Es gibt viele Fastenarten: Tagelanges Fasten, Dinner Canceling, Mayr-Kur, Detox-Food – beim Essen zu verzichten, ist gerade ein Riesen-Trend. Was passt zu dir?
Fastenarten: Welche Fasten-Methode ist die richtige für wen?
Wer nicht in einer Kurklinik fasten will, sondern zu Hause, muss einiges beachten. Die Fastenleiterin und Ganzheitliche Gesundheitsberaterin Monika Murphy-Witt ("Fasten-Yoga", GU) sagt, welche Fastenarten für wen geeignet sind – und wie man das Ganze gut durchsteht.
EMOTION: Frau Murphy-Witt, warum sollte ich überhaupt fasten?
Monika Murphy-Witt: Fasten ist ein Reset für den ganzen Organismus. Es reinigt und regeneriert Körper, Geist und Seele. Es beseitigt "Altlasten", fördert die Selbstheilungskräfte und beugt Zivilisationskrankheiten vor. Es senkt Blutdruck und Blutzuckerspiegel, baut Fett ab, reduziert das Gewicht und stärkt das Immunsystem. Vor allem entlastet es Magen und Darm, wenn ich nichts esse. Dadurch wird die Verdauungsarbeit komplett eingestellt und die Schleimhaut im Darmtrakt erneuert. Die schlechten Darmbakterien sterben während einer Fastenzeit schneller ab als die guten.
Findet diese Erneuerung bei jeder Fasten-Methode statt?
Der Grad der Erneuerung ist unterschiedlich. Beim Basenfasten esse ich nur Obst und Gemüse, also nur basenbildende Lebensmittel. Der Magen-Darmtrakt hat damit aber trotzdem etwas zu tun und wird nicht komplett ruhiggestellt.
Lohnt sich das dann überhaupt?
Basenfasten ist sinnvoll, wenn du übersäuert bist. Das macht sich unter anderem dadurch bemerkbar, dass du dich müde und schlapp fühlst, Verspannungen, Kopfschmerzen oder Rückenbeschwerden haben. Da kann es guttun, den Säure-Basen-Haushalt auszugleichen. Und Basenfasten lässt sich sehr gut in den Alltag integrieren.
Wie ist das beim Buchinger-Fasten?
Das ist noch tiefgreifender, weil dabei gar nichts Festes gegessen wird und der Stoffwechsel sich komplett umstellt. Weil man nach dem Fasten nicht sofort wieder normal essen kann, gibt es den berühmten Apfel zum Fastenbrechen, um die Speichelbildung und den Verdauungstrakt wieder anzuregen.
Wie gelingt eine Fasten-Periode auch im Arbeitsalltag?
Am besten legst du den ersten Fastentag auf das Wochenende. Beginne mit den Entlastungstagen ein paar Tage davor. Also esse ab Mittwoch weniger und leichter. Wichtig ist es, den Kaffeekonsum frühzeitig herunterzufahren. Wer bis zur letzten Minute vor dem Fasten Kaffee oder viel schwarzen Tee trinkt, wird Beschwerden wie Kopfschmerzen und Schwindelgefühle haben.
Am Samstag beginnst du mit dem Abführtag, dafür trinkt man in Wasser gelöstes Glaubersalz. Wer Migräne, Magenschleimhaut- oder eine Darmentzündung hat, sollte stattdessen einen Einlauf machen. Wenn man die ersten beiden Fastentage überstanden hat, geht’s am Montag schon wieder bergauf. Wer dann arbeiten geht, sollte seine Fastenverpflegung mitnehmen und einen großen Bogen um die Kantine machen. Hilfreich kann es sein, sich mit einer Freundin zusammenzutun oder sich einer Fastengruppe anzuschließen. Die werden zum Beispiel von Volkshochschulen angeboten.
Worauf müssen Frauen achten?
Wenn du Glaubersalze trinkst, solltest du die Pille erst drei, vier Stunden nach dem Glaubern einnehmen. Während des Fastens sollte man auch bei der Verhütung zusätzlich aufpassen. Schwangere, Stillende und Untergewichtige dürfen gar nicht fasten. Wer Medikamente einnimmt oder krank ist, zum Beispiel Bluthochdruck oder Probleme mit der Schilddrüse hat, sollte nur unter ärztlicher Kontrolle fasten.
Worauf sollte ich noch achten?
Es ist generell nicht ideal, die Fastentage in eine stressige Zeit zu legen. Dann nehme ich mir nämlich die Chance, mal auszusteigen aus dem Alltag. Selbst wenn ich im Arbeitsalltag faste, sollte ich mir zusätzlich Zeiten einplanen, in denen ich meinen Körper besonders pflege, Yoga-Übungen mache, meditiere und an die frische Luft gehe. All das trägt dazu bei, dass das Fasten eine optimale Wirkung hat.
Was unterstützt diese Wirkung noch?
Zum Beispiel ein Leberwickel, den ich mir mittags auflege. Und viel, viel trinken. Auch die Haut scheidet vermehrt aus, das kann man mit Bürstenmassagen und Kneipp-Duschen unterstützen. Weil die Haut beim Fasten in der Regel trockener wird, sollte man sie gut einölen. Morgens kann ich am offenen Fenster Atemübungen machen, um die Lungen zu unterstützen. Man kann das alles in den Alltag integrieren, muss sich aber bewusst sein, dass man damit ein bisschen zu tun hat.
Andere Methode: Intervall-Fasten. Ist das überhaupt richtiges Fasten?
Das ist ein anderes Konzept. Da lasse ich im normalen Alltag einzelne Mahlzeiten aus, entweder nach dem 5:2-Konzept, also fünf Tage normal essen und zwei Tage fasten. Oder nach dem 16:8-Konzept, bei dem ich das Abendessen weglasse und zwischen zwei Mahlzeiten 16 Stunden Essenspause lasse. Das gibt dem Körper Regenerationszeit, weil er nicht ständig mit Verdauung beschäftigt ist.
Das klingt dennoch nach einer etwas halbherzigen Methode.
Sie kann dem Körper aber auch mal guttun. Realistischerweise essen wir eh meist mehr, als wir bräuchten. Das kann man durch solche Essenspausen ein bisschen in den Griff bekommen. Vielleicht auch mit dem Ziel, den eigenen Essrhythmus insgesamt zu überdenken.
Was kann man gegen den Mund- und Körpergeruch beim Fasten tun?
Pfefferminztee trinken oder Petersilie kauen. Über die Zunge werden viele Stoffe ausgeschieden. Die kann ich mit einem Zungenschaber reinigen. Öl ziehen entfernt auch die Zungenbeläge. Auch über Schweiß wird vermehrt ausgeschieden. Wer basenfastet, kann dazu ein Basenvollbad oder Fußbad machen, das zieht die Säuren aus dem Körper. Sauna ist auch eine gute Möglichkeit, um über die Haut auszuscheiden.
Wie oft sollte ich fasten?
Wer es schafft, einmal im Jahr eine Woche zu fasten, tut damit sehr viel für seine Gesundheit und sein körperliches und seelisches Wohlbefinden.