Hautkrebsvorsorge – habt ihr eure Check-ups im Blick?
14.11.2022
Bettina Brenn
Ich bin sicher nicht die Einzige, die während der Pandemie ihre jährliche Routine-Untersuchungen aus den Augen verloren hat. In meinem Fall war es die Hautkrebsvorsorge. Was mich im Vorfeld umtrieb, ist die Erfahrung einer Freundin. Was sie erlebte und was ein Profi rät, erzähle ich euch hier.
Dass ich die Sonne liebe, habe ich hier längst erzählt – dass ich sie nur mit ausreichend Lichtschutzfaktor und Sonnenschirm genieße, ist selbstverständlich. Das bedeutet aber nicht, dass ich mich nicht um meine Haut sorge, denn ich gehöre zwar zum Sonnentyp 3, also eher unempfindlich, habe aber eine ganze Menge Sommersprossen, Leberflecken und mittlerweile eben auch Pigmentverschiebungen. Kein Wunder! Als Kind der 70er wuchs ich mit "Tiroler Nussöl" und "Zeozon, LSF 4" auf. Und eine Rötung galt nicht als Sonnenbrand, sondern gehörte zum guten Ton – wird doch eh braun, was soll’s.
Jährliches To-Do: Check-up beim Hautarzt
Damit ich den Überblick über Pünktchen und Anton nicht verliere, lasse ich jährlich einen Profi ran, um zu schauen, ob es Auffälligkeiten gibt. In Pandemie-Zeiten schob ich das lange vor mir her, man vermied ja schließlich jeden "unnötigen" Kontakt und gerade Termine bei Dermatolog:innen sind im kassenärztlichen Bereich rar gesät. Zu allem Übel ging mein Hautarzt auch noch in Rente – und im Nu waren 2,5 Jahre um. Damit bin ich aber nicht alleine. „Jeder dritte Patient hat durch Corona die Routine-Check-ups vernachlässigt“, sagt Dr. Schmoeckel vom Dermatologikum Hamburg. So auch eine gute Freundin von mir. Dunkle Haare und dunkler Teint – trotzdem wurden bei ihr zwei Veränderungen im Gesicht entdeckt, die entfernt werden mussten. Beide waren Basalzellenkarzinome, sprich weißer Hautkrebs. Sie kam mit einem blauen Auge davon, inklusive zwei Narben an Lippe und Wange und einer regelmäßigen Kontrolle im Abstand von drei Monaten. Es waren keine großen auffälligen Muttermale, die einem ins Auge sprangen, sondern kleine, die sich verändert hatten. Um schneller einen Termin zu bekommen, entschied ich mich schließlich für eine Privatpraxis, aber als Selbstzahlerin. Statt in das neue Sommerkleid habe ich sozusagen in meine Gesundheit investiert. Im Zuge dessen habe ich für euch die wichtigsten Fragen geklärt.
Ab 35 Jahren übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Vorsorgeuntersuchung. Wer viele Muttermale hat, sollte eher einen Profi aufsuchen, denn dieser checkt mit einer Lupe wirklich den ganzen Körper (inklusive Mundhöhle, Kopfhaut und Pofalte). "Viele denken, dass sie an der Fußsohle oder in der Pofalte keinen Hautkrebs bekommen können, weil dort keine Sonne hinkommt. Das ist ein Trugschluss, denn Hautkrebs entsteht nicht nur durch UV-Strahlung und gerade an den Fußsohlen bilden sich Melanome, die besonders tückisch sind", so Dr. Schmoeckel.
Was passiert mit auffälligen Leberflecken?
"Hier unterscheiden wir ganz klar zwischen 'muss sofort raus' oder 'erst einmal im Auge behalten'. Im Auge behalten bedeutet, dass wir den Fleck 'fotografieren' und in der Akte speichern – so können wir beobachten, ob und wie er sich in ca. sechs Monaten verändert hat.", sagt Dr. Schmoeckel. In meinem Fall gab es einen am Oberschenkel, der auch mir aufgefallen war. Er ist klein und etwas dunkler als die anderen und ich habe das Gefühl, dass er vor sechs Monaten noch nicht da war. Statt ihn zu beobachten, entscheide ich mich dafür, ihn direkt entfernen zu lassen. Da er so klein ist, wird er gestanzt und die Stelle dann mit einem Faden vernäht. Es wird eine kleine Narbe geben, aber das ist unwichtig, denn alles ist besser als Hautkrebs.
Wann ist der beste Zeitpunkt für ein Hautscreening?
Wenn die Haut am neutralsten ist. Also auf gar keinen Fall nach dem Sonnenbad oder Strandurlaub, denn – wie der Rest der Haut – pigmentieren auch Leberflecken mit Melanin und sind deshalb dann dunkler als im Normalfall. Da die meisten Praxen nicht über mehrere Auflichtmikroskope bzw. Videodermaskope verfügen, ist es sinnvoll, frühzeitig einen Termin zu vereinbaren. Für Menschen mit besonders vielen Muttermalen bieten einige, häufig private Praxen, ein "Ganzkörper-Screening" mittels eines Scanners an. Das ist mit 250 Euro aber nicht gerade kostengünstig und wird leider auch nicht von der Krankenkasse übernommen. Der Vorteil ist jedoch, dass der Scanner wirklich alle Pigmente einließt und beim nächsten Check-up direkt die Unterschiede markiert.
Gut zu wissen: Im Laufe des Lebens kommen jährlich neue Leberflecken und Pigmente dazu. Das ist per se auch gar nichts Schlimmes, man sollte sie nur im Auge behalten, vor allem, wenn sich Farbe und Oberflächenstruktur verändern.