Die Trauer, die wir fühlen, wenn ein geliebter Mensch stirbt, tut weh, ist aber wertvoll – davon sind Susann Brückner und Caroline Kraft überzeugt. In ihrem Buch "endlich. Über Trauer reden" setzen sie sich mit diesem emotionalen Ausnahmezustand und dem gesellschaftlichen Umgang damit auseinander.
Die Trauer ist ein Teil jedes Lebens
Trauer ist krass und zärtlich, schön und wütend, fies, berührend und überraschend gleichzeitig – so wie das Leben. Und sie gehört auch zu jedem Leben dazu. Früher oder später verliert jede:r von uns einen geliebten Menschen und das Gefühl, das wir danach verspüren, eint uns alle. Weil Trauer ein so allumfassender und niederschmetternder emotionaler Ausnahmezustand sein kann, fällt es vielen von uns schwer, dieses Gefühl zu beschreiben oder darüber zu sprechen. Susann Brückner, die im Literaturbetrieb in Berlin und Wien arbeitet und für verschiedene Medien über Tod und Trauer schreibt, und Caroline Kraft, ausgebildete Sterbebegleiterin und ebenfalls freie Autorin, finden: Die Trauer hat ihr schlechtes Image zu Unrecht. Was dagegen hilft? Darüber zu sprechen. Genau das tun die beiden Frauen in ihrem Podcast "endlich. wir reden über den tod". In ihrem neuen Buch "endlich. Über Trauer reden" verarbeiten sie alles, was sie in den letzten vier Jahren durch ihren Podcast gelernt haben und erzählen Geschichten, die sie selbst gerne gehört hätten, als sie zum ersten Mal trauerten.
Warum der Tod kein Tabu sein darf
Als Caroline Kraft vom Tod einer der wichtigsten Menschen in ihrem Leben erfährt, verändert sich alles. Nichts von dem, was ihr vor diesem Moment wichtig erschien, scheint noch Bedeutung zu haben. Die Taubheit, die sie empfindet, den Schmerz, die quälenden Fragen, die sie sich stellt, beschreibt sie im Buch so eindrücklich, dass einem beim Lesen ihrer Schilderungen der Atem stockt – weil man Mitgefühl hat oder diesen Schmerz selbst nachempfinden kann. Genauso ist es bei Susann Brückners Schilderungen darüber, wie sie ihren Vater und ihren Bruder verlor. Der Impuls, sich Gefühlen wie Trauer zu entziehen und sich partout nicht damit beschäftigen zu wollen, ist grundsätzlich verständlich. Dass die Themen Sterben und Trauer sich aber mittlerweile zu einem Tabu in unserer Gesellschaft entwickelt haben, erschwert es Trauernden zusätzlich, mit ihrem Verlust fertig zu werden. Denn so fühlen sie sich zusätzlich zu ihr emotionalen Last isoliert. Susann Brückner und Caroline Kraft wollen das mit ihrem Podcast und ihrem neuen Buch ändern.
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Wie sollen wir als Gesellschaft mit dem Tod umgehen?
Trauer ist kein Publikumsknaller, natürlich – es gibt schönere Themen, über die man mit Freund:innen in der Kneipe sprechen kann. Aber weil wir alle im Laufe unseres Lebens vermutlich einmal zu Trauernden werden, ist es wichtig, dass wir uns als Gesellschaft mit dem Sterben auseinandersetzen – und damit, wie wir mit all jenen umgehen, die gerade trauern. Das Autorinnen-Duo stellt in seinem Buch sieben Forderungen, wie eine moderne Gesellschaft mit Trauer umgehen sollte.
1. Eine Lobby für die Trauer
Für eine Trauerkultur, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und nicht das Funktionieren
2. Neue Bilder
Für eine neue Auffassung von Trauer und neue mediale Bilder
3. Offener Umgang
Für die Repräsentation der Vielfalt der verschiedenen Trauergeschichten
4. Zeit
Dafür, der Trauer Zeit zu geben
5. In die Mitte holen
Für eine Umgebung, die das Fühlen zulässt
6. Die Kraft der Verletzlichkeit
Für Radical Softness und gegen die patriarchale Auslegung von Stärke
7. Utopie
Für eine Trauerkultur, die uns unterstützt und guttut
Trauer in all ihren Facetten
Die beiden Autorinnen beleuchten Trauer in ihrem Buch aus verschiedenen Blickwinkeln, eben weil sie vielfältig ist, bei jedem anders – mal ist sie bittersüß, mal nimmt sie einem die Luft zum Atmen. Sie schreiben über Wut nach dem Tod eines geliebten Menschen, das Gefühl, nicht richtig zu trauern, über Rituale und wie die Trauer einen verändern kann. Sie interviewen andere Trauernde, sprechen mit ihnen über ihre Gefühle und ihre Toten. Schonungslos ehrlich und doch einfühlsam. Dabei stoßen sie auf noch mehr Tabus: der Tod ungeborener Kinder oder Babys, Lust und Sex in der Trauerphase, Suizid. Anstatt davor zurückzuschrecken, sprechen sie ehrlich über ihre Erfahrungen und geben ihren Interviewpartner:innen die Möglichkeit, das Gleiche zu tun. Am Ende bleibt eine Erkenntnis: Jede:r trauert unterschiedlich, jeder Abschied von einem geliebten Menschen ist anders. Aber in jedem Fall müssen wir offen darüber sprechen können.
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