Im Freibad unterm Baum liegen, lesen und zwischendurch ins Wasser springen – für uns ein perfekter Sommertag! In der EMOTION-Redaktion haben wir genau die richtigen Bücher für euch entdeckt, die dieses Gefühl wecken, egal, wo ihr sie lest. Hier unsere 7 besten Buchtipps.
Freibadsehnsuchtstag
Pfälzische Provinz, große Ferien, letzter Tag, 30 Grad: Der halbe Ort trifft sich im Freibad, wo heute die Hitze so flirrt wie die Gefühle. Wo alte Erinnerungen auftauchen und neue für die Ewigkeit geschaffen werden … Hinreißend erzählt Arno Frank von einem einzelnen Tag, entfaltet dabei ganze Leben – und am Ende ist die Welt für jede:n von ihnen das sommerglückliche kleine bisschen besser. Lieb die Figuren, allen voran den knarzigen Bademeister Kiontke! Ein (Freibad-) Buch für alle. Wirklich.
Silvia Feist, Senior Editor
Seemann vom Siebener, Arno Frank, Tropen, 24 € (mehr zu diesem Buch in Silvis Podcast „Feiste Bücher“). Hier gehts zur kostenlosen Leseprobe.
Zärtlicher Realismus
Ich liebe es, wie junge Autorinnen gerade die Wirklichkeit auf neue Weise erobern! Mitten hinein springt jetzt Caroline Wahl, die in ihrem feinen Debüt auf schnellen 205 Seiten in das Leben von Tilda eintaucht. Die macht gerade in einer namenlosen Stadt ihren Master in Mathe, aber ihr Leben ist von ganz anderen Variablen bestimmt: Da ist ihre kleine Halbschwester Ida plus Haushalt samt Haushaltskasse, minus ein Totalausfall, die alkoholkranke Mutter. Um das auszuhalten, schwimmt Tilda, wann immer möglich, 22 Bahnen – nur Viktor hatte sie nicht auf der Rechnung … Viel Gefühl, ohne gefühlig zu sein, zart-harter Realismus vom Feinsten.
Silvia Feist, Senior Editor
22 Bahnen, Caroline Wahl, Dumont, 22 €. Hier gehts zur kostenlosen Leseprobe.
Eine Verabredung mit sich selbst
Ich habe eine Spotify-Playlist, die "Swimmingpool" heißt. Poptheoretisch kann ich unterm Strich sagen: Schwimmen wird für gut befunden und es ist eher Indie als Stadionrock, mit REM ("Night Swimming"), Lea ("Swimmingpool"), Loudon Wainwright ("The Swimming Song"). Schwimmen bringt einen zum Denken und Kirsten Bilkaus Buch würde man am liebsten beim Schwimmen lesen, denn es fließt dahin wie sich eine gute geschwommene Bahn anfühlt: wie die bestmögliche verbrachte Zeit mit sich selbst. Bilkau nähert sich über ihre eigene Schwimmbiografie (gelernt vom Vater, einem Seemann, den sie sich beim Schwimmen wieder herbeidenken kann, gestärkt durch den Schwimmbadentzug des Lockdowns) der persönlichen Lösung jener Formel, die sie in einem Gedicht von D.H. Lawrence entdeckt: "Wasser ist H₂O, zwei Teile Wasserstoff, ein Teil Sauerstoff. Aber da ist noch etwas Drittes, das erst macht es zu Wasser, und niemand weiß, was dieses Etwas ist." Schwimmen, so zeigen ihre Reisen und zeitgeistigen Exkurse, kann politisch sein, feministisch, meditativ, solidarisch, befreiend. Es ist für alle gleich und doch für jede:n etwas Eigenes: eine Verabredung mit sich selbst.
Julia Möhn, Editor in Chief New Products & Working Women
Wasserzeiten. Über das Schwimmen. Kristine Bilkau, Arche, 16 €
Kleine Abenteuer, großes Glück
Ein Kopfsprung vom Fünfmeterbrett, mitten hinein in die eigene Jugend – so fühlt sich "Der große Sommer" an. Ich tauche ein in die Welt von Frieder, dessen Sommer ins Wasser zu fallen scheint, denn er ist verdonnert für die Nachprüfungen zu lernen und das ausgerechnet bei seinem strengen Großvater. Doch zum Glück bekommt er Unterstützung von Johann, seinem besten Freund, von Alma, seiner Schwester – aber noch viel wichtiger ist, dass das Mädchen im flaschengrünen Badeanzug da ist: Beate, Frieders erste große Liebe. Ewald Arenz beschwört zwischen den Zeilen das Gefühl von kleinen Abenteuern, die mit etwas Glück zu großen Erinnerungen werden: das nächtliche Einsteigen ins Schwimmbad, eine Freundschaft, in der man zusammen alles übersteht, und dann ist da noch der Geruch der geheimen Tagebücher von Frieders Großmutter… Als ich das Buch zuklappe, ist da in mir die nostalgische Sehnsucht nach diesem einen großen Sommer.
Tina Kroeber, Grafikdesignerin
Der große Sommer, Ewald Arenz, Dumont, 20 €. Hier gehts zur kostenlosen Leseprobe.
Chlor auf unserer Haut
Am schönsten an „Schwimmen mit Rosemary“ fand ich die Beobachtungen aus dem Freibad (Anm.d.Red.: Das Buch hieß als Paperback „Im Freibad“.) Die sind so präzise, liebevoll und zugewandt, dass man meint, das Chlor auf der eigenen Haut zu riechen. Und die Debüt-Autorin Libby Page hat mit dem Satz „Ihr wird klar, dass sie seit ihrer Kindheit keine andere Frau mehr nackt gesehen hat“ etwas in mir zum Klingen gebracht. Ich glaube auch, dass Freibäder Orte sind, an denen Frauen sich urteilsfreier begegnen. Wie die Roman-Heldinnen Rosemary und Kate. Londonerinnen, die eine alt, die andere jung, beide ziellos, bis sie sich im Bad begegnen und den Kampf aufnehmen, um dessen Schließung zu verhindern. Wie Frauen sich finden, erkennen und verbünden, das ist so schön zu lesen, dass man darüber fast die Sonnencreme vergisst. Wer es im Freibad liest, wird die beiden wiederfinden.
Julia Möhn, Editor in Chief New Products & Working Women
Schwimmen mit Rosemary, Libby Page, Ullstein, 9,99 €, Ü: Silke Jellinghaus. Hier gehts zur kostenlosen Leseprobe.
Schwimmen unterm Sternenhimmel
Dieses Debüt hat sich auf unsere Liste gemogelt, denn es spielt trotz ganz viel Schwimmerei unterm Sternenhimmel nicht im Freibad, sondern in einer kleinen Bucht am See in Kanada. Da hat Percy die fünf intensivsten Sommer ihres Lebens verbracht. Jetzt ist sie 30 und kehrt nach zwölf Jahren dorthin zurück und alle Gefühle sind sofort wieder da. Auch die für Sam, ihren ehemals besten Freund, ihren Lebensmensch, ihre erste Liebe... Mit viel Gefühl switcht Carley Fortune zwischen dem Jetzt und dem, was damals geschah, und wenn Sam unerwartet einen großen Haps von Percys Eis nimmt, fühlt es sich an, als tropfte es mir selbst auf die Finger. Da hätte das Glück doch eigentlich an Percys Fingern kleben müssen – doch dann kam alles anders! Fortune malt so eine eine warme Sommer-Nostalgie, dass ich natürlich hoffe, dass das Ende happy wird. Und wenn sie darin schwelgt, wie aus dem 13-jährigen schlaksigen Sam der verwuschelte 30-jährige mit Kerbe in der Lippe wird, ist es gar nicht schlecht, wenn Wasser zum Abkühlen in der Nähe ist.
Silvia Feist, Senior Editor
Fünf Sommer mit Dir, Carley Fortune, Penguin, 13 €, Ü: Carolin Müller. Hier gehts zur kostenlosen Leseprobe.
Kleine Grausamkeiten – und viel Liebe
Sie können kompliziert, schmerzhaft, sogar grausam sein – und trotzdem voller Liebe: die Dynamiken in Familien. Das dröselt Marie Aubert in ihrem Roman „Erwachsene Menschen“ so genau auf, dass ich mich in jeden der Charaktere hineinversetzen kann, und das, ohne irgendeinen von ihnen restlos sympathisch zu finden. Protagonistin Ida ist erfolgreich im Job und kinderlos. Irgendwo in ihr schlummert er zwar, der Kinderwunsch, aber sie hat ja noch Zeit. Denkt sie – bis sie einen Anruf aus der Fruchtbarkeitsklinik bekommt. Kurz darauf eröffnet ihr ihre Schwester, sie sei schwanger... Aubert schaut genau da hin, wo es wehtut. Und bettet die Dramatik um schwesterliche Konkurrenz, Missgunst und Torschlusspanik dabei in ein sommerleichtes Setting, sodass es zur perfekten Pool-Lektüre wird.
Anna Dunst, Redakteurin Digitalredaktion
Erwachsene Menschen, Marie Aubert, Rowohlt, 12 €. Hier gehts zur kostenlosen Leseprobe.
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