Du möchtest ein neues Projekt auf den Weg bringen, bringst eigentlich alle Voraussetzungen mit – aber kannst dich nicht dazu überwinden, den ersten Schritt zu gehen? Dann halten dich vielleicht Selbstzweifel von deinem Vorhaben ab. Die Angst zu scheitern kannst du aber überwinden. Hier erfährst du wie.
Angst zu scheitern ist nicht gleich Angst zu scheitern. Wenn du realistische Bedenken hast, noch nicht alle nötigen Informationen für dein Vorhaben vorliegen oder es (finanzielle) Unsicherheiten gibt, ist es vernünftig, vorsichtig zu sein. Diese "Versagensangst" gilt es also nicht zu überwinden, sondern als Hinweis zu nehmen, sich besser auf das Vorhaben vorzubereiten. Es soll hier auch nicht um eine ausgeprägte, klinisch relevante Angst gehen. Die sogenannte Atychophobie ist die übersteigerte Angst, Fehler zu machen. Diese sollte von Fachmenschen behandelt werden.
Woher kommt die Angst, zu scheitern?
Um Versagensangst zu überwinden, hilft es, zu verstehen, woher diese eigentlich kommt. Eine häufige Ursache ist Perfektionismus. Menschen fangen oft deshalb nicht an, weil sie Angst haben, ihr neues Projekt nicht in Perfektion ausführen zu können. Dieser hohe Erwartungsdruck wird auch durch gesellschaftliche Werte verstärkt. Besonders in Deutschland gibt es eine strenge Fehlerkultur: Wer etwas anfängt, muss auch erfolgreich sein. Misslungene Projekte werden hierzulande selten als wertvolle Lernerfahrungen gesehen, sondern schlicht als Scheitern.
Welche Folgen hat Versagensangst?
Die Angst zu scheitern hält uns davon ab, Neues auszuprobieren. Dadurch kann zwar nichts schief gehen, aber es können auch keine Erfolge eintreten. Rückblickend entsteht der Eindruck: Ich habe noch nie etwas erreicht. Das vermindert unser Gefühl von Selbstwirksamkeit, also dem Gefühl mit den eigenen Taten etwas bewirken zu können. Eine geringes Selbstwirksamkeitsempfinden steht oft auch in Zusammenhang mit Depressionen. Wer nie das Gefühl bekommen hat, dass das eigene Handeln etwas bewirken kann, wird langfristig die Motivation verlieren, überhaupt etwas zu tun.
Wie kann Versagensangst überwunden werden?
Glücklicher Weise müssen wir uns aber dieser Angst nicht hingeben. Folgende Tipps können helfen:
- Selbstwirksamkeit stärken
Das Tolle an Selbstwirksamkeit: Wenn sie in einem Lebensbereich gestärkt wird, strahlt das auch auf die Selbstwirksamkeit in anderen Bereichen aus. Wenn du also vor allem berufliche Versagensangst hast, können kleine Erfolge in einem Hobby auch helfen. Du kannst auch mit kleinen Dingen anfangen und dir jeden Tag eine leicht erfüllbare Aufgabe vornehmen. Dabei ist eigentlich egal, wie banal diese Aufgabe ist. Dein Körper merkt sich, dass du etwas geschafft hast und lernt: Mein Handeln bewirkt etwas.
- Vorbilder suchen
Selbstwirksamkeit wird auch gestärkt, wenn du andere Menschen siehst, die Erfolg haben – sofern dir diese Menschen ähnlich sind. Darum ist Sichtbarkeit so wichtig. Auch wenn erfolgreiche Frauen immer präsenter werden: Eine CEO ist immer noch nicht selbstverständlich. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich Frauen hohe Positionen und viel Verantwortung selten zu trauen. Was wir nie gesehen haben, können wir uns auch nur schwer vorstellen. Es kann also sehr inspirierend und ermutigend sein, Menschen zu suchen, mit denen wir uns identifizieren können.
- Fake it till you make it
Um neue Projekte umsetzen zu können, brauchen wir oft einen langen Atem. Aber manche Schritte, vor denen wir uns besonders fürchten, benötigen eigentlich nur ein paar Sekunden Mut. In diesen Momenten ist es gar nicht so wichtig, ob du komplett angstfrei bist. Es reicht kurz so zu tun, als hättest du keine Angst. Die Überwindung für drei Sekunden deine Angst zu vergessen, wird dir leichter fallen, als wenn du davon ausgehst, du musst über mehrere Wochen mutig sein. Dabei können auch Klassiker wie gerade stehen und laut sprechen helfen. Das wirkt nicht nur nach außen selbstbewusst, es fühlt sich auch so an.
- Realistisch sein
Es kann beruhigen, sich gründlich auf einen möglichen Misserfolg vorzubereiten. Wenn du dich zum Beispiel selbstständig machen möchtest und du weißt, du hast einen kleinen Notgroschen für den Fall, dass die Aufträge ausbleiben. Außerdem solltest du deinen eigenen Erfolge realistisch bewerten. Oft neigen wir dazu, Erfolge auf externe Bedingungen ("Ich hatte Glück") und Misserfolge auf interne Bedingungen ("Ich habe nicht überzeugt") zu schieben.
- Erfolg neu definieren
Wir setzen an uns selbst meistens höhere Erwartungen als an andere Menschen und können diese dann oft gar nicht erfüllen. Anstelle "Exzellenz" von uns zu erwarten, kann es sehr befreiend sein, ein mittelmäßiges Ergebnis zu erwarten. Das klingt total unglamourös und gar nicht nach den typischen inspirierenden Instagramsprüchen. Aber probier's mal aus. Eine mittelmäßige Arbeitnehmerin/Freundin/Hundemami zu sein, ist vollkommen ok, tut niemanden weh und entspannt ohne Ende.
- Sich selbst die beste Freundin sein
Wie sprichst du mit und über Freund:innen? Stell dir vor eine Freundin von dir startet ein neues Business oder veröffentlicht ein eigenes Buch. Auch wenn das Buch nicht auf Bestsellerlisten landet, wärst du stolz wie Bolle. Weil sie dieses Projekt tatsächlich umgesetzt hat. Also sei dir selbst die Freundin, die du für andere bist und sei stolz darauf, es überhaupt versucht zu haben.