Wir wollen uns nicht mehr verbiegen, sondern wünschen uns einen Job, der zu uns und unserem Leben passt. Das Konzept "New Work" macht es möglich, Anna und Ran Yona, die das Schuhunternehmen "Wildling" gegründet haben, machen es vor.
Unsere beruflichen Bedürfnisse haben sich verändert
Das Arbeitsleben verändert sich und die Pandemie arbeitet wie ein Katalysator. Forschungen bestätigen, dass Corona einen Entwicklungssprung in unseren Arbeitsstrukturen von drei bis zehn Jahren bewirkt hat. Anna und Ran Yona, die im Jahr 2015 das Unternehmen Wildling gründeten, glauben schon lange an das Konzept von New Work und beweisen täglich, dass Flexibilität für Mitarbeiter:innen zum Erfolgs ihres Unternehmens gehört.
Wer steckt hinter Wildling? Die Geschichte von Anna und Ran…
Anna Yona studierte in Tel Aviv und ihre Kinder, die dort aufwuchsen, waren meistens barfuß unterwegs. Weil sie und ihr Mann später in Deutschland keine geeigneten Schuhe für ihren Nachwuchs finden konnten, entschlossen sie sich, das passende Modell einfach selbst zu entwickeln. Wildling Shoes sind handgefertigte Minimalschuhe für Kinder und Erwachsene, die unter fairen Arbeitsbedingungen und mit ökologischen Naturstoffen in Portugal produziert werden. Mit ihrer zwischen 1,5 und 3,5 mm dicken Sohle bieten die leichten und flexiblen Unisex-Schuhe unseren Füßen den Platz, den sie brauchen. So kann sich der Schuh dem Fuß anpassen - und nicht andersherum. Und auch bei den eigenen Mitarbeiter:innen wird auf Fairness geachtet. "Wir gestalten eine diverse, feministische und antirassistische Arbeitskultur, die Platz für Vereinbarkeit und gesellschaftliches Engagement schafft", erklärt Anna Yona. 75% der Wildling-Mitarbeiter:innen sind Frauen und auch der Anteil der weiblichen Führungskräfte liegt ebenso hoch.
Neue Impulse durch Flexibilität, Familienfreundlichkeit und Remote Work
Bei Wildling sind Werte wie Flexibilität und Familienfreundlichkeit und das Motto 'New Work' fest in der Unternehmensphilosophie verankert. Der Begriff beschreibt den strukturellen Wandel in unserer Arbeitswelt. Bei Wildling heißt das auch, auf die Lebensumstände der einzelnen Mitarbeiter:innen Rücksicht zu nehmen – damit sie die krebskranke Zwillingsschwester, das autistische Kind oder den todkranken Vater pflegen können, ohne Angst haben zu müssen, ihren Job zu verlieren. Auch schwangere Frauen einzustellen ist für das Unternehmen absolut normal. Viele dieser Aspekte werden unter anderem durch Remote-Work ermöglicht. Als Anna und Ran Yona ihr Unternehmen gründeten, entschieden sie sich vor allem wegen ihrer drei Kinder für das Arbeiten von zuhause aus. "Der erste Impuls für Homeoffice bei uns war Zufall, doch aus dem Tun wuchs Überzeugung", erklärt Gründerin und Geschäftsführerin Anna Yona. Mittlerweile sind bei Wildling 260 Personen angestellt und der Großteil arbeitet remote.
Jede:r im Team zählt
Anna und Ran Yona treffen mit ihrem Ansatz den Nerv der Zeit und gehen damit auf eine Haltung ein, die immer mehr Menschen haben: Statt zu leben, um zu arbeiten, wollen viele die Arbeit in ihr Leben einbinden. Genau das ist bei Wildling Shoes möglich, denn dort ist jede:r Einzelne wichtig und hat das Recht, seinen oder ihren Arbeitsalltag an das eigene Leben anzupassen. Christina Travisano ist Product Data Specialist im Team Webshop and Digital Solutions und arbeitet seit 2016 bei Wildling. Sie hebt die Stundenreduzierung bei vollem Gehalt besonders positiv hervor: "Seit Anfang der Corona-Zeit kann jede:r bei uns ohne Gehaltseinbußen die Arbeitszeit um 25% reduzieren. Das ist der grobe Rahmen und ein freiwilliges Angebot, mit dem wir hoffen, die Belastung überall senken zu können." Außerdem können Mitarbeiter:innen die Arbeit so über den Tag verteilen, wie es sich am besten in ihren Alltag integrieren lässt. Natürlich kommt das Eltern ganz besonders zugute, sowohl die Arbeitszeitverringerung als auch die freie Zeiteinteilung sind aber für alle Mitarbeiter:innen möglich, nicht nur für jene mit Kindern.
Ein gemeinsames Mittagessen mit der Familie genießen und danach ins Video-Meeting eine Tür weiter gehen – ich mag das. Wieso sollte ich annehmen, dass das bei unseren Mitarbeiter:innen anders wäre?
Glückliche Mitarbeiter:innen arbeiten produktiver
Mit dem New-Work-Ansatz, der bei Wildling gelebt wird, möchte das Gründerehepaar auch beweisen, dass ein Wirtschaftssystem funktionieren kann wie ein gesundes Ökosystem: ausgewogen, inklusiv, divers und regenerativ. "Erfolg und Wachstum sollte nämlich nicht nur an Umsatzzahlen gemessen werden. Wir wollen uns kreativ und dynamisch verwirklichen und ökologische und soziale Lösungen finden, die uns allen als Gesellschaft eine gute und nachhaltige Zukunft ermöglichen können", erklärt Anna Yona. Dabei gehen Erfolg und glückliche Mitarbeiter Hand in Hand: Eine Studie der renommierten Oxford-Universität fand heraus, dass Mitarbeiter, die sich wohl fühlen, tatsächlich produktiver arbeiten. Neben der innovativen Produkte ist das nicht zuletzt ein Grund für den Erfolg von Wildling – im Jahr 2021 wurde das Unternehmen sogar mit dem Deutschen Gründerpreis ausgezeichnet.
Die eigene Individualität im Job nicht vergessen
All das zeigt, wie alle innerhalb eines Unternehmens davon profitieren können, wenn sich Mitarbeiter:innen frei entfalten dürfen und ihre Arbeitsbedingungen an die eigenen Lebensumstände anpassen können. Dass so viele die eigene Individualität im Job nicht berücksichtigen, verwundert ohnehin. Schließlich wird heutzutage von Onlinewerbeanzeigen bis zum Trainingsplan beinahe alles auf uns zugeschnitten. Nur im Berufsleben gilt es manchmal noch als regelrecht verpönt, persönliche Bedürfnisse geltend zu machen. Wir raten: Mut zur Individualität! Denn auch im Team arbeitet es sich viel leichter, wenn alle zufrieden sind und niemand das Gefühl hat, ausgenutzt worden zu sein. Und weil das leichter gesagt als getan ist, hat Anna Yona für dich ein paar Tipps, wie du es schaffst, deine Bedürfnisse und Wünsche auch im beruflichen Kontext nicht außen vor zu lassen.
"Mehr Ich im Wir" im Berufsleben – Tipps von Anna Yona
- Arbeite innerhalb der eigenen Stärken, tue also möglichst viel von dem, was du gerne machst und was dir Spaß macht.
- Vertraue anderen Menschen und gehe davon aus, dass sie ihr Bestes geben. Nur so kannst du Aufgaben tatsächlich abgeben und loslassen.
- Kenne deine eigenen Bedürfnisse und lerne, sie zu kommunizieren. Achte ebenso darauf, die Bedürfnisse anderer wahrzunehmen und sie zu achten.
- Sei dir selbst treu – und zwar als Ganzes, mit all deinen Stärken, Schwächen, Besonderheiten, Ecken und Kanten, Überzeugungen und Leidenschaften. Nimm all diese Seiten bewusst auch im Job wahr. Auch im Berufsleben musst du dich für niemanden verbiegen und in keine Rollen schlüpfen.
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