Anna Graf ist Innovation Lead im Web3 bei Arvato Systems, einem Teil der Bertelsmann Gruppe und verrät uns, warum Metaverse und Web3 mehr als ein Trend sind, mit dem wir uns beschäftigen sollten und wie wir dort den passenden Job für uns finden. Am 8. Mai ist sie Speakerin beim EMOTION Women's Day.
Anna, was machst du als Innovation Lead im Web3?
Wir entwickeln für unsere Kunden ein Produkt-Portfolio, um sie sowohl beim Thema Metaverse als auch rund ums Web3 zu begleiten.
Bestimmt hörst du die Frage häufiger, aber was ist das Web3?
Im Grunde befindet sich das Internet in einem Evolutionsprozess. Die Frage ist: Was ist der nächste Schritt? Eine direkte Interaktion und ein direkter Austausch ohne eine dritte Partei sind die Grundideen vom Web3. Das kann man sich so vorstellen: Wenn ich in meiner Wallet den Auftrag gebe, einen Bitcoin an eine andere Wallet zu übertragen, passiert das direkt. Dazwischen steht keine Bank, wo ich eine Überweisung ausfüllen muss.
Und das Metaverse?
Da gibt es sehr viele unterschiedliche Definitionen. Den Begriff "Metaverse" gibt es schon seit 1992 als Dystopie aus dem Science-Fiction-Roman "Snow Crash". Darin geht es um die Flucht aus der echten in eine virtuelle Welt. Wenn wir uns dem Begriff aber anders nähern, beschreibt er auch eine Definition der Zeit, in der wir anderen häufiger mithilfe digital begegnen, als in der echten Welt. Wie viele Meetings finden mittlerweile online statt? Im Metaverse ist es heute schon möglich, einen zusätzlichen Raum zu eröffnen, wo wir einander virtuell treffen können und einen Avatar benutzen.
Wo finden wir sonst noch Überschneidungen im Alltag?
Bei Instagram und TikTok haben wir zum Beispiel ganz viele Filter. Hier nutzt man "Augmented Reality", also eine Erweiterung der Realität durch digitale Elemente.
Ist Metaverse eigentlich ein Teil von Web3?
Es kann ein Teil davon sein. Das sehen wir etwa bei "Decentraland", einer virtuellen Welt, die auf der Ethereum-Blockchain basiert. Da wird mit Token, also kryptographischem Eigentum bezahlt. Die Nutzer:innen können digitale Gemeinschaftsräume, Einkaufszentren, Kunstgalerien, Konzerte oder andere virtuelle Events besuchen und digitale Produkte kaufen. Kauft man sich ein Grundstück, wird man Teil einer sogenannten "DAO", eine dezentrale autonome Organisation, und hat damit auch gewisse Rechte und Pflichten, weshalb ich immer erstmal empfehlen würde, Grundstücke nur zu mieten. Zugang zum Decentraland habe ich über meine Metamask oder meine Wallet, wo alles gespeichert ist, was ich in dieser Welt nutzen kann. Damit kann ich auch handeln.
Brauchen wir unbedingt eine VR-Brille, um das Metaverse erleben zu können?
Alle Metaversen, die wir kennen, sind meist auch so über den Computer oder das Handy aufrufbar. Die immersive Erfahrung – das Eintauchen in die virtuelle Realität geht dadurch natürlich etwas verloren. Es gibt sehr schöne Anwendungen, bei denen sich die VR-Brille lohnt. Bei einem Meeting im Metaverse bin ich, auch aufgrund der fehlenden Mimik, noch skeptisch. Allgemein ist die User Experience auch im Web3 noch verbesserungswürdig. In den letzten Monaten haben wir aber ganz viele Fortschritte gesehen: Unternehmen, die Wallets etwa über einen Mailaccount einfacher zugänglich machen und dadurch Brückenbauer sind.
Du willst dich weiterentwickeln? Beruflich und privat? Dann komme jetzt auf den EMOTION Women’s Day. Am 8. Mai veranstalten wir DIE Jobkonferenz für Frauen. Sei dabei im Cinemaxx Hamburg Dammtor!
Wo stehen wir gerade?
Metaverse ist kein absolutes Nischenthema mehr, sondern hat Einzug in alle Ebenen des Lebens gefunden. Inzwischen beschäftigen sich ja auch die Regierungen damit und sogar die Zentralbanken. Deswegen ist es auch so spannend, sich damit außerhalb des Hypes zu befassen. Technisches Grundkenntnisse sind vorteilhaft, aber ich denke, dass es am Ende darum gehen wird, welche Produkte Unternehmen schaffen und mit welchen Experiences sie Menschen dazu bringen, dabeizubleiben.
Welchen Bereich findest du denn besonders spannend?
Industrial Metaverse ist eines meiner Lieblingsthemen. Auch werden beispielsweise komplette Stadtteile als digitale Zwillinge nachgebaut. Da geht es etwa um Nachhaltigkeit, weil wir so datenbasiert errechnen und sehen können, wie sich Emissionen reduzieren lassen. Geht es um Lieferketten, kann eine Blockchain inzwischen die Prozesse optimieren und die Herkunft des Produkts verifizieren. Und schließlich geht es vermehrt auch um den Einsatz von KI, etwa im Testing von Maschinen.
Wie arbeiten wir im Metaverse?
Remote arbeiten gehört bereits für viele zum Alltag. Onboarding-Prozesse im Metaverse helfen beim Einstieg und speziell auch bei Schulungen.
Und welche Jobs entstehen da gerade?
Community-Manager haben momentan einen der interessantesten Jobs und werden im Web3 inzwischen sehr gut bezahlt. Dann haben wir im Bereich Wirtschaft zum Beispiel "Tokenomics": Wie viele Token spielen wir aus und wie werden die verteilt? In Zukunft wird es vermehrt auch um Ethik gehen und die Frage, was das Metaverse mit uns macht. Oder im Bereich Linguistik: Wie kommunizieren wir miteinander?
Alle klassischen Berufe können auch ins Metaverse und Web3 übertragen werden. Kleine Unterschiede gibt es, dass die Developer im Hintergrund zum Beispiel nicht mit "Java", sondern mit "Solidity smart contracts" programmieren. Das Gleiche gilt für die virtuellen Welten, in denen gerade viele 3D-Designer:innen gebraucht werden.
Ich glaube, es ist wichtig, zu entdecken, welche Jobs und Skills sich übertragen lassen und neugierig darauf zu sein, welche neuen Möglichkeiten sich ergeben. Momentan haben viele Angst, ihre Jobs durch künstliche Intelligenz zu verlieren. Dabei sehe ich KI eher als Tool, das man sich zunutze machen kann.
Wo finden wir diese Berufe?
Es gibt spezielle Jobbeschreibungen, nach denen man suchen kann, wie "Unreal Developer". Wichtiger finde ich aber, wenn jemand gerne im Web3 oder Metaverse arbeiten will, das Thema bei einer Bewerbung einfach anzusprechen, auch wenn die Stelle nicht explizit dafür ausgeschrieben war.
Hast du noch einen Tipp für diejenigen, für die Metaverse und Web3 noch Neuland ist?
Besonders auf LinkedIn bekommt man viel von diversen Leuten mit, die in diesem Space arbeiten, also: Folgen, kommentieren, kommunizieren. Das Schöne an der Web3-Community ist, dass wir uns untereinander gerne aushelfen. Auch bei einfachen Fragen. Als ich das erste Mal mit dem Thema in Berührung gekommen bin, kam es mir auch so vor, als würden alle eine andere Sprache sprechen. Doch dann bin ich selbst schnell zur Übersetzerin geworden.
Anna Graf spricht auf dem EWD darüber, wie Web3 und das Metaverse Frauen in der Zukunft stärken und befähigen kann, welche neuen Chancen und Potentiale Frauen in Web3 wahrnehmen können und warum sich jede Frau mit den neuen Technologien auseinander setzen sollte.
Mehr Themen: