11 / 12Laura Kutscher
Mein Name ist Laura Kutscher und ich bin 21 Jahre alt. Ich wohne seit 3 Jahren in Hamburg und habe im Juni 2020 meine Ausbildung zur Musical-Darstellerin erfolgreich abgeschlossen. Ich bin damals direkt nach dem Abitur hierhergezogen.
1. Vollbremsung oder Kreativitätskick: Wie hast Du die Corona-Zeit erlebt?
Für mich persönlich hatte die Corona-Zeit auch einige positive Seiten. Die Auseinandersetzung mit mir selbst in dieser Zeit hat mir geholfen, noch mehr über mich herauszufinden, was ich will und wohin ich möchte. Ich habe meiner Kreativität freien Lauf gelassen und dabei festgestellt, dass ich mich nicht nur auf die eine Sparte „Musical“ konzentrieren muss. Es gibt so viele Möglichkeiten, sich als Künstler frei zu entfalten. Ich habe beispielsweise das Songwriting für mich entdeckt und möchte definitiv auch eigene Lieder veröffentlichen.
Und ich habe festgestellt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Auch wenn das Training in der Ausbildung wegfiel, hatte ich sehr viel Spaß daran, meinen eigenen kleinen Stundenplan einzuhalten und weiter zu trainieren, zu tanzen und zu singen. Ich wusste, es wird der Moment kommen, an dem es weitergeht und dann möchte ich bereit sein. Er kam sogar schneller als gedacht - glücklicherweise konnte ich die Abschlussprüfung im Juni erfolgreich absolvieren.
2. Wie hast Du in der Krise deine Ausbildung und dein Leben finanziert?
Bis zum totalen „Lockdown“ hatte ich noch die Möglichkeit, einige Studentenjobs zu machen. Aber ich kann mich sehr glücklich schätzen, dass meine Familie stark hinter mir steht und mich finanziell sehr gut unterstützt. Ich bin in der Corona-Zeit auch für mehrere Wochen in die Heimat gezogen und habe erst einmal wieder bei meinen Eltern gelebt.
In dieser Zeit habe ich das Streamen für mich entdeckt. Ich lasse die Menschen an meinem Alltag teilhaben, mache Fitnesstreams oder singe einfach vor der Kamera. Es wurde für mich zu einem Hobby, mit dem ich glücklicherweise auch noch ein bisschen Geld dazu verdienen konnte.
3. Hast du in der Krise mal darüber nachgedacht, doch den Beruf zu wechseln? Wenn nein, warum nicht?
Ich habe ehrlich gesagt noch nie darüber nachgedacht, den Beruf zu wechseln. Dazu gekommen ist aber der Gedanke an ein zweites Studium im Bereich Kommunikation und Medien. Ich möchte damit eine Absicherung für den Fall der Fälle haben, aber definitiv in erster Linie im künstlerischen Bereich arbeiten.
In der jetzigen Lage ist mir bewusst, dass ich nicht darauf warten kann, dass die Jobs um die Ecke kommen. Was ich aber machen kann, ist, mich vorbereiten für die Zeit, wenn es weitergeht.
4. Wie gehst du mit dem Thema Unsicherheit und Ungewissheit um?
An manchen Tagen kann ich mit der Unsicherheit besser umgehen als an anderen. Ich versuche aber, so viel wie möglich dafür zu tun, dass ich mich sicher fühle. Keiner weiß genau, wie sich die Situation entwickeln wird und deshalb habe ich mir vorgenommen, das Beste daraus zu machen.
Daher bin ich gerade dabei, mir als eigenständige Künstlerin ein Standbein aufzubauen. Ich produziere Songs, mache eigene Choreografien und drehe dazu Videos. Ich setze die nächsten Jahre alles auf die Karte „Künstlerin“, um meinen Traum nicht aus den Augen verlieren. Ich lebe schon lange nach dem Motto „Vertraue dem Weg“ und bin mir daher sicher, dass alles gut wird, wenn man sein Ziel vor Augen hat und sich selbst vertraut.
5. Wie bist Du zur Schauspielerei gekommen?
Ich habe schon früh in meiner Kindheit die Leidenschaft für Musik entdeckt und stand mit sieben Jahren zum ersten Mal auf einer Bühne. Seitdem war für mich klar, dass ich nichts anderes machen möchte. Ich hatte schon immer Spaß daran, die Leute in meinem Umfeld zu unterhalten und auch meine Hobbys kamen immer aus den Bereichen Musik oder Sport.
Als ich mit acht Jahren zum ersten Mal das Musical „Starlight Express“ gesehen habe, hatte ich den großen Wunsch, einmal die „Pearl“ spielen zu dürfen.
Als ich dann mit siebzehn Jahren die Aufnahmeprüfung an der Stage School Hamburg bestanden hatte, wollte ich nur noch das Abitur bestehen und ab in die Großstadt!
6. Was war bisher Deine Lieblingsrolle? Und welche würdest Du gerne mal spielen?
Meine Lieblingsrolle war bisher die „Lucy“ aus „Dracula - das Musical“. In diesem Stück hat Lucy zwei verschiedene Charaktere, einmal vor und dann nach der Verwandlung zum Vampir. Schauspielerisch war das für mich damals eine Herausforderung, aber ich hatte sehr viel Spaß, in den Proben daran zu arbeiten. An dieser Rolle bin ich bisher am meisten gewachsen.
Spielen würde ich sehr gern, wie schon gesagt, die Rolle der „Pearl“ in „Starlight Express“.. Auch eine weitere Lieblingsrolle ist die „Molly“ aus „Ghost.“
7. Welche Wünsche und Pläne hast Du für die nächsten Jahre?
Mein Plan ist es, in den nächsten Jahre viele Erfahrungen im künstlerischen Bereich zu sammeln. Ich bin offen für alles und kann mir vorstellen, nicht nur auf der Bühne, sondern auch vor und hinter der Kamera zu arbeiten.. Ich will jede Gelegenheit nutzen, um dazuzulernen und über mich hinauszuwachsen.
Bild: Dirk Moeller