Madeleine Marx ist General Manager im Scandic Hamburg Emporio. Im Interview verrät sie uns die Besonderheiten dieses Hotels.
EMOTION: Sie stehen einem großen Hotel mit über 100 Mitarbeitern vor. Wie haben Sie diese Position erreicht?
Nach der Geburt meines Sohnes bin ich recht schnell nach dem beruflichen Wiedereinstieg zum General Manager aufgestiegen. Mein damaliger Chef rief mich an, ob ich nicht früher zurückkehren könnte, gerne auch zunächst in Teilzeit. Ich habe die Gelegenheit genutzt. Auch wenn es etwas Anstrengung gekostet hat, aber ich hatte zum Glück den passenden Partner, der zu Hause mit einspringen konnte. Da ich recht spät Mutter geworden bin, war ich karrieretechnisch schon so weit vorangeschritten, dass die Beförderung nach einem halben Jahr umgesetzt werden konnte. Hierfür hatte eine gewisse Vorausplanung durch meinen Vorgesetzten und Mentor stattgefunden. Das habe ich als Ansatz für mich persönlich übernommen: Wie beim Schachspiel immer mehrere Züge im Voraus planen. Es muss zwar immer wieder umgeplant werden, wenn etwas dazwischenkommt, aber sich zu überlegen, wo jeder einzelne Mitarbeiter gut platziert ist und sich weiterentwickeln kann, ist ein wichtiger Aspekt als Führungskraft.
Was muss man speziell als Frau in einer Führungsposition mitbringen?
Zwischen Frauen und Männern in Führungspositionen lassen sich unterschiedliche Eigenschaften beobachten. Frauen sind meist mehr auf das Wohlbefinden ihres Teams fokussiert, damit es seine Arbeit gut macht. Männer machen oft deutlichere Ansagen und stellen sich als Person mehr in den Vordergrund. Meiner Erfahrung nach funktionieren gemischte Führungsteams daher am besten.
Frauen wollen oft erstmal alles perfekt können bevor sie sich auf einen weiteren Karriereschritt einlassen. Sie sollten sich trauen, sich für höhere Positionen zu interessieren, auch wenn dafür nicht alles Wissen oder alle Erfahrung vorhanden ist. "Man wächst mit seinen Aufgaben" ist dabei das richtige Motto. Männer sind dagegen oft viel selbstbewusster und überschätzen sich sogar eher. Und sie sind auch noch viel besser im Netzwerken. Über diese Verbindungen können sie sehr erfolgreich sein. Wir Frauen haben hier eindeutig noch Nachholbedarf.
Sie engagieren sich in mehreren Netzwerken. Weshalb ist das so wichtig?
Auf das Engagement in Netzwerken lege ich großen Wert. Aktuell habe ich eine Mentée über den Skal Club Hamburg, in dem sich Führungskräfte der Reise-, Freizeit- und Verkehrsindustrie treffen. Als Mentorin teile ich meine Erfahrung und lerne im Austausch, wie junge Leute aus anderen Betrieben denken und was für Vorstellungen sie haben. Darauf müssen wir uns einstellen, wenn wir auch in Zukunft gute Mitarbeiter und Führungskräfte haben wollen.
Jede Führungskraft sollte also auch Mentor sein...
Aus meiner Sicht sollte sich eine Führungskraft immer als Mentor für seine Teammitglieder sehen. Das ist wichtig, damit Karrierewege spannend und gute Leute im Unternehmen bleiben. Individuelle Förderung und der Aufbau eines Netzwerks, in dem sich auch weitere Mentoren finden können, ist für die berufliche Entwicklung bedeutsam. Mentoring Programme und professionelle Netzwerke können hier eine große Unterstützung sein. Ich persönlich hatte das Glück, dass ich viele Vorgesetzte hatte, die für mich meine Mentoren waren. Tatsächlich waren dies alles Männer, aber inzwischen sind Frauen in Führungspositionen der Hotellerie gut vertreten.
Kürzlich haben Sie die neu ausgebaute 8. Etage im Hotel Scandic Hotel Emporio eröffnet. Welche Räume befinden sich dort?
Das Herzstück der neuen Etage ist der "Living Room". Hier können die Gäste im wohnlichen Küchenambiente frühstücken, networken, arbeiten oder einfach relaxen. Die Gäste dürfen sich selbst am Kühlschrank und an kleinen Snacks bedienen – wie bei Freunden zu Hause. Außerdem sind 15 Zimmer mit Panoramablick über die Stadt entstanden. Die Ausstattung ist in wärmeren und erdigeren Tönen gehalten als in den tieferen Etagen des Hotels, das komplett nach dem Thema "Wasser" gestaltet wurde. Vom Designkonzept her befindet sich der Gast in der 8. Etage des Hotels bereits über der Wasseroberfläche. Das skandinavische Design mit hellen Holzböden und -möbeln erhält durch dunkles Burgund in den Stoffen und kupferfarbene Highlights einen besonders eleganten Look.
Das Scandic Hamburg Emporio wurde mehrfach für seine Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Mit welchen Konzepten haben Sie dies erreicht?
Unsere Nachhaltigkeitsstrategie umfasst eine ständige Überprüfung und Optimierung des Ressourcenverbrauchs. Daraus resultieren Maßnahmen wie die Nutzung von 100 Prozent Ökostrom, der Ausschank von gefiltertem Leitungswasser, um Transportemissionen zu vermeiden, Mülltrennung vom Gästezimmer bis zur Küche, dem Recycling von Speiseresten, keine Einzelverpackungen und Verzicht auf Tischwäsche. Es werden saisonale Gerichte angeboten und wir arbeiten mit lokalen Lieferanten zusammen. Diese und viele weitere Maßnahmen führen dazu, dass wir jährlich 100 Tonnen Wäsche weniger reinigen, 5.000 Liter Kaffee weniger wegschütten und 7.000 Kisten Wasser weniger anliefern lassen – auch und gerade Dank der Mitarbeit unserer Gäste und Mitarbeiter. Wir bieten "Design für alle", mit dem sich jeder Gast bei uns wohl fühlen kann – unabhängig davon, ob er eventuell Allergiker ist oder eine andere Einschränkung hat. Zehn Prozent unserer Zimmer sind barrierefrei, dies ist ebenfalls Teil unseres Nachhaltigkeitskonzeptes.
Was bedeutet das Thema Wasser für Ihr Hotel?
Vom Restaurant "H2O" im Erdgeschoss über den Fahrstuhl bis an die Wasseroberfläche in der 8. Etage: In allen Räumlichkeiten finden sich Anspielungen auf das Designthema "Wasser", auch auf den Flurteppichen von Jesper Waldersten, auf denen Fische zu entdecken sind, oder in unseren Tagungsräumen, die Namen wie "Alster" und "Elbe" tragen.