Florian Höltje ist Gründer von Campus Digital. Er entwickelt Lernformate, die Spaß machen und Organisationen helfen, alle am digitalen Wandel zu beteiligen.
Herr Höltje, Sie beschäftigen sich mit Digitalisierungsprozessen. Spätestens seit der Pandemie ist allen klar, wie wichtig das ist. Wie steht es um die digitale Arbeitswelt in Deutschland?
Ja, wir arbeiten digital. Und ja, wir arbeiten zusammen. Man muss aber sagen, im Detail sind wir noch nicht so weit, wie wir eigentlich glauben. Wir überschätzen unsere eigenen digitalen Fähigkeiten an der einen oder anderen Stelle. Bei vielen ist das richtige Mindset schon da, aber in der Umsetzung gibt es dennoch Herausforderungen, die sie angehen sollten, um auch wirklich digital effizient zu arbeiten.
Du interessierst dich für die Themen Digitalisierung, Tech und Web 3.0 ? Dann komme jetzt auf den EMOTION Women’s Day. Am 8. Mai veranstalten wir DIE Jobkonferenz für Frauen. Sei dabei im Cinemaxx Hamburg Dammtor!
Wo liegen die Probleme?
Mein Eindruck ist, dass Arbeitgeber:innen viel auf das fachliche Know-how setzen. Alle achten zwar auch auf Soft Skills, aber auf diese verbindenden Kompetenzen, die Hard Skills mit Soft Skills und digitalen Tools verknüpfen, wird nur selten ein Fokus gelegt. Dabei sind Soft Skills und digitale Grundkompetenzen sehr wichtig, um digital erfolgreich zusammenzuarbeiten. Wird eine Präsentation, die ich auf dem Bildschirm teile, von den Kolleg:innen positiv wahrgenommen oder ist sie eher wenig überzeugend, weil ich unsicher bin, wie ich rüberkomme? Wenn ich zudem weiß, dass unsere Aufmerksamkeitsspanne in Videokonferenzen deutlich geringer ist, muss ich dafür sorgen, dass alle auf dem gleichen digitalen Kenntnisstand sind, damit das Digitale keine Barriere mehr darstellt.
Sie sprechen davon Videokonferenzen digital effizient zu gestalten. Wie gelingt das?
Unserer Aufmerksamkeitsspanne, wie viele Themen wir eigentlich verarbeiten können, ist in Videokonferenzen stark gefordert. Spätestens nach 15 Minuten und einen größeren Kreis von fünf bis sechs Personen lässt die Aufmerksamkeitsspanne nach und wir verlieren einzelne Personen innerhalb dieser Meetings. Es ist sehr schwierig aufgrund fehlender Signale, die wir beispielsweise in einem Raum haben, uns genauso stark zu konzentrieren, wie in einem Meeting vor Ort. Die Frage, die wir uns stellen sollten, lautet deshalb: worauf müssen wir den Fokus legen, damit dieser Termin-Marathon über diese viereckigen Bildschirme irgendwie effizient abläuft? Am Ende des Tages haben wir nichts davon, wenn wir sechs oder sieben Termine hatten und wir daraus vielleicht eine Information mitgenommen haben. Je mehr Videokonferenzen stattfinden, umso stärker brauchen wir eine gute Vorbereitung. Eine effiziente Durchführung dieser Agenda ist Dreh- und Angelpunkt des Ganzen.
Sie sprechen davon, wie wichtig es ist, den digitalen Wandel gemeinsam anzugehen. Warum reicht es nicht, wenn sich jede:r allein digitale Skills aneignet?
Es ist Aufgabe der Führungsebene, wirklich alle Mitarbeitenden mitzunehmen. Wenn ich die eine Person habe, die da sehr affin in dem Bereich ist, dann prescht die erst mal vor. Und dann habe ich andere Menschen, die sind da eher zögerlich. Die machen nur das Nötigste, mit dem sie in ihrem Bereich durchkommen und sich wohlfühlen. Wenn wir aber diesen Wohlfühlbereich aktiv ausweiten, werden sie dazu befähigt, einen weiteren Schritt ins Digitale zu gehen. Schaffen es Arbeitgeber*innen, diese Haltung auf Augenhöhe zu vermitteln, wird es gelingen, niemand im digitalen Wandel zurückzulassen.