Alltag und Glamour gehen ungefähr so gut zusammen wie Champagner und Erdnussbutter. Und weil es unsere Kolumnistin gern etwas prickelnder hätte, poliert sie ihr Leben jetzt auf.
Es gibt einfach solche Tage. Nichts richtig Schlimmes, aber - der Wecker hat nicht geklingelt, die Milch ist sauer, im Auto ist der Eiskratzer unauffindbar, und der Sohn rauscht zum zweiten Mal durch die Führerscheinprüfung. Tage, denen eindeutig der Glanz fehlt. Mit etwas Pech kommt man dann auch noch an einem sehr ungünstig beleuchteten Spiegel vorbei und würde am liebsten laut rufen: "Das bin nicht ich! Das ist nicht mein Leben! Ich will sofort ein anderes, sonst schreie ich!" Verkneift man sich natürlich.
Aber der Wunsch ist da. Besonders im Januar. Aufbruchstimmung. Muss ja nicht gleich die ganz große Nummer sein wie Schafhirtin auf einer Farm in Neuseeland. Clown im Zirkus. Beim Zigarettenholen einen 20-jährigen Rastafari treffen und nie wiederkommen. Nein! So viel Veränderung muss gar nicht sein. Die meisten von uns werden in ihrem Leben vermutlich nur wenige große Dinge tun, aber dafür viele kleine, und das ist völlig in Ordnung.
Wir, das große, weithin unbeachtete Heer der normalen Frauen, die Kinder, Ehe, Beruf, Alltag wie einen Wurf Bälle durch den Alltag jonglieren, uns reichen ja schon die kleinen Änderungen. Die machbaren. Denn auf den großen Lottogewinn zu warten, der uns per Blitzüberweisung ins Paradies befördert, ist insofern sinnlos, weil wir sehr wahrscheinlich genau dann sechs Richtige hätten, wenn 986 758 anderen Frauen, denen gerade die Milch sauer geworden ist, dasselbe passiert. So ist das Leben. Zwecklos, sich darüber aufzuregen. Also, wo bekommen wir den Glanz her, der uns manchmal fehlt? Hollywood wird sich vermutlich nicht bei uns melden, nur weil Julia Roberts gerade abgesagt hat. Wo sind die kleinen Glücksmomente, die wir im Alltag brauchen?
Und jetzt muss ich leider pädagogisch wertvoll werden und einen alten Kästner-Spruch zitieren: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! Sich für eine Joggingrunde in den kalten Januarmorgen hinauszuquälen – das Gefühl danach, priceless! Den vermüllten Schreibtisch aufräumen, alle alten Freunde anrufen, die schon endlos auf der Liste stehen, ein wunderbares Gefühl von: "Ich hab was geschafft!"
Glück sind aber auch die kleinen Momente und Belohnungen
Glück sind aber auch die kleinen Momente und Belohnungen, die wir uns selber schaffen. Ein paar Beispiele, die ich ausprobiert habe: einen Tag lang alle Menschen anlächeln, auch die Polizistin, die mir ein Parkticket hinter den Scheibenwischer klemmt. Macht super-gute Laune, Kerzen und Stoffservietten. Mit Freunden kochen, jeder bringt was mit. Mit der besten Freundin und einer Tüte Trüffel "Tatsächlich Liebe" gucken. Zum Tanzkurs anmelden, egal ob mit oder ohne Mann. Den ganzen Januar jedes Preisausschreiben mitmachen.
Wo wir schon so schön in Schwung sind, wagen wir uns an die größeren Veränderungen. Wir streichen unsere Wände neu, jede in einer anderen Farbe. Wir stellen die Möbel um. Und für diesen Sommer planen wir mal nicht Mallorca, warum nicht nach Bulgarien, Island oder auf die Krim?
Immer daran denken: Wir erleben jetzt die Zeit, nach der wir uns in zehn Jahren zurücksehnen werden. Und unser scheinbar so glanzloses Leben? Es hätte schlimmer kommen können.