Es ist kein Zufall, dass Männer sich effektiver durchsetzen können als Frauen. Sie haben nicht etwa die besseren Argumente, sondern überzeugen mit ihrem Auftreten. Wir Frauen können uns viel von ihnen abschauen.
Vor mir liegt ein Unternehmermagazin. Auf dem Cover sieht man einen Mann, der sich entspannt zurücklehnt, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, auf seinem Gesicht ein breites Lachen. Er fühlt sich ganz offensichtlich stark, ist völlig mit sich und der Welt im Einklang.
In meiner Post war heute auch der neue Katalog eines Herstellers für Damenmode. Beim Blättern sehe ich Frauen, die in der Hüfte eingeknickt sind und mit nach innen gedrehten Fußspitzen dastehen. Unmöglich, sich auf diese Weise sicher und zügig fortzubewegen. Eine der Abbildungen zeigt gar eine Frau in recht seltsam anmutender Pose: Sie steht auf einem Bein wie ein Storch, während sie mit ihrer linken Hand die eigene linke Schulter berührt. Der Kopf ist nach rechts verdreht. Wie, um alles in der Welt, soll man eine erwachsene Frau ernst nehmen, die nicht mal aufrecht stehen, sich sicher fortbewegen oder zielbewusst geradeaus blicken kann?
Körpersignale entscheiden
Wer sich auf Erfolgskurs begibt, muss überzeugend auftreten können. Schließlich sollen andere ihm ihr Vertrauen schenken. Überzeugungskraft entsteht aber nicht durch Worte, sondern in erster Linie durch Körpersprache. Sie ist ausschlaggebend für die persönliche Wirkung. Dass Argumente dabei nur eine untergeordnete Rolle spielen, liegt an unserer Evolution: Sprache ist eine vergleichsweise neue Errungenschaft in der menschlichen Entwicklungsgeschichte. Da die körpersprachliche Verständigung viel älter ist, haben wir auch heute noch feine Antennen für die körperlichen Signale. Wir "lesen" in unseren Mitmenschen unbewusst und blitzschnell. Was immer Menschen fühlen, das strahlen sie unweigerlich aus. Es ist beinahe unmöglich, mit dem Körper zu lügen. Wir offenbaren viel mehr, als wir glauben.
Macht durch Körpersprache
Ob jemand stark und überzeugend ist, können wir sofort anhand seiner Körpersprache ausmachen. Es gibt klassische Gesten, die uns etwas über den Grad der Selbstsicherheit unseres Gegenübers verraten. Ein hoher innerer Status lässt sich schnell erkennen: Die betreffende Person macht den Rücken gerade und richtet sich zu voller Größe auf. Sie verfügt über eine lebendige und kraftvolle Gestik, vermeidet Berührungen des eigenen Körpers. Vor allem fasst sie sich nicht ins Gesicht, sie spielt nicht nervös mit Gegenständen, hält den Kopf gerade statt schräg, sie hat einen sicheren Stand (Beine hüftbreit auseinander), spricht frei und ungezwungen. Ihre Stimme klingt tief, die Sprechweise ist ruhig und eher langsam statt aufgeregt oder hektisch - und vor allem hat sie einen festen Blick und keine Scheu, anderen in die Augen zu sehen.
Überall auf der Welt gilt das Senken des Blicks nämlich als Zeichen der Demut und Unterwerfung. Wer anhand von Körpersignalen innere Stärke zu erkennen gibt, gewinnt den Respekt seiner Umgebung. Man traut ihm mehr zu und lässt sich bereitwilliger von ihm beeinflussen. Frauen, die mittels ihrer Körpersprache innere Stärke demonstrieren, besitzen daher mehr Macht.
Buchtipp
Erfolg stellt stets das Resultat einer Vielzahl kluger Verhaltensweisen und guter Gewohnheiten dar, auch wenn es manchmal so scheint, als würden erfolgreiche Menschen vom Schicksal bevorzugt. Marion Lemper-Pychlau zeigt anhand von 36 authentischen Beispielen, wie man die täglichen Herausforderungen erfolgreich meistert und dabei schneller und geschickter ans Ziel kommt. Der Leser erhält nützliche und sofort umsetzbare Tipps, mit denen er in allen Lebensbereichen klüger handeln kann. Dabei steht jedes der kurzen Kapitel für einen anderen Aspekt von Effektivität und kann unabhängig von den anderen gelesen werden.
Erste Hilfe: Power-Posing
Alles hängt von der inneren Befindlichkeit ab. Wer sich gut fühlt, gewinnt an Macht und Einfluss, wer sich dagegen unsicher fühlt, wird weniger ernst genommen. Die innere Stärke zählt. Daher ist und bleibt die Arbeit am Ich die wichtigste Aufgabe.
Wir müssen uns ein Leben lang darum bemühen, ein gesundes Selbstbewusstsein aufrecht zu erhalten. Was soll Frau aber tun, wenn sie sich gerade nicht sonderlich stark fühlt, aber vor einer Situation steht, in der sie überzeugen will?
Hier hilft ein kleiner Trick: Wer zwei Minuten lang eine starke Körperhaltung einnimmt, hat nachweislich anschließend weniger vom Stresshormon Cortisol im Blut (-25%), dafür nimmt die Konzentration des Dominanzhormons Testosteron zu (+20%).
Das Gegenteil gilt für Körperhaltungen, die Unsicherheit und Schwäche ausdrücken: Hier sinkt der Testosteronwert innerhalb von zwei Minuten um 10 Prozent, während der Cortisolwert um 15 Prozent ansteigt. Das sogenannte Power-Posing ist somit sehr effektiv: Wer sich einer herausfordernden Situation gegenübersieht, kann sich innerlich stärken, indem er zwei Minuten lang eine Siegerpose einnimmt. Mit der körperlichen Haltung stellen sich dann auch die dazu passenden Gefühle ein und Frau kann sich leichter Respekt verschaffen.
Marion Lemper-Pychlau lebt und arbeitet in Königstein im Taunus. Sie ist Expertin für Arbeitsfreude und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen zu zeigen, wie sich Arbeit befriedigender gestalten lässt. Das tut sie als Topreferentin und Autorin. Die Diplom-Psychologin berät in ihrem Institut www.winners-lodge.de Unternehmen u. a. zu den Themen Leistungsfähigkeit und Kreativität. Ihr Online-Test, zeigt jedem sofort, ob er effektiv arbeitet und lebt. Hier finden Sie den Test.