Die Freundin meldet sich nie. Solange es noch Spaß macht, sollte man die Freundschaft trotzdem erhalten, rät Berit Brockhausen
Jule, 38: Die Treffen mit meiner Freundin sind jedes Mal schön. Aber immer muss ich mich melden. Ich habe Sorge, wenn ich nichts von mir hören ließe, wäre die Freundschaft vorbei.
Berit Brockhausen: Die naheliegende Empfehlung wäre wohl, dass Freundinnen miteinander reden und solche Dinge klären müssen. Warum rate ich Ihnen nicht dazu? Weil ich es in Ihrem Fall für Blödsinn halte. Sie sind eine gestandenen Frau und kennen Ihre Freundin nicht erst seit gestern. Sie wissen, was passiert, wenn Sie sich länger nicht melden. Bei Ihren gemeinsamen Unternehmungen erfahren Sie viel über das Leben Ihrer Freundin, und darüber, was ihr wichtig ist und was nicht.
Und wenn Sie die Situation so einschätzen, dass die Freundschaft nur deshalb nicht beendet ist, weil Sie sich immer melden, dann ist das vermutlich so.
Ein Grund, dass Sie nun die Freundschaft beenden? Ich finde, mit 38 ist man alt genug, das schöne Ideal der gegenseitigen Herzensfreundinnen über Bord zu werfen. Und stattdessen einseitig das zu tun, was nötig ist, um mit der real existierenden Frau regelmäßig in Kontakt zu bleiben, solange Sie Spaß daran haben. Insofern ist es konsequent, sich selbst um regelmäßige Treffen zu bemühen und diese auch zu genießen.
Berit Brockhausen ist eine der führenden Psychologinnen Deutschlands, Expertin für Beziehungen und Buchautorin. Egal ob Sie Fragen zu Liebe, Familie, Freunden oder Nachbarn haben – hier bekommen Sie eine Antwort.
Lesen Sie hier das Interview zu ihrem Buch "Hoheitsgebiete".