Unsere Aktion für mehr Gleichberechtigung #jetzterstrecht: Dafür will EMOTION-Gründerin Kasia Mol-Wolf kämpfen – gemeinsam mit euch!
In letzter Zeit wird mir eine Frage auffallend oft nicht gestellt. Sie lautet: "Müssen wir denn heute wirklich noch für Gleichberechtigung kämpfen?" Dahinter steht die Vorstellung, Gleichberechtigung sei doch längst erreicht oder wenigstens so gut wie.
Aktuell bleibt diese Frage aus. Denn die Corona-Krise und ihr Backlash für uns Frauen haben auch Zweiflern eindrucksvoll gezeigt, wie viel Weg noch vor uns liegt bis zu echter Gleichberechtigung und wie fragil die Fortschritte sein können, die wir gemacht haben. Besonders hart war die Zeit für Mütter, die sich zwischen Homeoffice und Homeschooling zerrissen haben. Studien zeigen zudem, dass Frauen auch langfristig wirtschaftlich stärker unter Krisen leiden als Männer. Die Soziologin Jutta Allmendinger befürchtet sogar, die Corona-Zeit könnte uns auf unserem Weg zur Gleichberechtigung sogar um 30 Jahre zurückwerfen.
KATAPULTIERT IN DIE FÜNFZIGER? NICHT MIT UNS!
Das dürfen wir nicht zulassen! Aus dieser Krise sollten wir stärker herausgehen. Denn wir haben auch viele positive Learnings aus der letzten Zeit gewonnen, die vor allem auch Mütter künftig auf ihrem beruflichen Weg nutzen können.
Ich denke hier z.B. an das Thema Homeoffice, auf das nach den letzten Monaten Arbeitgeber neu schauen müssen. Denn Arbeit im Homeoffice ist doch möglich, Führung im Homeoffice ist möglich. Nicht jede Reise ist nötig. Viele Partner verstehen nun sicherlich besser, was es heißt, Kinder, Haushalt und Job unter einen Hut zu bekommen.
Jetzt geht es darum, diese vielen Erfahrungen zu nutzen, um jetzt erst recht gemeinsam für Gleichberechtigung zu kämpfen. Dabei möchten wir insbesondere Müttern, die Beruf und Kindererziehung leben möchten, ihren Weg leichter machen und sie stärken. Deshalb starten wir bei EMOTION die Aktion #jetzterstrecht. Im Heft, im Netz und in den Sozialen Medien, mit Euch und Ihnen und allen, die mitmachen wollen.
Wir wollen wissen:
- Was ärgert Euch besonders?
- Welche Ungerechtigkeiten erlebt Ihr, beobachtet Ihr – vor oder während der Krise?
- Was muss sich endlich ändern?
Teilt es unter dem Hashtag #jetzterstrecht und macht mit bei unserer Umfrage, die wir gemeinsam mit appinio gestartet haben: "Was Frauen fordern 2020".
Macht mit bei unserer Umfrage!
Außerdem möchten wir uns auch mit euch in unserer Facebook-Gruppe #jetzterstrecht: Was Frauen fordern! in einem geschützten Raum austauschen – die EMOTION-Redaktion hört euch zu!
WAS MICH ANTREIBT…
Ich habe zu diesem Anlass einmal meine zentralen Gedanken aufgeschrieben, die mich in meinem Engagement für Gleichberechtigung antreiben:
STRONGERTOGETHER
Solidarität unter Frauen ist wichtig! Wir leben in einer Gesellschaft, die Frauen beibringt, sich als Konkurrentinnen zu sehen, um Männer, um Jobs, um das perfekte Kleid oder das perfekte Lebensmodell.
Wir müssen nicht das Licht der anderen ausknipsen, um selbst stärker zu strahlen.
Kasia Mol-WolfTweet
Im Gegenteil: Zusammen sind wir stärker. Solidarität unter Frauen ist das stärkste Mittel, das wir haben, um diese alten Dynamiken aufzubrechen. Bevor wir fordern, dass uns Frauen andere unterstützen, sollten wir endlich lernen, uns gegenseitig zu helfen und zu fördern.
EQUAL PAY
Wir brauchen endlich gleiche Bezahlung für Männer und Frauen.
Im Jahr 2019 lag der Gender Pay Gap immer noch bei 20 Prozent. Dabei ist ein eigenes und faires Einkommen die Basis für ein freies, unabhängiges Leben jeder Frau. Ja, in diese Zahl fließt auch ein, dass Frauen öfter in Teilzeit arbeiten, aber genau das ist auch Teil des Problems. Denn auch wenn manche gerne freiwillig in Teilzeit arbeiten, ist es doch oft genug der Druck, sich um Kinder und Familie zu kümmern, weshalb offensichtlich in den meisten Familien immer noch die Frau beruflich zurücksteckt – mit allen Konsequenzen, die das haben kann, von einer fehlenden Karriere bis zu Altersarmut.
IN NUR 24 % DER HAUSHALTE BETEILIGEN SICH BEIDE PARTNER AN DER KINDERBETREUUNG
Eine repräsentative Umfrage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ergab, dass nur 24 % der Westdeutschen finden, eine Frau, die Kinder hat, sollte Vollzeit arbeiten. Das ist verdammt wenig. Manchen von uns gelingt es vielleicht, das auszublenden, weil wir das Glück haben, einen fortschrittlichen Partner oder eine unterstützende Familie zu haben. Aber die Idee, dass immer noch die Frau hauptsächlich für die Kinder verantwortlich ist, ist keineswegs verschwunden. Sie zeigt sich sehr lebendig während der Corona-Krise, in der laut der Corona-Studie der Uni Mannheim ebenfalls in nur 24 Prozent der Hauthalte sich beide Partner an der Kinder-Betreuung beteiligten. In über der Hälfte der Haushalte übernahm allein die Frau die Kinderbetreuung, inklusive Homeschooling und allem, was dazu gehört.
Aber diese Idee erweist sich generell als sehr lebendig, wenn man sieht wie Mütter im Beruf benachteiligt werden und ihnen gleichzeitig nicht genügend Betreuungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Deshalb ist ein weiterer Punkt, der mir sehr wichtig ist, die Unterstützung für Mütter. Jede Frau sollte die Möglichkeit haben, ihr Kind gut betreuen zu lassen, ohne, dass es sie arm macht. Ob es ein Platz in einer Kita ist oder die Förderung von Tagesmüttern und –vätern oder anderer Modelle. Mütter brauchen mehr Unterstützung!
OHNE EINE QUOTE WIRD ES NICHT GEHEN
Wir brauchen eine verbindliche Quote!
Die letzten Jahre haben gezeigt, dass freiwillige Vereinbarungen nichts bringen. Das Gesetz für gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspersonen verpflichtet seit 2015 etwa 3500 Unternehmen, sich freiwillige Zielgrößen zur Erhöhung des Frauenanteils zu setzen. Das hat dazu geführt, dass manche Unternehmen sich eine Zielgröße von Null setzen. Ein deutlicheres Zeichen, dass man nicht vorhat, etwas zu ändern, kann man nicht setzen.
Deshalb brauchen wir eine verbindliche Quote – und nicht nur in börsennotierten Unternehmen – um die festen Strukturen in Führungszirkeln, die gläserne Decke und die Boys Clubs aufzubrechen. Heribert Prantl schreibt in der Süddeutschen Zeitung: "Es sollte normal sein, dass Frauen auch in der Mehrheit sein können" (wie gerade am Bundesverfassungsgericht) und ich finde er hat Recht. Erst wenn wir das normal finden, erst wenn es nicht mehr aufregend und besonders ist, wenn irgendwo eine Frau einen Posten ergreift, dann haben wir unser Ziel erreicht.
GLEICHBERECHTIGUNG HEISST DIVERSITÄT
Aber es geht nicht nur um Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen. Gleichberechtigung heißt auch Diversität! Feminismus ist keine Bewegung für eine kleine Gruppe privilegierter Frauen. Wir kämpfen für jede Frau und mit jeder Frau, besonders für die, die mehrfach benachteiligt werden aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft oder Religion. Wir müssen auf schwarze Frauen schauen und dabei nicht andere Frauen mit Migrationshintergrund vergessen. Wir müssen auf Mütter schauen und dabei nicht vergessen, welchem Druck Frauen ausgesetzt sind, die keine Kinder möchten. Wir müssen auf Frauen schauen, die nicht einem heteronormativen Weltbild entsprechen und dabei nicht die mit Behinderung vergessen. Wir kämpfen nicht nur für Gleichberechtigung, sondern auch für Diversität!
Und zuletzt: Wir Frauen müssen uns selbst sichtbar machen. Mit Mut und Selbstbewusstsein für uns selbst eintreten – und für die andere. #strongertogether
Was ist Euch wichtig? Vor drei Jahren haben wir eine große repräsentative Umfrage dazu gemacht, was Frauen fordern.
Heute wollen wir diese Umfrage wiederholen. Was wurde erreicht? Was hat sich verändert?
Macht mit bei unserer Umfrage!
Denn jetzt geht es darum, nicht zuzulassen, dass die Krise auf dem Rücken der Frauen, insbesondere der Mütter, ausgetragen wird. Wir müssen uns gemeinsam für Gleichberechtigung einsetzen – jetzt erst recht!
Mehr zu unserer Aktion: