Iris Brand von Philip Morris (PMI) spricht im Interview über das PROJECT 42, die Global EQUAL-SALARY Certification und wie sie sich als Frau im Job durchsetzt.
EMOTION: Frau Brand, warum hat Philip Morris das Projekt 42 ins Leben gerufen?
Iris Brand: Bei PMI gibt es überall inspirierende Frauen. Das Projekt 42 hat das Ziel, weibliche Vorbilder in den Mittelpunkt zu stellen und deren einzigartigen Beitrag zum Erfolg von PMI hervorzuheben. Im Verlauf des Projekts erzählten uns weltweit unzählige Frauen bei PMI ihre spannenden Geschichten. Durch diese können wir jetzt zeigen, welche große Zahl an weiblichen Talenten bei uns im Unternehmen arbeiten.
Nach welchen Kriterien haben Sie die Frauen für das Projekt ausgewählt?
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von PMI haben weltweit rund 700 Frauen nominiert. Das Projektteam hat alle Geschichten dieser Frauen gelesen, anhand derer die 42 Finalistinnen ausgewählt wurden. Weitere Auswahlkriterien waren u.a. eine Balance zwischen Funktionen sowie Gehaltsstufen und geographischer Repräsentation.
Karrieren sind ein bisschen wie ein Marathon.
Iris Brand, Head of Communications bei PMITweet
Warum der Name "Projekt 42"?
Wir haben das Projekt so genannt, weil 42 die Kilometeranzahl ist, die man beim Marathon zurücklegen muss. Und Karrieren sind manchmal ein bisschen wie ein Marathon.
Wie meinen Sie das?
Damit ein Marathonläufer nach 42 Kilometern erfolgreich ins Ziel kommt, braucht er Willenskraft, Durchhaltevermögen und klaren Fokus. Er muss mit Rückschlägen umgehen können und wenn es streckenweise nicht so gut läuft, trotzdem weitermachen und nicht aufgeben.
Diese Eigenschaften kann man durchaus auch auf die Karriere übertragen. Wer im Beruf erfolgreich sein will, der braucht einen langen Atem, Disziplin, Zielorientierung, muss sich in schwierigen Situationen durchbeißen und mit Frustrationen umgehen können. Natürlich wird nicht jeder, der ein Kämpfer ist, immer nur erfolgreich sein. Manchmal braucht man auch das Quäntchen Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, oder eine Person/einen Coach, der einen motiviert, „trainiert“ und die richtigen Ratschläge gibt – so ähnlich wie ein Trainer eines Marathonläufers.
Wer jedoch ein klares Ziel vor Augen hat, sich darauf fokussiert und diszipliniert hinarbeitet, der wird es früher oder später auch erreichen.
Wir haben uns als Rekrutierungsziel bis 2022 ein 50:50 Geschlechterverhältnis gesetzt.
Iris Brand, Head of Communications bei PMITweet
Wie hoch ist der Frauenanteil bei PMI?
Aktuell sind 42 % aller PMI-Mitarbeiter weltweit weiblich. Um diesen Anteil zu erhöhen, haben wir uns als Rekrutierungsziel bis 2022 ein 50:50 Geschlechterverhältnis gesetzt. Die Begründung dafür liegt nahe: Beispielsweise sind 50 % unserer Kunden Frauen, aber die Aufteilung nach Geschlechtern in unserem Unternehmen spiegelt diese Realität nicht wider. 50% der Schulabsolventen jedes Jahr sind Frauen, aber unser Anteil an weiblichen Neueinstellungen entspricht dem nicht. Übersetzt heißt das: eine geschlechtsspezifische Lücke ist eine Talentlücke. Wenn wir beim Zeitpunkt der Einstellung keine Gleichheit herstellen können, wird es schwer sein, diesen Fehler später auszugleichen, zum Beispiel bei der Entwicklung von Frauen in Führungspositionen. Deshalb setzen wir schon früh auf eine gleichberechtigte Förderung von Talenten.
Wie hoch ist bei PMI der Anteil von Frauen in Führungspositionen?
Im Jahr 2018 besetzen Frauen 35% der weltweiten Managementpositionen. Um diese Ungleichheit der Geschlechter im Management zu ändern, verfolgen wir das Ziel, die Zahl der Frauen in Führungspositionen bis 2022 auf 40% zu steigern.
PMI wurde vor kurzem mit der Global EQUAL-SALARY Certification* ausgezeichnet. Was bedeutet das genau?
Philip Morris hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Gleichberechtigung beim grundlegendsten Thema anzupacken – faire, gleichberechtigte und transparente Bezahlung für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, losgelöst von Geschlecht oder Herkunft. Viele Unternehmen behaupten, dass sie Frauen und Männer gleich bezahlen, doch das ist schwer zu prüfen und zu beweisen. Aus diesem Grund haben sich sowohl PMI als auch viele einzelne Märkte, darunter Deutschland, einem mehrstufigen Zertifizierungsprozess der unabhängigen EQUAL SALARY-Foundation unterzogen.
On #InternationalHappinessDay-- we’re REALLY(❗️) happy about being global #EQUALSALARYcertified -- pic.twitter.com/fdNagC1V5U
— Philip Morris Intl (@InsidePMI) 20. März 2019
Wie sieht dieser Prozess aus?
Im ersten Schritt der Zertifizierung analysiert die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) im Auftrag der EQUAL-SALARY Stiftung anonymisiert alle Gehaltsdaten, die die teilnehmenden Unternehmen an die IT-Plattform der Stiftung zur Verfügung stellen. Nur Firmen, bei denen Frauen bereits mindestens 95 Prozent des Gehaltes der männlichen Kollegen verdienen, qualifizieren sich für einen zweiten Schritt.
Neben der statistischen Analyse aller Gehälter und Überprüfungen vor Ort, sprechen die Prüfer mit der Firmenleitung, um deren Einsatz für eine gleiche Bezahlung der Geschlechter zu bewerten. Zusätzlich werden Fokus-Gruppen mit den Mitarbeitern gebildet, um ihre Wahrnehmung dieses Einsatzes abzufragen. Sie prüfen außerdem Methoden und Praktiken im Bereich Human Resources, um Vorurteile aufzudecken und bei Bedarf korrigierende Maßnahmen vorzuschlagen. Dieser umfassende Prozess dauerte insgesamt 18 Monate.
Verdienen also Frauen und Männer bei PMI genau gleich?
In Deutschland verdienen Mitarbeiterinnen beispielsweise 98,6 Prozent des Gehaltes der männlichen Kollegen. Der Unterschied von 1,4 Prozent errechnet sich vor allem dadurch, dass die Bonuszahlung für den Zeitraum der vollen Elternzeit anteilig berechnet wird. Da in der Regel Frauen in die Elternzeit gehen, entsteht dieser Gehaltsunterschied.
Iris Brand, 34, ist seit Januar 2018 Head of Communications bei Philip Morris Germany. In vorherigen Stationen war sie bei Wrigley und Bel Deutschland tätig.
Sie selbst führen ein Team. Wie schwer ist es für Sie persönlich, sich als Frau im Job durchzusetzen?
Unsere Geschäftsleitung ist immer noch sehr von Männern dominiert. Dass Entscheidungen in Besprechungsräumen überwiegend von Männern getroffen werden, ist nicht ungewöhnlich. Im mittleren Management gibt es aber viele Frauen. Wir tauschen uns aus, bilden Netzwerke und unterstützen uns gegenseitig. Das hilft einem ungemein.
Ich habe bereits in verschiedenen Unternehmen Führungspositionen bekleidet und habe gelernt, meine Meinung entschieden zu vertreten – unabhängig davon, ob mir Frauen oder Männer gegenübersitzen. Herausfordernde und schwierige Diskussionen zu führen, ist Teil meines Jobs, man lernt damit umzugehen, sogar daran Gefallen zu finden. Es ist sicherlich nicht immer ein Spaziergang, aber mein Job macht mir wahnsinnig Spaß und treibt mich jeden Tag an.