Berit Brockhausen gibt Tipps, wie Sie mit einem Sohn umgehen, der wegen seiner Drogensucht sein Studium nicht zu Ende bringt
Annette, 54: Mein Sohn, 29, studiert seit acht Jahren und kifft sehr viel. Angeblich kann er so besser lernen. Er würde nach dem "blöden Studium" aufhören, sobald er die Firma meines Schwagers übernehmen soll. Ich mache mir zunehmend Sorgen.
Berit Brockhausen: Kein Wunder. Wenn das Kiffen ihn besser lernen ließe, dann hätte er sein Studium abgeschlossen. Acht Jahre zeigen, dass der junge Mann massive Lernprobleme hat. Das Kiffen hilft ihm nur dabei, das alles nicht so schlimm zu finden. Und warum sollte er nach dem Studium damit aufhören? Eine Firmenübernahme ist mit Entscheidungen, Konflikten und Arbeit verbunden. Seine Art der Problemlösung ist aber: kiffen.
Zeigen Sie ihm, wie das anders geht! Vermeiden Sie nicht länger, Ihr eigenes Problem anzugehen, und behandeln Sie Ihren Sohn wie einen Erwachsenen. Ihre Aufgabe ist es, seine Ausbildung zu finanzieren. Sein Job ist es, diese Ausbildung ernsthaft zu verfolgen. Kündigen Sie an, dass er noch ein weiteres Semester Unterhalt von Ihnen bekommt, um sein Studium abzuschließen. Er kann weiter trödeln – allerdings muss er dann auch die Konsequenzen tragen und ab sofort seinen Lebensunterhalt selbst finanzieren.
Das finden Sie zu hart? Ja, manchmal müssen wir hart sein, wenn wir lieben. Und mutig. Sie zeigen ihm, dass Sie nicht mehr wegschauen. Sie leben ihm vor, wie man Konflikte angeht. Dadurch muss er sich mit Ihnen auseinandersetzen und die Verantwortung für sein Leben übernehmen. Jetzt hilft das Kiffen nicht weiter. Möglicherweise braucht er Hilfe. Doch nicht von Ihnen, sondern von einer Beratungsstelle. In dem Moment, in dem Sie Ihr Verhalten verändern, kann er auch in Bewegung kommen.
Berit Brockhausen ist eine der führenden Psychologinnen Deutschlands, Expertin für Beziehungen und Buchautorin. Egal ob Sie Fragen zu Liebe, Familie, Freunden oder Nachbarn haben – hier bekommen Sie eine Antwort.