Ein Job in der Sicherheitstechnik: Was bedeutet das genau? Welche Aufgaben und Herausforderungen sind damit verbunden? Wir haben drei Frauen zu ihren Jobs befragt, die beim Sicherheitskonzern HENSOLDT Karriere machen. Hier berichtet Vorständin Celia Pelaz Perez von ihrem Karriereweg und von Challenges als Frau in ihrer Branche.
Wie würden Sie Ihre Aufgaben bei HENSOLDT beschreiben?
Ich bin einer der vier Vorstände von HENSOLDT und in meinem Ressort liegt die Verantwortung für die HENSOLDT-Strategie, M&A und Geschäftsentwicklung, unseren Innovations-Hub HENSOLDT Ventures und für einen unserer operativen Geschäftsbereiche, die Division Spectrum Dominance & Airborne Solutions, die elektronische Schutzsysteme und luftgestützte Lösungen aus Produkten anderer HENSOLDT-Divisionen produziert.
Wieso haben Sie sich für das Unternehmen entschieden?
Das ist eine lange Geschichte :) Ich bin vor 22 Jahren von Spanien nach Deutschland gekommen, genauer gesagt, an den Bodensee, um meine Diplomarbeit zu schreiben. Das habe ich bei Astrium gemacht, der damaligen Satelliten-Sparte von Airbus. Meine Priorität damals war Deutsch zu lernen und das an einem spannenden Thema wie Weltraum und an einem so schönen Ort wie dem Bodensee. Das war ein riesiges Glück! Zumal es in der Gegend nicht nur Astrium, sondern auch Dornier gab, eine Firma, die später ebenfalls zu Airbus gehörte.
So bin ich in Kontakt mit der Verteidigungsindustrie gekommen und fand das sehr interessant. Im Vorfeld war mir eine Karriere in dem Bereich nicht in den Sinn gekommen, aber dann beschäftigte ich mich mehr mit der Bedeutung der Bundeswehr für die Gesellschaft. Die Möglichkeit sich verteidigen zu können ist entscheidend um Aggressionen zu vermeiden und unsere Werte und Lebensart zu schützen. Ich habe mich daher ganz bewusst für eine Karriere in der Verteidigungsindustrie entschieden.
Bei Dornier fing ich damals als Systemingenieurin für Einsatzunterstützungssysteme für Hubschrauber an. 2017 veräußerte Airbus den Geschäftsbereich der Verteidigungselektronik. So entstand HENSOLDT, und für mich war ganz klar, ich bleibe bei diesem Geschäftsbereich.
Welchen Vorurteilen begegnen Sie in Ihrem Job – und wie gehen Sie damit um?
Interessanterweise hat sich das ein bisschen geändert. Als ich jünger war und eine weniger sichtbare Position in der Industrie hatte, wurde ich oft für die Assistentin gehalten – der Klassiker! Das passiert mir inzwischen nicht mehr. Seit ich in den Vorstand berufen wurde, muss ich dafür ab und an mit Kommentaren umgehen wie: „Ah, jetzt hat HENSOLDT die Frauenquote im Vorstand erreicht.“ Wie ich damit umgehe? Mit Humor und Selbstbewusstsein. Auf den erwähnten Kommentar habe ich geantwortet: „Ja, und nicht nur das, und das auch noch mit einer cleveren und internationalen Frau, HENSOLDT hat doch den Jackpot mit mir gewonnen!“ Ich denke, hier ist der Schlüssel sich zu vergegenwärtigen, dass alle mit Vorurteilen umgehen müssen, nicht nur wir Frauen. Da hilft nur: ansprechen! Es tut natürlich trotzdem manchmal weh.
Welche waren die größten Challenges, die Ihnen als Frau im Berufsleben begegnet sind – und wie sind Sie damit umgegangen?
Mir sind viele Challenges begegnet, die damit zusammenhingen, dass ich eine Frau war? Vielleicht, indem ich Themen selbst zur Challenge gemacht habe, indem ich an meinen Werten und Fähigkeiten gezweifelt habe. Wir Frauen stellen uns manchmal zu sehr in Frage. Manchmal sogar mehr als andere uns in Frage stellen! Wir müssen mutiger sein, mehr an uns glauben, uns weniger von Aussagen anderer beeinflussen lassen. Wir müssen erkennen, dass wir nicht alles können müssen, bevor wir einen neuen Job starten, dass wir das, was wir noch nicht können, im Job lernen werden. Für mich war es so: Als ich erkannt und akzeptiert habe, dass der größte Stein auf meinem Weg ich selber war, habe ich erst mein ganzes Potenzial entfalten können.
Wie würden Sie ihre drei größten Learnings aus den vergangenen drei Berufsjahren beschreiben?
Das waren für mich tatsächlich besonders lehrreiche Jahre.
Learning Nummer 1: Je mehr Verantwortung man übernimmt, je weniger kann man alleine erreichen. Man muss lernen, Aufgaben abzugeben, auch wenn man meint, man kann die selbst auch gut erledigen. Man muss lernen, dass nicht alles so gemacht werden muss, wie man es selber machen würde. Das Ergebnis ist wichtig und nicht unbedingt, auf welchem Weg es zustande kommt. Manche Themen sind Geschmackfragen. Das wusste ich auch schon immer. In den letzten drei Jahren habe ich es aber richtig gelernt. Nicht so einfach :-)
Learning Nummer 2: Man kann "unmögliche" Sachen erreichen, wenn man mit Herz und Leidenschaft dran glaubt und andere für das gleiche Ziel begeistern kann. Als Leader darf man diesen Glauben nicht verlieren, auch wenn es auf dem Weg schwierige Tage gibt und nicht alles gut läuft. Ausdauer, immer wieder aufstehen, positiv denken, anderen helfen, die schwierigen Momente zu überstehen, einen gemeinsamen Erfolg definieren, Erfolge gemeinsam feiern, Misserfolge gemeinsam aus dem Weg räumen… Es ist unglaublich, was man alles auf diesem Weg erreichen kann.
Learning Nummer 3: Ich muss nicht rund um die Uhr arbeiten. Ich muss Zeit für mich schaffen. Um nachzudenken, Dinge in Frage zu stellen, neue Ideen zu generieren und nicht in ein "Hamsterrad" zu geraten, ohne das zu bemerken.
Ihr Geheimtipp in stressigen Situationen?
Das Wissen, dass Stress oft selbst verursacht ist. Der Umgang damit kommt mit der Erfahrung, denke ich. Wenn man schon oft im Leben in schwierige, stressige Situationen geraten ist und merkt, solche Momente kommen immer wieder, dann meistert man sie besser mit Ruhe. Das hilft auch anderen.
Ihr Lieblingstermin der Woche?
Das Abendessen mit meinen liebsten Menschen am Freitag.
Welche Verantwortung trägt ein Konzern wie Hensoldt – gerade aktuell in internationalen Krisensituationen?
In meine Augen eine ganz große. Wir HENSOLDTianer kommen jeden Tag zur Arbeit und geben unser Bestes, um diejenigen, die geschworen haben, ihre Arbeit und ihr Leben unserem Schutz zu widmen, mit den Werkzeugen auszustatten, die sie zur Erfüllung ihrer Mission benötigen. Sie tun das für uns alle, sie gehen hohe Risiken ein und widmen Zeit, die sie nutzen könnten, um mit ihren Familien und Lieben zusammen zu sein, um uns zu beschützen! Sie verdienen es, die besten Geräte und Systeme zu haben, die sie bekommen können, und wir verpflichten uns, sie zu liefern. Der einzige Weg, Frieden zu wahren, besteht leider darin, auf Krieg vorbereitet zu sein. Ich muss sagen, dass ich auch eine Weile gebraucht habe, um den Begriff der Abschreckung zu verstehen. Warum Waffen bauen, warum Soldaten ausbilden? Wünschen wir uns nicht Frieden auf der ganzen Welt? Haben wir nicht genug aus der Geschichte gelernt? Wir könnten sicher unsere Ressourcen für ein besseres Zusammenleben in Frieden nutzen!
Ich würde mir mehr als alles andere wünschen, dass das möglich wäre – in einer Welt zu leben, in der es keine Unterschiede, keine Missverständnisse, keine Tyrannen gäbe. Meine eigene Lebenserfahrung und das Studium der Geschichte zeigen, wie sehr das leider eine Utopie ist. Niemand will einen Krieg, niemand profitiert von einem Krieg. Trotzdem ist der beste Weg, diesen zu vermeiden, darauf vorbereitet zu sein. Allen, die dafür ihre Arbeit und ihr Leben einsetzen, gilt mein herzlichster Dank und größter Respekt.
Weitere Informationen zum Unternehmen und zu Karrierechancen bei HENSOLDT findet Ihr auf hensoldt.net
Lesen Sie hier das Interview mit den HENSOLDT-Kolleginnen Anouk Oechsler und Marion Dämpfle: