Der arme Obstkorb: Von einer banalen, aber netten Aufmerksamkeit ist er in der öffentlichen Wahrnehmung mittlerweile schon fast zur Red Flag in Stellenausschreibungen avanciert. Und obwohl er ein Paradebeispiel für "Placebo-Benefits", vermeintliche Vorteile, die Angestellen eigentlich nichts bringen, ist, gibt es noch mehr. Auf diese Formulierungen solltet ihr achten.
Viele Unternehmen haben eine lange Liste an Anforderungen, die sie in Stellenausschreibungen an mögliche Bewerber:innen stellen: Gut ausgebildet sollen sie sein, flexibel, viel Erfahrung mitbringen, verschiedenste Tools und Anwendungen kennen und eine motivierte und positive Arbeitseinstellung haben.
Dafür bieten sie auch einiges: Flexible Arbeitszeiten etwa, bezuschusstes Kantinen-Essen oder die Möglichkeit, Fitnessangebote oder die Produkte von Partnerunternehmen vergünstigt zu nutzen. Es gibt aber auch Benefits, die sich auf den ersten Blick zwar gut anhören, auf den zweiten aber nicht mehr als Floskeln sind und Mitarbeiter:innen kaum etwas bringen.
Flache Hierarchien
Zum einen sind flache Hierarchien ohne nähere Angaben, was das konkret bedeutet, kaum quantifizierbar. Zum anderen können sich dadurch auch Schwierigkeiten für Angestellte ergeben: Wenn einem Unternehmen Hierarchien fehlen, sind Entscheidungswege tendenziell länger und es besteht die Möglichkeit, dass man bei Problemen oder Fragen keine:n Ansprechpartner:in hat.
Ein positives Arbeitsklima
Dass im Unternehmen ein wertschätzender Ton herrscht und es eine konstruktive Feedbackkultur gibt, halten viele HR-Expert:innen für keinen wirklichen Benefit, sondern eher für eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
Spannende und abwechslungsreiche Aufgaben
Besonders, weil diese Aussage so inflationär, nämlich in nahezu jeder Stellenausschreibung, verwendet wird, verliert sie zunehmend an Attraktivität. "Bei so wenig Aussagekraft kann man sich das Inserat gleich sparen", schreibt das Karriereportal karriere.at dazu. Zumal die wenigsten Jobs erfordern, immer dasselbe zu machen, sondern meist, besonders in Zeiten des Fachkräftemangels, sehr weit gefasste Aufgabengebiete haben. Davon abgesehen ist die Bewertung "spannend" natürlich subjektiv und kann kaum belegt werden.
Faires Gehalt
"Wer würde denn 'unfaires Gehalt' als Benefit aufnehmen?", sagt Madeleine Kern, selbstständige Personalberaterin für Unternehmen. Eine angemessene Vergütung sollte die Basis eines Jobs sein, kein "Nice to have" und dementsprechend auch nicht als Benefit, sondern an anderer Stelle in der Stellenanzeige gelistet werden.
"Benefits sind nicht einfach positive Dinge"
Gibt es vielleicht ganz grundsätzlich ein Verständnisproblem bei der Frage, was Benefits eigentlich sind? Die Employee-Experience-Expertin und Gründerin der New-Work-Beratungagentur "joypany", Alena Brügger, findet: Ja. "Benefits sind nicht einfach positive Dinge. Es sind besondere Zusatzleistungen und Angebote neben dem Gehalt", schreibt sie auf LinkedIn. Für Unternehmen, die eine freundliche Atmosphäre oder eine faire Vergütung als besondere Zusatzleistung kommunizieren, hat sie kein Verständnis: "Da muss ich nichts mehr sagen, oder?"
Brügger hebt stattdessen Benefits hervor, die Angestellten tatsächlich etwas bringen und ihr Leben einfacher machen würden: Zuschuss zur Kinderbetreuung etwa oder Altersvorsorgen. Das sind ihrer Ansicht nach Benefits, die diesen Namen tatsächlich verdient haben.
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