Sprecht über Geld! Influencerin Diana zur Löwen hat das gelernt und will mit ihrer Reichweite Frauen finanziell empowern. Im Interview gibt sie konkrete Tipps.
Instagram- und YouTube-Star Diana zur Löwen im Interview
EMOTION: Diana, neben vielen anderen gesellschaftspolitischen Themen beschäftigst du dich auf Social Media jetzt auch mit Finanzen. Warum?
DIANA ZUR LÖWEN: Ich habe schon mit 18 ein Kleingewerbe angemeldet und musste mich früh damit befassen, was ich mit meinem Ersparten machen kann. Viele Leute haben mir ungefragt Ratschläge gegeben, da habe ich gemerkt: Ich muss mich selbst damit auskennen. Zudem hat meine Mutter mir mitgegeben, wie wichtig es ist, mich als junge Frau finanziell unabhängig zu machen. Dass diese Unabhängigkeit Freiheit bedeutet. Dass ich immer meine eigenen Träume und Ziele verwirklichen, fürs Alter vorsorgen und mich in einer Partnerschaft bloß nicht hinten anstellen soll.
Ich möchte auf meinen Kanälen einen Impuls geben und alle ermutigen, über Geld zu sprechen.
Diana zur LöwenTweet
Wann hast du angefangen, öffentlich darüber zu sprechen?
Als ich mich von meiner klassischen Bank getrennt habe, war das wie ein Schlüsselmoment. Ich habe gemerkt, dass ich da nicht so gut beraten wurde. Als ich das angesprochen habe, haben viele Bekannte sofort zugestimmt, von ähnlichen Erfahrungen berichtet und zugegeben, dass sie Angst vorm Risiko haben. Dann habe ich mich immer mehr damit auseinandergesetzt, habe mich aber lange davor gesträubt, etwas Eigenes zu dem Thema zu machen, weil ich mich nicht als Expertin gesehen habe.
Letztes Jahr hatte ich dann das Glück, das Team von Finanzfluss kennenzulernen, das ich mir als Expert:innen an die Seite geholt habe. Zusammen haben wir Themen einfach und verständlich aufbereitet und einen Finanzguide geschrieben. Ich möchte auf meinen Kanälen keine Handlungsempfehlungen geben, aber einen Impuls – und alle ermutigen, über Geld zu sprechen.
Wie überwindet man sich und spricht offen darüber?
Ich glaube, man muss einmal erkennen, wie hilfreich es ist! Zum Glück habe ich einen Freundeskreis, der sehr offen dafür ist. Wir tauschen uns über Gehaltsverhandlungen aus, über die Zukunft und sinnvolle Investitionen. Meine Freundinnen frage ich sogar immer: "Hast du jetzt deinen Personalausweis dabei? Dann fangen wir direkt an!" Manchmal merke ich nämlich, dass bei vielen noch so der letzte Klick fehlt. Ich sage immer: "Guck mal, so einfach geht es. Probier es doch einfach mal mit 20 Euro aus."
Was sind für dich sinnvolle Investitionen?
Keine Investments, die auf Statussymbole setzen, sondern darauf, Sicherheit für die Zukunft zu schaffen. Ich weiß, ich will in den nächsten fünf Jahren kein Haus bauen, aber vielleicht in den nächsten zehn, fünfzehn. Oder aber Investments, die Gründerinnen oder nachhaltige Unternehmen unterstützen. Da können Anlagen und Investments etwas sehr Empowerndes sein.
Podcast-Tipp: Bei "Kasia trifft..." spricht Diana darüber, wie man auf Social Media "echt" bleibt und Politisches und Selbstliebe vermittelt.
Altersvorsorge ist nicht unbedingt das attraktivste Thema. Glaubst du, viele jüngere Leute beschäftigen sich nicht so viel damit, weil es trocken ist?
Auf der einen Seite deshalb, ja. Aber auf der anderen Seite auch aus Angst, weil man schon so weit in die Zukunft guckt. Da denkt man schnell: Ach, das mache ich später!
Es ist aber so: Hat man sich einmal damit auseinandergesetzt, ist es gar nicht so kompliziert und unattraktiv wie man denkt. In unserer digitalen Welt muss man ja nicht mal mehr zur Bank gehen und dort was eröffnen, man kann das zu Hause in der Jogginghose machen. So ist auch die Hemmschwelle nicht mehr so hoch.
Du sprichst auf deinen Kanälen und in deinem Buch Melationship viel darüber, wie wichtig eine gesunde Beziehung zu sich selbst ist. Inwieweit hat auch finanzielle Absicherung damit zu tun?
Allein wenn man seine Einnahmen und Ausgaben kennt, gibt es einem ein bisschen Sicherheit. Aber das Wichtigste ist auch hier wieder die Unabhängigkeit. Zu wissen, dass ich auf keinen Partner angewiesen bin, tut mir extrem gut und ich schaffe mir damit meine eigenen Freiheiten. Gerade jetzt haben so viele Menschen Existenzängste, es ist so schlimm. Das zeigt wieder einmal: Geld ist natürlich nicht alles und wir haben es auch nicht immer selbst in der Hand, aber eine gewisse Absicherung bedeutet meistens eine Sorge weniger.
Neulich sprach ich mit einer Freundin über Geld und sie sagte, um die Finanzen kümmere sich meistens ihr Mann. Ist dir auch aufgefallen, dass das selbst in unserer Generation noch so verbreitet ist?
Auf jeden Fall! Ich sehe das auch in meinem Freundeskreis. In unserem Finanzguide haben wir das auch extra thematisiert und die Frage nach getrennten Konten gestellt. Am Ende ist es allen selbst überlassen, wie sie in einer Beziehung die Finanzen handhaben, aber die eigene Unabhängigkeit zu wahren, finde ich persönlich existentiell wichtig. Dazu gehört auch, dass beide sich mit Geld befassen und man nicht alles an den Partner abgibt. Auch wenn man sich wünscht, dass Beziehungen auf Vertrauen basieren und eine Ewigkeit halten – es gibt genug Beispiele, bei denen es anders läuft.
Du kennst die Reaktionen, die man bekommt, wenn man sich als Frau im Internet äußert, nur zu gut. Was kam da bei dir zum Thema Finanzen so zurück?
Mir schreiben vor allem Männer, die mir ihre Sicht auf die Dinge erklären: "Ich sehe das aber auch noch so und so..." Also mehr Mansplaining als Hate Speech tatsächlich. Viele wollen noch ihr Wissen zu meinen Beiträgen hinzugeben. Die sind aber natürlich absichtlich stark vereinfacht – erklär mal in einer Instagram Story so ein komplexes Thema! Ich sehe mich da auch eher als Impulsgeberin, für den nächsten Schritt muss man dann schon mal selbst googeln.
Du hast dich ja sehr früh selbstständig gemacht. Hast du das Gefühl, als Selbstständige muss man anders denken, was die finanzielle Absicherung angeht als wenn man angestellt ist?
Selbstständigkeit birgt mehr Risiken – wo sehen wir das klarer als jetzt in der Coronazeit? Als Selbstständige ist mein Einkommen nie gleich. Als Angestellte kann man leichter eine Strategie entwickeln: Das sind meine monatlichen Einnahmen, das sind meine Ausgaben, so viel möchte ich sparen, so viel möchte ich anlegen. Das ist etwas total Schönes, wenn man so eine Routine entwickeln, Sparpläne erstellen und sich einen ETF suchen kann, an den man glaubt. Und dann nimmt man jeden Monat 20 Euro und steckt die da rein.
Warum sollten wir uns also alle jetzt sofort mit Geld beschäftigen?
Damit wir ein Money Mindset entwickeln. Dabei geht es gar nicht (nur) darum, reich zu werden – was auch immer das bedeutet. Wichtig ist, dass man versteht, was mit dem eigenen Geld geschieht, je nachdem, wie man es anlegt. Was der eigentliche Wert von Dingen ist – nicht materiell, sondern auch auf Nachhaltigkeit bezogen. Und dass ich weiß, welche Art von Anlage für mein Leben die richtige ist. Und damit ich frei bin. Wenn man dieses Mindest einmal entwickelt hat, geht man viel bewusster mit seinen Finanzen um.
Lieber klein anfangen als gar nicht anfangen!
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So investiert Diana:
- Ich investiere gerne in Unternehmen, deren Werte ich auch vertrete, hinter denen zum Beispiel eine feministische, moderne Idee steckt.
- Dadurch, dass ich viele Kontakte in der Start-up-Welt habe, habe ich auch in Startups investiert. Das ist sehr risikoreich, bedeutet für mich aber auch immer ein großes Learning und stiftet Mehrwert, weil ich dadurch junge Gründer:innen unterstützen kann.
Dianas Finanztipps – was sie heute weiß und früher gern gewusst hätte:
- Ihr solltet euch zuerst Gedanken machen: Was für ein Risikotyp bin ich? Möchte ich eher in einzelne Aktien oder einen ETF investieren?
- Ihr dürft den Austausch nicht scheuen – über Geld spricht man! Ich habe mich lange nicht getraut, um Hilfe zu fragen, weil ich alles alleine schaffen wollte und Angst hatte, dass andere denken, ich sei doof. Heute schicken meine Freund:innen und ich uns ETFs, Unternehmenstipps, Ermutigungen – wir machen uns so unsere eigene kleine Finanzbubble und das macht sogar Spaß.
- Freund:innen sind die ehrlichsten Berater:innen. Sie erzählen dir auch, wenn sie mit einem Investment mal einen Fehler gemacht haben.
- Die Landschaft wandelt sich! Als meine Eltern investiert haben, konnte man noch Geld auf dem Konto liegen lassen und hat Zinsen dafür bekommen. Sparbriefe waren lukrativer als heute. Wir haben heute fast nur noch Aktien und Immobilien.
- Informiert euch lieber auf neutralen Plattformen als bei Banken, die ihre eigenen Interessen vertreten.
- Es gibt ganz viele Netzwerke, Events und Plattformen, auf denen es verständliche Infos gibt, zum Beispiel bei Finanzfluss oder in den Büchern von Beate Sander. Mir hilft es aber auch, die Nachrichten zu verfolgen, um zu wissen, was in der Welt, auf dem Markt und an der Börse abgeht.
- Es ist wie bei vielen anderen Dingen auch: Man braucht erst mal das Bewusstsein, die Informationen – und dann den Tritt in den Hintern, damit man es auch wirklich macht.
- Die Börse und auch die Start-up-Welt sind sehr männerlastig. Mich macht das richtig wütend und traurig und ich hoffe einfach, dass ich ein bisschen dazu beitragen kann, dass sich das ändert.
- Nicht stressen! Lieber klein anfangen als gar nicht anfangen!
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