Die SLOW-Redaktion stellt Ihnen tolle Plätze zum Verweilen vor. Diesmal: Mareile Braun kennt 5 Gründe, warum Norderney das neue Sylt wird!
Seitdem ich denken kann, habe ich meine Sommer auf Sylt verbracht. Natürlich nicht durchgehend, aber zwei, drei verlängerte Wochenenden mussten es mindestens sein. Nordseeluft, Dünenlandschaft, über Jahre lieb gewonnene Sehnsuchtsplätze – ich hätte mir nicht träumen lassen, dass eine andere Insel mal dasselbe Wohlgefühl in mir auslösen könnte. Und dann kam: NorderNEU!
Wie ungewohnt es für uns Hamburger ist, statt nach Norden an die Nordsee erst einmal nach Süden zu fahren! Vorbei an Bremen geht es in Richtung Aurich bis zum kleinen Örtchen Norden, wo die Fähre 'Frisia' ab Norddeich im Halbstundentakt nach Norderney tuckert. Die meisten Gäste kommen ohne Auto, denn das ist in Deutschlands ältestem Seebad (gegründet 1779) zwar erlaubt, aber überflüssig. Durch den einzigen Ort fährt ein Bus, alles andere ist hervorragend mit dem Fahrrad zu bewältigen.
Womit wir bei Punkt eins der Attraktivitätsliste der Insel wären:
1. Fahrrad statt Angeber-Auto
14 Kilometer Sandstrand und mehr als doppelt so viele Kilometer Radweg durch die Dünen– das sucht man auf den übrigen nord- und ostfriesischen Inseln vergeblich! Norderney liegt im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, der seit 2009 zum UNESCO-Welterbe gehört. Vom Leuchtturm, den man in gut 10 Minuten vom Zentrum aus erreicht, hat man einen herrlichen Rundumblick über die Insel. Dicke Angeberautos sucht man hier vergebens.
2. Weiße Düne statt Sansibar
Vor ein paar Jahren mag es noch lässig gewesen sein, sich in Herbert Secklers Sansibar zu quetschen. Inzwischen ist das legendäre Sylter Strandlokal Austragungsort drittklassiger Promotion-Events und von den falschen 'Promis' belagert. Norderneys Antwort heißt: "Weiße Düne". Der Look der Strandhütte ist minimalistisch-cool, im angeschlossenen Design-Shop gibt es eklektische Wohnaccessoires. Ein charmanter Relax-Ort direkt am Meer.
3. Milchbar statt Café del Mar
Den besten Milchreis gibt’s im Leysieffer in Kampen auf Sylt? Von wegen! Die Norderneyer Milchbar trägt die Spezialität des Hauses schließlich schon im Namen. Der strahlend weiße Pavillon an der Strandpromenade hat die tollste Terrasse der Insel, den Meerblick kann man in bequemen Sesseln vom Frühstück bis zum Sundowner-Cocktail genießen. Wer mag, kann wirklich den ganzen Tag dort sitzenbleiben, denn einen Verzehrzwang gibt es in diesem coolen Selbstbedienungslokal nicht. Dafür den wunderbaren 'Milchbar'-Soundtrack vom DJ-Duo Blank & Jones. Dagegen wirkt das Café del Mar auf Ibiza wie ein abgehalfterter Touri-Schuppen…
4. Design-B&B statt Luxushotel
Vergesst mal Budersand, Arosa und wie sie alle heißen, die großen Luxus-Hotels auf Sylt. Übernachten 2.0 geht anders: ein Bed & Breakfast mit 24 Zimmern, jedes individuell gestaltet mit einer Mischung aus maßgeschneiderten Raumelementen und ausgesuchten Designobjekten. Dazu ein 'Wohnzimmer', in dem alle Hotelgäste einen Rückzugsort finden, eine kleine Bäckerei, ein Wein-Deli, ein Design-Shop und ein Spa – das alles bietet das 'Inselloft' unter einem Dach.
Am Damenpfad, nur einen Steinwurf entfernt von der Milchbar, ist aus vier denkmalgeschützten ehemaligen Pensionen ein Konzepthotel entstanden, wie es kein zweites gibt an Nord- und Ostsee. Das Betreiber-Pärchen Insa und Niels Klimek sind Gastgeber mit Leib und Seele, bei ihnen fühlt sich der Gast von der ersten Minute an willkommen und aufs beste umsorgt.
5. Und das ist erst der Anfang…
Wer NorderNEU sagt, muss auch Brune sagen. Die Gebrüder Jens und Marc Brune, der eine ist Hotelier, der andere Architekt, wollen die einstige Sommerresidenz des Königs von Hannover wieder zu dem machen, was sie einmal war: absolut schick! Die einstige neoklassizistische Bäderarchitektur verfiel über Jahrzehnte im Schatten des Betonbrutalismus. Dank einer Millionen-Investition und einem stilistischen Make-Over erstrahlt das Badehaus heute wieder im alten Bauhaus-Glanz. Norderney so hört man, möchte bis zum Jahr 2020 das führende Thalasso-Bad Europas werden. Und dafür bebauen die Brunes gerade das letzte Filetstück zwischen Bade- und Conversationshaus. Das "Grand Beach Hotel" soll 2016 eröffnen. Und dann gibt es da noch die "Marienhöhe", benannt nach Königin Marie von Hannover. Durch sie wurde die Düne zum "heiligen Berg" der Heine-Verehrung, welcher der Überlieferung nach an diesem Platz sein "Lied am Meer" geschrieben haben soll.
Nach einem jahrelangen Pächterstreit ist auch dieses historische Gebäude nun in bewährter Gastronomen-Hand. Wir sind sehr gespannt!
Mareile Braun ist Chefredakteurin von EMOTION Slow und liebt ihr Leben zwischen Gucci und Gummistiefeln. Wenn sie nicht gerade auf Fashion Weeks reist, bummelt sie zuhause gern mit ihrem Esel Pepe durchs Dorf.
Was sie sonst gerade bewegt: Yoga unter freiem Himmel, Tanzabende mit dem Gatten und ihre Workshops als "Slow-Down"-Trainerin.