Seit Oktober protestieren polnische Frauen gegen die geplante Verschärfung des Abtreibungsrechts. In dieser Sonderfolge von "Kasia trifft..." erklärt Journalistin Bascha Mika die Situation, wie sie uns alle betrifft und warum wir endlich, endlich alle laut werden müssen
"Kasia trifft..." Sonderfolge: Abtreibungsrecht in Polen – mit Bascha Mika
>> Jetzt anhören! iTunes / Spotify / Soundcloud
Was ist die Situation in Polen?
Im Oktober dieses Jahres hat das polnische Verfassungsgericht ein Urteil zur Verschärfung des Abtreibungsrechts gefällt. Bereits seit 1933 gilt in Polen eines des restriktivsten Abtreibungsgesetze Europas. Frauen dürfen eine Schwangerschaft nur abbrechen, wenn durch diese die eigene Gesundheit bedroht ist, sie vergewaltigt wurden oder eine schwere Fehlbildung des Fötus diagnostiziert wurde. Nun möchte die Regierung durchsetzen, dass selbst bei einer schweren Behinderung künftig die Abtreibung verfassungswidrig sein soll. Diese geplanten Restriktionen haben tausende Frauen (und Männer) in Polen dazu bewegt, auf die Straße zu gehen und zu demonstrieren.
Worum geht's in dieser Folge?
Bascha Mika, renommierte Journalistin und Publizistin, mit der Kasia die polnischen Wurzeln verbinden, erklärt in der ersten Sonderfolge, was derzeit in Polen passiert und was die Frauen so empört – und warum wir alle empört sein sollten.
Es geht um die Bevormundung von Frauen durch patriarchalische Strukturen und das Absprechen von Selbstbestimmung durch herrschende Machtverhältnisse. Kasia und Bascha sprechen über die männerdominierte Politik in Polen, die PiS-Partei, ihren "Obermufti" Kaczynski und ihren unmoralischen Pakt mit der "konservativen, verknöcherten" katholischen Kirche, wie sie die polnischen Frauen korrumpiert hat und schließlich die Proteste als Corona-Ablenkungsmaßnahme nutzte. Männliche Dominanz sei überall in der polnischen Gesellschaft zu finden und durch die aktuelle Debatte auf die Spitze getrieben worden.
Sie überlegen, wie Politisches und Privates zusammengedacht und Kraft zum Widerstand entwickelt werden kann. Und wie wir ein Bewusstsein für Ungerechtigkeiten und Gemeinsamkeiten mit anderen Frauen finden, denn letztlich kämpfen wir alle für ein Ziel: das Recht auf Selbstbestimmung, ein gewaltfreies Leben und Teilhabe an den Ressourcen dieser Welt.
Lies auch: Baschas Interview zum Thema mit Renata Mienkowska-Norkiene vom Internationalen Institut für Zivilgesellschaft in Warschau (Frankfurter Rundschau)
Kasia und Bascha übertragen die Situation auch auf Deutschland, wo Abtreibung nach wie vor ebenfalls strafbar ist, aber zu wenige Menschen auf die Straße gehen. Und sie diskutieren, was wir tun können, um für die "Entkriminalisierung von Schwangerschaft" und gegen den Paragraphen 218 im Strafgesetzbuch zu kämpfen.
Sie sprechen über die unzureichende Medienabdeckung von Feminismusthemen, die Frauenquote, Fortschritt im Schneckentempo, Solidarität und Bewusstsein als ersten Schritt. Sie kommen zu dem Schluss: Weibliche Selbstbestimmung ist "ein Menschenrecht, nicht weniger".
Was lerne ich in dieser Folge?
- was die Frauen in Polen auf die Straße treibt
- warum es ausgerechnet in Polen so radikale Ansichten gibt
- wie der Pakt der polnischen Regierung mit der katholischen Kirche aussieht
- warum wir in Deutschland so träge sind
- wie wir die Frauen in Polen unterstützen können
- ob wir Frauen solidarisch genug sind
- inwiefern die Frauenquote eine Krücke ist und wie wir lernen, auf beiden Beinen zu stehen
- warum wir nicht endlich mal alle "auf die Kacke hauen"
Unter dem Hashtag #strajkkobiet findet ihr auf Social Media Aktuelles zu der Bewegung in Polen.
Die stärksten Zitate von Bascha Mika zum Thema Abtreibungsrecht:
Seit der Spätantike gibt es diese Versuche, über die Frage nach der Abtreibung die Herrschaft über den weiblichen Körper zu erlangen.
Bascha MikaTweet
Ich wundere mich immer wieder, warum wir so still und so leise immer noch so vieles hinnehmen. Warum wir nicht wirklich laut werden. Warum wir uns immer noch wie Komplizinnen dieses männlich dominierten Systems bewegen statt richtig auf die Kacke zu hauen.
Bascha MikaTweet
Weibliche Selbstbestimmung ist ein Menschenrecht, nicht weniger!
Bascha MikaTweet
Ohne dass wir wissen, was wir wollen, und das als Forderung sehr deutlich machen, wird nichts passieren. Uns wird nichts geschenkt werden.
Bascha MikaTweet
Ladies, wir müssen nicht alle Freundinnen sein. Aber wir können alle gemeinsam für ein Ziel streiten.
Bascha MikaTweet
"Kasia trifft ..." – alle Folgen im Überblick
Weiterlesen