Aus unserer Rubrik Beziehungsfragen: "Wir sind seit einem halben Jahr zu dritt zusammen. Die beiden waren schon vor mir ein Paar. Was mich zunehmend verletzt, ist das Gefühl, die beiden sind die 'Primärbeziehung'. Wird das jemals aufhören?" Lena, 23
In unserer Rubrik "Beziehungsfragen" beantwortet die Diplompsychologin sowie Paar- und Sexualberaterin Berit Brockhausen eure Fragen! Dieses Mal: Wie geht man in einer Poly-Beziehung damit um, wenn man das Gefühl nicht los wird, dass zwei doch enger miteinander sind? Hier kommen ihre Tipps.
Eifersucht in einer Dreier-Beziehung
Was unsere Psychologin Berit Brockhausen rät:
Was genau ist es, was Sie verletzt? Es ist ja völlig angemessen, dass Sie den Eindruck haben, in einer anderen Situation zu sein als die beiden – Sie sind es. Die beiden haben einen Erfahrungsvorsprung miteinander, der bleiben wird. Sie alle drei machen gerade gemeinsam neue Erfahrungen, was sowohl aufregend und schön ist, aber auch verunsichernd. Die beiden Menschen, mit denen Sie diese Beziehung führen, können dann auf das Vertraute zurückgreifen. Sie können das nicht, sondern müssen mutig mit Ihren Verunsicherungen und neuen Eindrücken umgehen. Und das tun Sie offenbar auch. Daher noch mal die Frage: Was genau verletzt Sie? Haben Sie den Eindruck, dass die beiden gar nicht wollen, dass Sie tiefer in die Beziehung einbezogen werden? Oder geht es um die Sehnsucht, dass die zwei es Ihnen erleichtern, in diese Konstellation hineinzuwachsen? Vielleicht tun sie das ja sogar schon. Aber die grundlegende Ungleichheit geht davon natürlich so schnell nicht weg. Leiden Sie, weil Sie von einem Paar „benutzt“ werden? Oder leiden Sie unter der Realität der ungleichen Bedingungen, obwohl Ihre beiden Beziehungspartner:innen alles dafür tun, Sie einzubeziehen? Im ersteren Fall wäre es vermutlich gut, sich zu fragen, ob Sie in der Beziehung mit diesem Paar wirklich gut aufgehoben sind. Im zweiten Fall dagegen könnten Sie Ihre Partner:innen bitten, gemeinsam mit Ihnen einen guten Umgang mit der Ungleichheit zu entwickeln. Das bedeutet für Sie: Ihre Investition in die Liebe wird die Bereitschaft sein, sich angesichts der Unterschiede zu beruhigen. Ja, das tut manchmal weh. Und nein, es sagt nichts über Ihren Wert aus. Vielleicht gelingt es sogar, die Vorteile Ihrer Rolle und Position zu erkennen und auszukosten. Aber nehmen Sie bitte ernst, wenn es zu wehtut. Denn warum sollten Sie etwas aufrechterhalten, was aktuell nicht gut für Sie ist?
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