Zum sechsten Mal haben wir starke Frauen ausgezeichnet. Diese sechs machen uns Mut! Weil sie an sich glauben. Und weil sie auch für uns ihren Weg gehen. Bravo!
Sonderpreis "Hand in Hand"
Jana Tepe, 29 und Anna Kaiser, 32, Gründerinnen und Geschäftsführerinnen von Tandemploy
Wenn Jana Tepe ihre Visitenkarte überreicht, macht sie vorher ein kleines Kreuz neben ihrem Namen. Sie teilt sich ihre Visitenkarte nämlich mit ihrer Geschäftspartnerin Anna Kaiser – wie überhaupt den Job. Tepe und Kaiser waren in derselben Jobagentur beschäftigt, als sie 2013 die Idee zu ihrer Jobsharing-Plattform hatten. "Arbeit ist Lebenszeit", sind sie überzeugt. Zwei Tage später kündigten sie und begannen, ihr Konzept umzusetzen. Inzwischen nutzen Tandemploy.com außer an Tandem-Jobs Interessierte auch 50 Unternehmen – weil sie per Ausschreibung nach Einzelpersonen suchen, die sich einen Job teilen möchten, oder nach bereits bestehenden Tandems. Schließlich ist die Flexibilität des Jobsharings für Firmen von Vorteil, "es kostet auch nicht mehr." Und die Mitarbeiter? Haben so die Möglichkeit, neben dem Beruf noch andere Projekte zu verfolgen. Tandemploy selbst geht mit gutem Beispiel voran: Alle elf Mitarbeiter arbeiten in individuellen Teilzeitmodellen, vier davon im Tandem wie Tepe und Kaiser. "Das Beste ist, einen Sparringspartner zu haben", sagt Kaiser. "Man hat als Geschäftsführer so viele Aufgaben – und keiner kann alles gleich gut. Gemeinsam sind wir besser als allein."
Das sagt die Jury: "Gemeinsam gründen und gemeinsam führen – Jana Tepe und Anna Kaiser heben Teamwork mit ihrem Geschäftsmodell auf ein neues Level." SASKIA GARTZEN, Leiterin Markenführung bei der Hanse Merkur, die den Sonderpreis stiftet.
Kategorie "Frauen in Führung"
Ulrike Attenberger, 36, ist Ärztin und engagiert sich für mehr Frauen in medizinischen Toppositionen.
Ulrike Attenberger spricht druckreif. Effizient eben. Und das ist sie auch sonst, andernfalls wäre sie nicht dort, wo sie jetzt ist: mit gerade mal 36 Jahren geschäftsführende Oberärztin und stellvertretende Institutsdirektorin am Institut für klinische Radiologie und Nuklearmedizin in Mannheim. Mit 30 habilitiert, ist sie zudem außerplanmäßige Professorin an der Universität Heidelberg. Eine außergewöhnliche Karriere, mit der sie anderen Frauen ein Vorbild sein will. "Es gibt in der Medizin immer noch viel zu wenig Frauen in Führungspositionen", sagt sie. "Ich möchte Rollenmodell sein und Frauen motivieren, diesen Weg zu gehen." Für dieses Ziel setzt sie sich ein: als Doktormutter, Mentorin, Führungskraft. Attenberger freut sich sehr über ihren Preis, sie lacht und sagt: "Aber ich wünsche mir, dass wir bald nicht mehr Frauen in der Medizin mit einem Award auszeichnen müssen, weil sie eine Führungsposition haben."
Das sagt die Jury: "Dr. Ulrike Attenberger macht Lust darauf, erfolgreich zu sein, und unterstützt junge Medizinerinnen auf ihrem Weg nach oben. Wir sind begeistert." JANINA HAMACHER, Produktmanagerin von Narciso Rodriguez Parfums, Partner der Kategorie.
Kategorie "Soziale Werte"
Déborah Rosenkranz, 33, Botschafterin für power 2 Be Bethanien und Stiftungsratsmitglied Impact Bethanien.
Déborah Rosenkranz ist eine fröhliche, lebhafte Frau. Schwer vorstellbar, dass sie mit 19 an ihrer Essstörung fast gestorben wäre. Damals wog sie gerade mal 30 Kilogramm, verlor immer mehr Haare, und ihre Regelblutung blieb aus. "Aber das war nicht wichtig. Hauptsache dünn." Erst als sie sah, dass ihre Eltern wirklich Angst hatten, sie könne sterben, beschloss sie: "Ich möchte wieder gesund werden." Mithilfe ihrer Familie besiegte Déborah Rosenkranz ihre Essstörung. Weil die Sängerin aber weiß, dass die wenigsten Betroffenen so viel Rückhalt erfahren, rief sie 2014 in Zusammenarbeit mit dem Züricher Krankenhaus Bethanien mit Power 2 Be eine therapeutische Wohngruppe ins Leben, um junge Frauen bei der Bekämpfung ihrer Essstörung zu unterstützen. Als ehrenamtliches Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung "Impact Bethanien" sammelt sie Gelder, um möglichst vielen jungen Menschen einen Aufenthalt in der Wohngruppe zu ermöglichen. "Die Krankheit hat mir gezeigt, wie zerbrechlich wir Menschen sind. Ich kann die Welt nicht retten. Aber ich kann vielen Menschen Hoffnung geben."
Das sagt die Jury: "'Du bist wundervoll, schön und stark.' Diese Botschaft von Déborah Rosenkranz an junge Frauen, die mit Essstörungen kämpfen, unterstützen wir aus vollem Herzen." BARBARA RESPONDEK, Marketing Direktorin Shiseido Deutschland, Partner der Kategorie.
Kategorie "Zukunftsmacherin"
Reina Becker, 53, Steuerberaterin und Kämpferin für eine gerechtere Besteuerung.
Es sei ihr unglaublich peinlich, sagt Reina Becker, dass ihr nicht schon vorher aufgefallen war, wie ungerecht das Ehegattensplitting für alleinerziehende Frauen und deren Kinder ist. Vorher – damit meint Reina Becker die Zeit, in der ihr Mann noch lebte und sie selbst von der Steuerregelung profitierte. Dabei ist Reina Becker Steuerberaterin. Doch erst als sie sich an ihre erste Steuererklärung als Witwe mit zwei Kindern setzte, fiel ihr auf, wie groß der Unterschied wirklich ist. "Tatsächlich bezahlte ich jedes Jahr mehrere Tausend Euro Steuern mehr als ein kinderloses Ehepaar mit einem Alleinverdiener", sagt Reina Becker. "Das fand ich ungerecht." Seitdem kämpft sie für mehr Steuergerechtigkeit. Denn Steuervorteile, findet sie, sollten von der Anzahl der Familienmitglieder abhängig sein, die finanziell unterstützt werden müssen, und nicht vom Bestehen einer Ehe. Sie reichte Klage beim Finanzgericht in Hannover ein, verlor jedoch den Prozess. Becker ließ sich nicht entmutigen und zog mit ihrer Klage weiter. Ob der Bundesfinanzhof München das Verfahren in zweiter Instanz zulässt, ist noch nicht entschieden. "Kinder sind unsere Zukunft – und in einem der reichsten Länder der Welt ein Armutsrisiko." Auf ihrem Weg hat Reina Becker zahlreiche Unterstützer gefunden. "Wenn sie uns nicht die mündliche Verhandlung verweigern", sagt sie kämpferisch, "rocken wir gemeinsam den Bundesfinanzhof in München!"
Das sagt die Jury: "Als Unternehmen, das von einer Visionärin gegründet wurde, unterstützen wir Frau Becker gern auf ihrem engagiertem Weg und wünschen ihr viel Erfolg." KATHARINA RÖHRIG, Leiterin des Stabs Öffentlichkeitsarbeit bei Melitta, Partner der Kategorie.
Kategorie "Unternehmerin"
Cristina Mühle, 49, Gründerin und Geschäftsführerin des Schuh herstellers SOFTCLOX.
Als Cristina Mühle ihr Unternehmen Softclox gründete, war sie hochschwanger. Heute sind das Unternehmen und ihre Tochter Ciara zehn Jahre alt. Und beide werden groß und größer. Softclox beschäftigt 120 Mitarbeiter. Mehr als zwei Drittel davon sind Frauen – eine bewusste Entscheidung. Denn Mühle ist davon überzeugt, dass Frauen, insbesondere Mütter, die sich entschließen zu arbeiten, das mit ganzer Kraft tun. "Sie gehen mit einer besonderen Haltung an Dinge heran. Mich wundert, dass das nicht mehr Arbeitgeber suchen und nutzen." Mühle ist überzeugte Unternehmerin. "Es gibt nichts Besseres, als eigenverantwortlich zu arbeiten." Diese Eigenverantwortung sucht sie auch in ihrer Belegschaft. Deshalb stellt Mühle viele Mütter ein. "Sie sind geborene Organisationstalente und haben ein starkes Verantwortungsbewusstsein." Bei so viel gegenseitigem Vertrauen entsteht automatisch eine freundschaftliche Unternehmenskultur. "Ich glaube, bei zwei Drittel Frauenanteil ist es gar nicht nötig, autoritär zu führen. Das entspricht mir auch nicht." Außer vielleicht als Mutter, gesteht Mühle lachend, da gebe es durchaus mal Situationen, in denen sie ungeduldig werde.
Das sagt die Jury: "Cristina Mühle ist eine An-sich-Glauberin. Und eine beeindruckende Unternehmerin. Glückwunsch!" TINA KIRFEL, General Manager Europe, Middle East & Africa bei Silversea Cruises, Partner der Kategorie.