Berufsunfähig - immer häufiger fallen Berufstätige mit chronischen und seelischen Erkrankungen aus. Was, wenn man nicht mehr in den Job zurückkehren kann?
Berufsunfähig - was nun? Wir klären die wichtigsten Fragen!
Thomas Gilleßen, Produktmanager Lebensversicherung bei Hanse Merkur Versicherungen beantwortet Fragen zur Berufsunfähigkeitsversicherung.
Was ist Berufsunfähigkeit genau? Gilt sie nur für meinen erlernten oder auch jeden anderen Beruf?
Bei einer vollständigen Berufsunfähigkeit muss eine Person zunächst sechs Monate lang außerstande gewesen sein, ihrem zuletzt ausgeübten Beruf nachzugehen, und auch zukünftig dazu außerstande sein. Das muss ärztlich nachgewiesen sein. Einige Versicherungen, darunter die Hanse Merkur, verzichten auf die sogenannte "abstrakte Verweisung". Die bedeutet, dass der Versicherer vom Versicherten im Falle einer Berufsunfähigkeit fordern kann, einen anderen als den ehemals erlernten oder ausgeübten Beruf auszuführen.
Wie wichtig ist die Bu-Versicherung?
Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung) hat existenziellen Charakter. Heißt: Sie ist ausgesprochen wichtig. Im Krankheitsfall hat ein Arbeitnehmer nach Lohnfortzahlung (bei unfallbedingtem Ausfall) und 72 Wochen Krankengeld in der gesetzlichen Krankenversicherung keinen Anspruch auf Weiterzahlung eines weiteren Trägers.
Dieses Interview stammt aus dem aktuellen WORKING WOMEN - Magazin.
Neugierig auf unsere weiteren Themen? Hier geht es zur Ausgabe.
Wann sollte man die Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen?
Je früher, desto besser: Denn in der Regel ist dann auch der Gesundheitszustand besser. Das hilft bei der Risikoprüfung und sorgt für einen günstigeren Beitrag für die weitere Vertragslaufzeit.
Ab wann gilt der Versicherungsschutz?
Bei rechtzeitiger Beitragszahlung gilt der Schutz ab dem Beginndatum der Police. In der Regel endet der Schutz mit dem 67. Lebensjahr. Es gibt Verträge mit Angeboten zu lebenslanger Leistung, aber die sind entsprechend teurer.
Welche Berufe gelten als risikoreich?
Die Risikoklassen werden von den diversen Rückversicherern festgelegt. Daher variieren die Risikostufen, und die eigene Risikogruppe sollte erfragt werden. Akademikerberufe (Ärztinnen, Notarinnen, Juristinnen, etc.) werden oft mit geringem Risiko eingestuft. Darauf folgen kaufmännische Berufe. Handwerkliche Berufe dagegen gelten als besonders risikoreich. Am Ende entscheiden das ausgewählte Leistungsspektrum und die Risikoeinstufung über die Höhe des Beitrags.
Wie früh kann ich anfangen, vorzusorgen?
Grundsätzlich kann jeder zum Zeitpunkt der Antragsstellung ausgeübte Beruf versichert werden. Auch Studenten können sich absichern, die Höhe der im Schadensfall ausgezahlten BU-Rente liegt meist bei 1000 Euro. Steigt das Einkommen, können weitere Verträge abgeschlossen werden.
Schon krank – kann ich auch mit Vorerkrankung eine Bu-Versicherung abschließen?
Unter Umständen geht das. Im Rahmen einer individuellen Risikoprüfung wird festgelegt, ob eine Person mit ihrer konkreten Vorerkrankung versichert wird. Aber Achtung: Das kann für den Versicherungsnehmer Risikozuschläge und -ausschlüsse bedeuten.
Ist meine Familie mit abgesichert?
Der Versicherungsschutz gilt für die Person, die die BU-Rente abschließt. Muss eine Familie oder ein Kind ernährt werden, sollte die Leistung den maximalen Wert erreichen, den der Versicherer anbieten kann. Aber Vorsicht: Es wird trotzdem zu Einschränkungen gegenüber dem vorhandenen Einkommen kommen.
Selbstständig - kann ich trotzdem eine Bu-Versicherung abschließen?
Unbedingt. Gerade Selbstständige zahlen häufig nicht freiwillig in die gesetzliche Rentenkasse ein, über die man zumindest eine gesetzliche Erwerbsminderungsrente beziehen könnte. Selbst die bietet bei Berufsunfähigkeit aber nur geringe Kompensation. Somit finden Selbstständige nur in privaten Krankenversicherungsverträgen und Zusatzversicherungen finanziellen Schutz, wenn sie keiner Erwerbstätigkeit nachkommen können.