Die geplanten Einschnitte beim Elterngeld haben für einen Aufschrei gesorgt. Eine Petition dagegen hat in kürzester Zeit hunderttausende Unterschriften eingesammelt. Warum die Sparpläne ein Rückschritt und damit das völlig falsche Signal sind, schreibt Working-Women-Chefredakteurin Julia Möhn
Was würde sich ändern, wenn die Einschnitte ins Elterngeld kämen? Geplant ist, dass Paare, deren gemeinsam zu versteuerndes Einkommen bei über 150.000 Euro liegt, kein Elterngeld erhalten. Bisher lag diese Einkommensgrenze bei 300.000 Euro. Die Unternehmerin Verena Pausder hat eine Petition gegen dieses Vorhaben gestartet – mit mehr als 300.000 Unterschriften nach etwas mehr als einem Tag ist sie die derzeit am schnellsten wachsende Petition auf der Plattform.
Was die Pläne so kritisch macht und warum sie die Petition unterschrieben hat, erzählt EMOTION Working-Women-Chefredakteurin Julia Möhn hier.
Eines der Ziele des Elterngelds war es, dass Frauen schnell(er) zurück auf den Arbeitsmarkt gehen. Das hat geklappt. Was in deutlich geringerem Umfang funktioniert hat, ist, dass Väter gleich oder ähnlich viel Elternzeit nehmen wie die Mütter.
Dabei haben diese Partnermonate einen unmittelbaren Einfluss auf die Berufstätigkeit der Frauen. Drei Viertel der Mütter, deren Partner mehr als sechs Monate Elternzeit nimmt, nehmen nach spätestens neun Monaten wieder eine Arbeit auf, zeigte eine 2023 veröffentlichte Analyse des Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB). Drei Viertel der Frauen, deren Partner maximal zwei Monate Elternzeit nimmt, sind nach 20 Monaten wieder erwerbstätig. Nimmt der Ehemann keine Elternzeit, sind erst nach 24 Monaten drei Viertel der Frauen wieder in den Arbeitsmarkt zurückgekehrt.
Was dies für die Care-Belastung und die damit verbundenen Karrierechancen von Frauen bedeutet, hat gerade "Shifting Leadership – die große Frauenstudie von EMOTION und mindline" gezeigt. Dafür haben wir mit dem Meinungsforschungsinstitut mindline 500 Frauen und 300 Männer zwischen 21 und 65 Jahren über ein Online-Access-Panel befragt. Alle Befragten sind Akademiker:innen, die aktuell im Büro oder Vertrieb arbeiten. Wir wollten herausfinden, was dem Wunsch der Frauen, eine Führungsposition zu übernehmen, im Wege steht.
Bei der Rollenverteilung hat sich wenig geändert
Eins der Ergebnisse: Der Hauptteil der Care-Arbeit (Hausarbeit, Betreuung von Kindern und Angehörigen) liegt bei den Frauen (67% zu 33%). So weit, so nicht überraschend.
Relevanter: Männer sind zufrieden mit dieser Aufteilung (72%) und stimmen zugleich in höherem Maße der Aussage zu, dass Führungskräfte nicht in Teilzeit arbeiten können (55 % der Männer, 45 % der Frauen) und dass Frauen ihre Familie/Kinder vernachlässigen, wenn sie Karriere machen (42% der Männer, 33% der Frauen).
Karriererisiko Mutterschaft
Uns ist es also seit der Einführung des Elterngelds noch nicht gelungen, die Elternzeit als größten Risiko-Faktor von Frauen-Karrieren aus dem Spiel zu nehmen. Uns ist es nicht gelungen, gesellschaftliche Annahmen über Care-Arbeit zu verändern. Mit den geplanten Einschnitten ins Elterngeld wird das Rad eher zurückgedreht, noch weniger Väter werden Elternzeit nehmen. Und Frauen werden zurück in eine finanzielle Abhängigkeit vom Partner gebracht. Deshalb unterstütze ich die Petition von Verena Pausder.
Hier geht es zur Petition gegen die Elterngeld-Pläne von Verena Pausder.
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