Eine vegane Freundin sorgt auf der Grillparty für Streit? Berit Brockhausen erklärt, wie es funktionieren kann.
Lena, 32: Meine Freundin ist auf dem Vegantrip. Beim letzten Grillen habe ich für sie extra Essen besorgt. Als sie angefangen hat, uns allen was vom "toten Tier" zu erzählen, sind wir in Streit geraten und sie ist Türen knallend abgezogen. Ich möchte mich mit ihr vertragen, aber ich will mich nicht entschuldigen.
Berit Brockhausen: Warum eigentlich nicht? Weil Sie nichts falsch gemacht haben? Oder weil die Freundin sich auch nicht so vorbildlich verhalten hat? Ich fürchte, das wird nichts mit dem Vertragen, wenn Sie nicht die Verantwortung für Ihr Verhalten übernehmen. Es war schon recht naiv, eine Veganerin zum Grillen einzuladen (genauso naiv von ihr, die Einladung anzunehmen), denn Grillen heißt ja nun mal, dass Mengen von totem Tier über dem Feuer brutzeln. Es klingt so, als ob Sie der "Ernährungsfimmel" Ihrer Freundin nervt. Klar ist es lästig, wenn unkomplizierte Einladungen zum Essen und zum Grillen plötzlich hochkompliziert werden. Überlegen Sie sich gut, ob Sie sich das antun wollen. Und wen Sie einladen. Eine vegane Freundin ist auf einer Cocktailparty sicherlich angenehmere Gesellschaft als beim Grillen. Eine gute Gastgeberin macht sich auch darüber Gedanken, nicht nur darüber, was sie an Gemüse auf den Grill bringt. Ich finde, für diese Nachlässigkeit hat Ihre Freundin eine Entschuldigung verdient. Und es kann auch nicht schaden, sich zu fragen, was an dieser Frau mit ihren "Trips" für Sie so attraktiv ist. Dann lassen sich die damit verbunden Unannehmlichkeiten vielleicht in Zukunft leichter ertragen.
Berit Brockhausen ist eine der führenden Psychologinnen Deutschlands, Expertin für Beziehungen und Buchautorin. Egal ob Sie Fragen zu Liebe, Familie, Freunden oder Nachbarn haben – hier bekommen Sie eine Antwort.
Lesen Sie hier das Interview zu ihrem Buch "Hoheitsgebiete".