Du willst deinen eigenen Podcast aufnehmen, weißt aber nicht, wie du anfangen sollst? Mit diesen Tipps und Tools startest du einen Podcast!
DIY! So startest du einen Podcast!
Sie sind gerade überall: Podcasts haben sich für viele zum Lieblingsmedium entwickelt. Aber sich selbst ans Mikro setzen? Unsere Kollegin hat sich lange nicht getraut und dann festgestellt: Ist gar nicht so schwer und macht Spaß!
Podcast starten: Mit einer Idee fängt alles an
Die Idee ist im Bett entstanden. Sie hätte aber auch im Auto entstehen können oder im Strandkorb. Das sind die Orte, an denen mein Freund und ich uns gegenseitig Bücher vorlesen. Joachim Meyerhoff, Irvin D. Yalom oder Auszüge aus anderen Büchern. Ich bin manchmal so mitgerissen, dass ich ihn aus seiner Lektüre reiße, weil ich ganz dringend einen Satz, einen Gedanken, der mich berührt oder amüsiert, teilen muss. Nun ist mein Freund eine ziemlich kleine Zielgruppe für meine Begeisterung – warum also nicht versuchen, mit einem Podcast andere für diese Bücher zu gewinnen?
Beliebte Podcasts mit den meisten Hörern
Tatsächlich boomen Podcasts. Einige sind gefühlt von jetzt auf gleich riesig geworden. Weil uns Prominente wie Jan Böhmermann und Olli Schulz plötzlich ganz nah kommen, wenn sie uns „Fest & Flauschig“ ins Ohr palavern; oder Charlotte Roche vor mir eine Art Paartherapiegespräch mit ihrem Mann fährt, während ich in der Küche Zwiebeln für die Tarte schneide. Andere sind durch ihren Podcast prominent geworden, wie Laura Malina Seiler, die jeder Hörerin ganz persönlich Lebenshilfe zu geben scheint. Oder Matze Hielscher mit seinem Interview-Podcast „Hotel Matze“.
Inspiration für die Ohren: Kennst du schon unsere EMOTION-Podcasts?
Kopfhörer auf, Podcast an
Podcasts gelten als intimes Medium, weil sie oft mit dem Kopfhörer gehört werden, und zwar genau in dem Moment, in dem man Zeit und Lust hat. Passt also, dass meine Idee im Bett entstanden ist. Gedacht, getan? Natürlich nicht. Ich bin fast ein Jahr drum herumgeschlichen, habe mich nicht rangetraut, viele Ausreden gefunden, aber keinen Namen – und überhaupt: Wie sollte das denn aussehen?
Tipp 1: Mach deine Idee greifbar
Vermutlich bin ich nicht die Einzige, die in so einer Situation so tut, als wenn sie etwas tue, und erst mal: ein Seminar besucht. Ein Abend an der Zeit-Akademie. Frauen, Männer, jedes Alter, jedes Thema. Von Gin über Sex bis zu Deutsch als Fremdsprache. Wir stellen einander unsere Ideen vor: Worum soll es gehen? Wen wollen wir erreichen? Wie soll der Podcast heißen? Wie ist er wiederzuerkennen? Und weil Bücher so konkret scheinen, schickt mich die Arbeitsgruppe nach vorn, um meine Idee vorzustellen. Ich stehe am Mikro, und wie immer, wenn ich vor einer unbekannten Gruppe sprechen soll, schleicht sich ein Zittern in meine Stimme. Das kann ja lustig werden. Für meine Zukunft vorm Mikro.
Der erste Pitch zur Podcast-Idee
Ich pitche einen Literatur-Podcast. Eine Folge, ein Buch, einmal die Woche, sieben Minuten plus minus. Ich stelle mir vor, dass das Leute morgens im Bad hören oder an der Bushaltestelle. Los geht’s – das habe ich von diesem Abend schon mitgenommen – mit einem Jingle zur Wiedererkennung. Der Plan: ein bisschen was zum Inhalt erzählen, natürlich ohne zu spoilern, ein paar Hintergründe, ein, zwei Passagen vorlesen. Name? Die Vorleserin. Fertig. Der Name überzeugt nicht. Zu besetzt, zu Bernhard Schlink. Ob ich denn öffentlich aus Büchern vorlesen dürfte? Stimmt, Urheberrecht, muss ich klären. Wie wäre es mit Geräuschen? Seitenblättern oder das Zuklappen des Buch als Abschluss-Sound. Danke. Plötzlich erscheint die Idee wirklich greifbar.
Tipp 2: Wie du einen Namen für den Podcast findest
Hat trotzdem noch ein weiteres halbes Jahr gedauert. Aber wenn einen die Idee bis dahin nicht losgelassen hat, muss man es probieren. Also, Namen suchen.
- Lektion 1: Es gibt fast nichts, was es nicht schon gibt.
- Lektion 2: Sprich mit Freunden und Freundinnen. Hör zu, denn das werden die Ersten sein, die dir zuhören. „Nenn den Podcast doch Feiste Bücher“, sagt eine Freundin. Echt? Denkt man da nicht, dass es nur um Bücher geht, die irgendwie feist sind?
- Lektion 3: Mach einfach.
Tipp 3: Suche ein Mikro aus, um den Podcast aufzunehmen
Meine Angst vor der Technik war unbegründet. Wirklich. Am Anfang des Booms wäre man wahrscheinlich sogar damit durchgekommen, ins Smartphone-Mikro zu sprechen. Und vielleicht gibt es auch heute noch Ideen, bei denen das besonders authentisch wirken könnte, so, als telefoniere man mit dem, der zuhört. Aber du und die, die es hören sollen, werden mehr Spaß haben, wenn das Mikro gut ist. (Ja, im Podcast wird geduzt, intimes Medium eben.) Es gibt gute Mikros, die man ans Handy steckt. Aber ich habe mir ein „USB-Mikrofon in Studioqualität“ gekauft, samt Halterung für den Schreibtisch – eine Investition, vor allem darein, mich selbst ernst zu nehmen.
Tipp 4: Richte dir ein kleines Studio ein
Mein Studio ist unser Arbeitszimmer, das ist so klein, dass kein Hall zu fürchten ist. Mein Laptop ist sechs Jahre alt, die Software, mit der ich aufnehme und schneide, ist kostenlos. Sie heißt Audacity, das heißt Verwegenheit. Warum ich das aufzähle? Weil es natürlich Podcasts gibt, die große Show sind, die Leute haben, die Skripts schreiben und Producer, die alles zurechtschneiden, hochladen und vermarkten. Es geht aber auch anders. Nur muss man dann alles selbst machen. Ja. Leider. Alles.
Tipp 5: Nicht aufgeben, wenn Dinge schief gehen
Und ja, leider kann auch alles schiefgehen: Versehentlich mit dem schrabbeligen Laptop-Mikro aufnehmen. Nicht sichern. Die Fotos – ja, jede Episode braucht ein Bild – findet iTunes zu pixelig. Das Wunder: Irgendwann ist die erste Folge trotzdem live – hörbar für alle da draußen. Das Erste, wovon ich mich verabschieden musste, war der Gedanke: Sieben Minuten, das ist doch schnell gemacht. Für Leute mit Radioerfahrung bestimmt. Für mich nicht. Alles dauert länger, als ich denke. Selbst dass ich schneller werde, dauert länger. „Wöchentlich?“, sagt eine andere Freundin: „Mach doch erst mal alle 14 Tage.“ Selbst das ist mir zweimal nicht gelungen. Ich habe jetzt ein zeitaufwendiges Hobby. Mein Freund hat zum Glück ein neues E-Bike und einen Segelschein. Denn jeden zweiten Sonntag verschwinde ich im „Studio“. Die Bücher lese ich ohnehin für EMOTION, weil ich die Literaturseiten im Blick habe. Aber ich lese die in meiner Freizeit, wie alle aus unserem Team, die mitlesen.
Tipp 6: Finde einen Jingle, der Wiedererkennungswert hat
Der Mann einer Freundin erzählt mir von Premium Beat, einer Musikbibliothek, in der man online Jingles kaufen kann. Ich häre mich einen Nachmittag durch fast tausend Soundclips, wähle sechs und frage meinen Freund, Kinder, die Kolleginnen. Es ist ein bisschen wie bei Babynamen – den willst du doch nicht wirklich nehmen? Am Ende gibt es einen Favoriten. Heute bin ich sicher, die fünf anderen hätten auch funktioniert. Einfach machen! Ich bin zu nervös, um einfach draufloszureden, und wenn ich doch anfange, fallen mir zu viele Schlenker ein. Dagegen hilft, ein Skript zu schreiben – und dann zu improvisieren. Erste fertig geschnittene Episode.
Tipp 7: Melde dich bei einer Hosting-Plattform an
„Du bist so schnell, dass man ganz atemlos wird“, sagen Freunde. Also noch mal. Merke: Jede Pause rausschneiden ist keine gute Idee. Es gibt verschiedene Hosting-Plattformen, um seinen Podcast hochzuladen. Ich mache das über Podcaster.de. Jede Episode ist dann kostenlos bei Podcast.de, Spotify und iTunes zu hören. Das geht schon ab einem Euro im Monat, ich zahle fünf, weil ich dann voreinstellen kann, an welchem Tag zu welcher Zeit die Folge live geht. Mit dem Aufnehmen ist es nicht getan. Jede Folge braucht ein Foto. Wenn ich auf ein wirklich tolles Startbild gewartet hätte, gäbe es „Feiste Bücher“ immer noch nicht.
Tipp 8: Wecke die Neugier deiner Hörer mit Show-Notes
Jede Episode braucht eine Beschreibung, mit der ich neugierig machen will, ohne schon alles zu verraten. Vielleicht ahnt ihr inzwischen, warum das alles länger dauert. Ich lade den Podcast parallel bei Soundcloud.com hoch und „vertagge“ dort, das heißt, ich wähle Hashtags aus, die helfen, dass ich im Netz gefunden werde: #Literatur- Podcast, #Buchtipp #Whattoread und so weiter, plus #unbezahlteWerbung, denn tatsächlich mache ich mit meiner Besprechung ja Werbung für ein Buch, das ich gut finde, weil ich’s gut finde, und bekomme dafür: nichts.
Was du davon hast, einen Podcast zu starten
Stimmt nicht ganz. Es macht mir Spaß. Ich bekomme Feedback. „Letzte Nacht konnte ich nicht schlafen, da habe ich deinen Podcast gehört“, sagt die Kollegin. Ähhm. Was soll mir das sagen? Zum Glück schiebt sie hinterher: „Ich höre dich immer bis zum Ende, deine Stimme ist so beruhigend.“ Da hört mich jemand. Mich. Wie schön. Und seitdem gibt es #unintentionalasmr, worüber sich Filme oder Hörbeiträge im Netz finden lassen, die eigentlich nicht zur Beruhigung produziert worden sind. Ich nehme meine Hörer*innen, woher ich sie kriegen kann.
Tipp 9: Zeige dich und deinen Podcast auf Instagram
Es ist nämlich gar nicht so leicht, Leute zu finden, die einen für sich entdecken. Klar, Familie, der Freundeskreis, das Team. Und dann? Ich kündige inzwischen jede Folge bei Facebook an, bitte darum, weiterempfohlen zu werden. Meine Kollegin, die sich gerade sehr erfolgreich als @Frau.R.liest auf Instagram einen Namen macht, sagt: „Du musst zu Instagram.“ Da bin ich jetzt. Sind meine Fotos gut genug dafür? Ähm … Egal, einfach machen. PS: Wie viele mich jetzt hören? Es sind gerade 6818 Leute. Seit März, alle 15 Folgen zusammen. Das sind im Schnitt 454,5 Leute pro Folge. Ich glaube, du musst mal reinhören, denn so halbe Leute, das geht ja gar nicht. Und vielleicht hast du danach Lust, deinen eigenen Podcast zu starten.
Noch mehr Einstiegshilfe für deinen Podcast
„Podcasten sollte aus meiner Sicht vor allem eines sein: LEICHT!“, sagt Gordon Schönwälder. Seine Website podcast-helden.de hat mir dabei geholfen. Und Kurse gibt er auch.
Lass deine Idee produzieren
- Du hast eine grandiose Idee, aber dafür brauchst du mehrere Stimmen, Geräusche, Musik, Geld für Recherche und das ganze Programm? Die Hörbuch-Plattform Audible sucht ständig vielversprechende Konzepte für die „Audible Original Podcasts“. Da kannst du deine Idee einreichen, am besten möglichst konkret, und wenn dein Konzept überzeugt, wird eine Pilotfolge produziert. Alle Infos: callforpapers.audible.de
Unsere Kollegin Silvia Feist hat sich lange nicht getraut, sich selbst ans Mikro zu setzen. Und dann festgestellt: Ist gar nicht so schwer und macht Spaß! In ihrem Podcast "Feiste Bücher" stellt sie jeden zweiten Dienstag ein neues Buch vor.