Ihnen fällt der Vertrauensvorschuss für die Tochter schwer? Der Tipp von Berit Brockhausen: Bauen Sie Vertrauen in Zwischenschritten auf.
Stefanie, 41: Meine Tochter, 13, hat mir vorgeworfen, ich traute ihr nichts zu. Wie kann ich ihr mehr mein Vertrauen zeigen und meine Sorge in Schach halten?
Berit Brockhausen: Wie wollen Sie Ver trauen zeigen, das Sie nicht haben? Woher sollte es kommen? Vertrauen wächst aus Erfahrungen. Manchmal entsprechen die aber gar nicht mehr der Realität, denn Ihre Tochter wird älter und lernt ständig dazu. Vertrauen bedeutet nicht, Ihr Kind uneinschätzbare Risiken eingehen zu lassen. Mit einem Kind, das bislang zwei linke Hände hatte, würde ich mehrere Zwischenschritte machen, bevor ich es die Bohrmaschine bedienen lasse. Ist Ihre Tochter ein Technikfreak oder in der Vergangenheit geschickt mit Bastelarbeiten gewesen, fällt das Zutrauen viel leichter.
Bei Dingen, die Sie noch nicht einschätzen können, hilft es in kleinen Schritten vorzugehen. Das Kind möchte bei einer Freundin übernachten, deren Eltern nicht zu Hause sind? Gern – vorausgesetzt, die beiden übernachten vorher bei Ihnen. Kommen sie da auf seltsame Ideen, die Sie unterbinden können, weil Sie (zum Glück) anwesend sind, spräche es nicht für Vertrauen, sondern für Naivität, die Übernachtung ohne Aufsicht zu erlauben.
Bevor Ihre Tochter jetzt protestiert: Es bedeutet nicht, dass sie nie zu ihrer Freundin darf. Sondern dass ihre Mutter ihr notwendige Lernschritte ermöglicht und sich vergewissert, dass die klappen, bevor sie dem Kind zutraut, mit diesem Wissen Neues zu probieren. Und sie er trägt klaglos, wenn die Tochter deswegen manchmal die Augen rollt. Sie hat sogar die Größe zu sagen: "Vermutlich hast du recht, dass du das schon kannst. Sei so lieb, und hilf mir dabei, mich in kleinen Schritten daran zu gewöhnen."
Berit Brockhausen ist eine der führenden Psychologinnen Deutschlands, Expertin für Beziehungen und Buchautorin. Egal ob Sie Fragen zu Liebe, Familie, Freunden oder Nachbarn haben – hier bekommen Sie eine Antwort.
Lesen Sie hier das Interview zu ihrem Buch "Hoheitsgebiete".