Menschen, die unter dem Borderline-Syndrom leiden können ihre Gefühle nur schwer kontrollieren. Unter anderem sind Stimmungsschwankungen und extreme Spannungszustände typisch für diese Krankheit.
Wir kennen sie alle, Situationen, in denen wir uns ärgern, aufregen, traurig oder enttäuscht sind. Diese Gefühle gehören einfach zum Leben, ja sogar zum Alltag. Genau wie ihre Bewältigung. Und auch wenn wir mal einen schlechten Tag haben, am nächsten Morgen oder spätestens nach ein paar Tagen ist alles wieder gut. Zumindest bei den meisten von uns. Ganz anders ist das bei Menschen, die von der Borderline-Störung betroffen sind. Schon durch Kleinigkeiten gerät ihre Gefühlswelt völlig aus dem Gleichgewicht. Betroffen sind vor allem Jugendliche und junge Erwachsene von dieser Krankheit, bei der es sich um eine Störung der Psyche handelt, die sich allerdings deutlich von anderen psychischen Störungen unterscheidet.
Unkontrollierte Gefühle
Borderliner haben vor allem das Problem, dass sie Gefühle nicht richtig empfinden und einordnen können. Bis sie merken, dass sie sich aufregen, traurig oder sogar wütend sind, hat sich längst eine innere Anspannung aufgebaut. Ist es erst einmal so weit, genügen dann schon Kleinigkeiten wie eine falsche Bemerkung oder ein kaputtes Glas, um ihre Gefühlswelt ins wanken zu bringen. Die Konsequenz: Die Betroffenen werden von Wut, Angst oder auch Panik gepackt, die bis zur völligen Verzweiflung reichen kann. Unfähig, ihre wechselnden Gefühle zu kontrollieren, werden ihre Stimmungsschwankungen nur um so extremer. Außenstehende empfinden dieses Verhalten als irritierend. Oft werden Betroffene daher auch als agressiv, launisch und unberechenbar empfunden.
Selbstverletzung als Ventil
Um diese innere Spannung abzubauen, gehen Menschen mit Borderline-Syndrom so weit, dass sie sich selbst verletzen. Sie schneiden oder ritzen sich zum Beispiel mit einem Messer oder einer Rasierklinge in den Unterarm, und das immer wieder. Auch brennende Zigaretten auf der Haut auszudrücken oder sich selbst zu schlagen kann vorkommen. Betroffene dieser Krankheit greifen aber auch nach Drogen und Alkohol oder betreiben gefährliche Sportarten, um sich selbst zu schaden. Außerdem tritt das Borderline-Syndrom oft in Kombination mit anderen psychischen Störungen auf wie Esstörungen, ADHS oder Depressionen auf. Das völlige Gefühlschaos im Innern zu kontrollieren und sich selbst wieder zu spüren - das ist das Ziel dieser Selbstverletzungen. Sie können aber auch ein Hilferuf für das Umfeld sein.
Beziehungen mit Borderlinern
Borderline-Erkrankte wünschen sich eine Beziehung mit unglaublich viel Nähe. Oft wird der Partner extrem idealisiert und bewundert. Diese Begeisterung kann aber auch schnell ins Gegenteil umschlagen. Es fällt ihnen außerdem schwer, zu vertrauen und sie leben in ständiger Angst, verlassen zu werden. Sicher ein Grund dafür, warum kleine Streitereien dazu führen, dass sie sich extrem verletzt fühlen. Wie eine Liebesbeziehung mit einem Borderliner aussieht, können Sie hier nachlesen.
Borderline - Zahlen und Fakten
Was die Häufigkeit und die Verbreitung des Borderline-Syndroms angeht variieren die Angaben enorm. In Deutschland leiden ungefähr zwei Prozent der Bevölkerung am Borderline-Syndrom, das sind ca. 1,6 Millionen Menschen. Bereits in der Kindheit oder als junger Erwachsener machen sich erste Symptome der Persönlichkeitsstörung bemerkbar Mit bis zu 70-75 Prozent sind Frauen deutlich häufiger betroffen als Männer. Geht man von der Gesamtbevölkerung aus, besteht für den Einzelnen ein ungefähr ein 1-2 prozentiges Risiko, am Borderline-Syndrom zu erkranken. Weil aber die Ausprägungsgrade der Störung so unterschiedlich sind, sind diese Zahlen schwer zu belegen. 80 Prozent der Erkrankten werden psychiatrisch-psychotherapeutisch behandelt. Davon verbringen sie im Durchschnitt sogar 60 Tage im Jahr stationär. Experten schätzen den Anteil von Borderline Patienten n psychiatrischen Abteilungen auf 15 Prozent. Die Selbsttötungsrate bei Borderline-Erkrankten liegt zwischen sieben und zehn Prozent.
Mit diesen Büchern können Sie sich noch weiter über das Thema Borderline informieren.