Mehr Entspannung, gesündere Ernährung, Smartphone-Pause? Jedes Jahr verfolgen wir bestimmte Ziele, aber schnell stellen wir fest: Das mit den Vorsätzen ist gar nicht leicht. So wird's 2022 anders.
Gute Vorsätze – so machen sie Sinn
Am Ende des Jahres ziehen wir Bilanz. Bewerten das, was hinter uns liegt und finden meist jede Menge Ansätze, was sich im nächsten Jahr verändern soll. Gute Vorsätze sind was feines. Anfang Januar sind wir noch voller Energie, die Liste der Veränderungen umzusetzen. Nach 3 Wochen erste Ermüdungserscheinungen und nach 4 Wochen ist das schlechte Gewissen da. Nach 6 Wochen ist alles beim Alten. Aber muss das immer so sein? Neue Gewohnheiten zu etablieren dauert mindestens 66 Tage. Also heißt es: dranbleiben. Wie wir gute Vorsätze tatsächlich umsetzen, verraten wir euch mit drei simplen Tipps.

Variante A: Coach dich selbst!
Die altbewährte Formel hast du bestimmt schon gehört: Um deine Ziele zu erreichen, solltest du sie möglichst realistisch setzen und konkret formulieren. Aus dem diffusen Vorsatz "weniger Stress" wird "Ich möchte jeden Morgen statt um 7 Uhr, bereits um 6:30 aufstehen". Aus "mehr Zeit für die Familie" wird "Jeden zweiten Sonntag gehe ich meine Eltern besuchen". Eine Frage solltest du dir jedoch stellen, bevor du dich für die erprobte Variante A entscheidest: Warum willst du überhaupt weniger Stress haben? Letztendlich geht es nicht darum, dieses Ziel zu erreichen, sondern du erhoffst dir dadurch ein bestimmtes Gefühl. Du willst glücklich sein. Das merkst du spätestens dann, wenn sich dieses Glück nicht einstellt, obwohl du dein Ziel erreicht hast. Wenn du dich durch weniger Stress am Morgen nicht entspannter fühlst, sondern gelangweilt im Internet surfst. Oder wenn du keine erfüllte Zeit mit deiner Familie verbringst, weil dauernd Streit aufkommt. Vielleicht ist die nächste Variante in diesem Fall die bessere.
Variante B: Entscheide dich für Werte statt Ziele
Entwarnung: Du musst nicht verbissen deine Ziele verfolgen und das in der Hoffnung auf das große Glück. Überlege stattdessen, von welchen Werten du dich im neuen Jahr leiten lassen möchtest. Der Unterschied? Ein Ziel ist etwas, das du abhaken kannst, beispielsweise nach Rom zu fahren. Ein Wert ist eine Richtung, die du einschlägst und beibehältst, wie etwa nach Süden zu gehen. Wenn du Werte statt Ziele verfolgst, bedeutet jeder Schritt bereits angekommen zu sein. Aber welche Werte stecken hinter diesen Zielen? "Weniger Stress" kommt dem Wert "Selbstfürsorge" gleich. Du willst dich gut um dich kümmern und Körper und Psyche nicht mit Stresshormonen belasten. Selbstfürsorge kannst du sofort umsetzen – ob du dir einen Tee kochst, deine Lieblingsserie anschaltest oder dich aufs Fahrrad schwingst. Wenn du das Ziel hast, mehr Zeit mit deiner Familie zu verbringen, ist für dich vermutlich der Wert "Liebe" relevant. Falls es nicht klappt, jeden zweiten Sonntag zu deinen Eltern zu fahren, kannst du diesen Wert auch in einem anderen Umfeld verwirklichen. Besorg beim Bäcker ein paar Muffins und bring sie zum nächsten Meeting mit, schick deiner Freundin eine liebe Sprachnachricht oder mach der Nachbarin ein nettes Kompliment.
Ein wertvolles Jahr…
Versuch es mal: Überlege dir drei Werte, die dir wichtig sind und die du mit ins neue Jahr nehmen willst. Du wirst sehen, dass sie deinem Leben mit dieser neuen Richtung tagtäglich spürbar mehr Sinn, Bedeutung und Erfüllung verleihen – ganz ohne frühes Wecker klingeln und Fitnessstudio.
Victoria Bindrum ist Diplom-Psychologin mit Fortbildung in Akzeptanz- und Commitmenttherapie. Ihr Ratgeber "Das geflügelte Nilpferd – Warum die Jagd nach dem großen Glück unserem Leben im Weg steht" ist bei Bastei Lübbe erschienen.
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