmensnachfolge ein bestehendes Unternehmen weiterzuführen – und so die Gründung zu überspringen. Hierzu gibt es verschiedene Plattformen, auf denen Unternehmer:innen Nachfolger:innen suchen.
Schritt 2: Die Ausgangslage
Du hast eine erste Idee im Kopf? Super. Nun gilt es, sie auf Herz und Nieren zu prüfen. Dabei kann dir zum Beispiel ein Business Model Canvas helfen. Das ist eine Übersicht, in der du deine Geschäftsidee mit all ihren Facetten ordnen kannst. Quasi ein Masterplan für dein Unternehmen. Hier kannst du das Modell herunterladen und findest eine genauere Erklärung.
Außerdem helfen dir diese vier Fragen, im ersten Schritt abzuchecken, wo du stehst und wo du hin möchtest:
- Ziel definieren: Willst du dein Startup zu deinem Hauptberuf machen oder eher als Hobby oder nebenberuflich betreiben? Wer direkt ganz groß denkt, wird wahrscheinlich in der Finanzierung auf Kapitalgeber:innen angewiesen sein. Fängst du erst einmal "nebenbei" an, reicht häufig das eigene private Startkapital.
- Status Quo der Idee: Gibt es bereits Lösungsansätze oder Erkenntnisse im Zusammenhang mit deiner Idee? Wo kannst du anknüpfen, wo brauchst du noch Informationen? Kennst du Expert:innen, mit denen du über deine Idee sprechen kannst?
- Feedback: Wen siehst du als deine Zielgruppe? Dieser Punkt wird auch im Business Model Canvas abgefragt. Sprich möglichst früh mit potenziellen Kund:innen und frage sie nach Feedback zu deiner Idee. So kannst du erkennen, ob die Idee wirklich gut, oder eher durchschnittlich ist.
- Realitätscheck: Wie realistisch ist die Umsetzung deiner Idee? Hast du selbst die Expertise für die Umsetzung, oder wer kann dir dabei helfen? Wie ist die rechtliche Lage? Achtung: Fachwissen einzukaufen kann schnell teuer werden.
Schritt 3: Businessplan ausarbeiten
Hat deine Idee den vorherigen Schritt überstanden? Sich vielleicht sogar noch weiterentwickelt? Dann kannst du sie jetzt richtig ausarbeiten. Wenn du Fremdkapital zur Finanzierung brauchst, kommst du an einem Businessplan nicht vorbei. Aber auch sonst ist er eine gute Grundlage für dich, um an alles zu denken und deine Idee zu Papier zu bringen. Ein Businessplan sollte folgende Punkte enthalten:
1. Zusammenfassung Kurz und knapp die Geschäftsidee zusammenfassen. Was ist dein USP (= Alleinstellungsmerkmal), wieso sollten Menschen zu dir kommen bzw. dein Produkt kaufen? Die Zusammenfassung sollte das Interesse der Leserin oder des Lesers wecken.
2. Geschäftsidee Hier erläuterst du deine Idee ausführlich. Was sind deine Ziele? Wie möchtest du vorgehen?
3. Gründer:innenteam Gründest du allein oder mit anderen zusammen? Stelle hier die Gründer:innen und ihre Fähigkeiten vor. Was qualifiziert dich oder euch, das Unternehmen erfolgreich zu führen?
4. Markt und Wettbewerber:innen Wer gründet, sollte den Markt, die Kund:innen und Wettbewerber:innen genau kennen. Wie groß ist das Marktpotenzial? Wie sehen deine potenziellen Kunden aus? Wer sind Konkurrent:innen und was haben sie zu bieten? Deine Marktanalyse solltest du möglichst mit Daten und Fakten belegen, denn das eigene Gefühl kann hier manchmal ganz anders sein, als die "echte Welt".
5. Marketing und Vertrieb Überlege dir eine Angebots-, Preis-, Vertriebs- und Werbestrategie. Wie willst du dein Produkt oder deine Dienstleistung bekannt machen? Was soll es kosten? Wie kommt es zur Kundin oder zum Kunden? Welche Marketingmaßnahmen willst du ergreifen?
6. Rechtsform Welche Rechtsform soll dein Unternehmen haben? Diese bestimmt die Haftung (zum Beispiel, ob du auch mit deinem Privatvermögen haftest) und wer im Unternehmen das Sagen hat.
7. Organisation des Unternehmens Brauchst du Mitarbeitende für dein Unternehmen oder deine Dienstleistung? Wie viele? Wie werden diese angestellt?
8. Finanzierung Wie willst du dein Vorhaben finanzieren? Wie viel Geld brauchst du, wo nimmst du es her? Mit welchen Kosten und Umsätzen kalkulierst du? Mit dem Fördercheck kannst du außerdem prüfen, ob dir staatliche Fördermittel zustehen.
Schritt 4: Ausprobieren & Netzwerk aufbauen
Die wenigsten Unternehmen werden von heute auf morgen groß. Wenn es deine Idee zulässt, probiere sie erst einmal im kleineren Rahmen aus. Wenn du etwas produzierst, könntest du zunächst eine kleine Anzahl herstellen und zum Beispiel auf Märkten, online oder in Geschäften, die einzelne kleine Verkaufsflächen vermieten, anbieten. So bekommst du ein Gefühl für die Nachfrage. Bietest du eine Dienstleistung an, kannst du das, wenn möglich, erst einmal "nebenbei" an ein bis zwei Tagen pro Woche machen und schauen, wie es läuft.
Manche Ideen lassen sich aber auch nicht im kleinen Rahmen ausprobieren – wenn du zum Beispiel eine Immobilie für dein Vorhaben anmieten musst, Technik beschaffen oder wenn die Produktion nur in größeren Mengen möglich oder rentabel ist. Hier ist es sicher wichtig, nicht Hals über Kopf zu entscheiden, aber an irgendeinem Punkt wirst du ins kalte Wasser springen müssen.
Egal, ob du klein anfängst oder mit Vollgas einsteigst: Ein gutes Netzwerk ist Gold wert! Richte einen Social Media Auftritt ein, vernetze dich mit Menschen und Unternehmen aus der gleichen Branche und tausche dich mit ihnen aus. So könnt ihr von den Erfahrungen der anderen profitieren. Du kannst auch Business-Netzwerken beitreten, zum Beispiel dem Dell Women's Entrepreneur Network (DWEN), das weltweit Gründerinnen miteinander vernetzt.
Trial and Error – Alle machen Fehler
Beinahe jede:r erfolgreiche Gründer:in ist vorher mindestens einmal mit einer Idee gescheitert. Laut Statistik überlebt nur jedes fünfte Startup länger als drei Jahre. Um das zu normalisieren, erzählen Gründer:innen zum Beispiel bei "Fuckup-Nights" von ihren größten Fails. Scheitern ist normal und du kannst daraus eine Menge lernen – aber das solltest du natürlich auch in Sachen Finanzierung berücksichtigen. Du musst damit rechnen, dass dein Geld, welches du in den Aufbau deines Startups investierst, weg sein könnte. Klar, im besten Fall wird es ein voller Erfolg und du machst Gewinn, aber gerade am Anfang braucht ein Unternehmen Zeit, um zu wachsen und bekannt zu werden. Stecke also bitte nicht dein letztes Erspartes ins Startup und setze damit deine Existenz auf Spiel, sondern gib dir lieber etwas mehr Zeit mit geringerem Investment und Wachstum.
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