Unsere Kolumnistin begegnet Bernd-Andreas. Einer von früher. Eigentlich kein Thema. Wenn er nur nicht so verdammt lässig wäre.
"Also wenn ich mich von einem Mann trennen würde, wäre es mir völlig egal, wer nach mir kommt“,
sagt meine Freundin Anja. "An meine Nachfolgerin verschwende ich keinen Gedanken." – "Und wenn es Angelina Jolie wäre?", frage ich. "Die arme Jennifer Aniston hat sich doch männermäßig nach fünf Jahren noch nicht erholt." – "Das ist ja auch ein Unterschied", sagt Anja, "erstens ist sie verlassen worden und zweitens von Brad Pitt."
Okay, ich bin nicht Angelina. Nicht einmal Jennifer. Und die Männer meines Lebens hatten mit Brad Pitt so viel gemein wie ein Schmalzbrot mit einer Trüffelpastete. Ich habe manchen Frosch geküsst und viele sind leider ge- nau das geblieben: Frösche. Das geht uns doch allen so. Man küsst und hofft, man nörgelt ein bisschen und hofft weiter und irgendwann ist man erschöpft und – Schluss, Aus, Ende! Oft gibt es Szenen, manchmal sogar Männertränen. Man fühlt sich schlecht, wenn man hart bleibt, und noch schlechter, wenn man weich wird und den Frosch zu einer Abschiedsnummer mit ins Bett nimmt. Beim Weiterziehen denken wir: der arme Kerl! Jetzt haben wir seinen Frauenstandard so hochgesetzt, dass er sich davon nie erholen wird.
Niemand soll ihn haben!
"Evelyn?", rief kürzlich eine Stimme vorm Bäcker. Die Stimme kam mir bekannt vor, den Mann dazu erkannte ich erst, als er "Ich bin's, Bernd-Andreas" sagte. Oh mein Gott! Eine Altlast aus der Jugend! Dunkel tauchten Erinnerungen auf. Bier von Aldi, Abiball, Knutschen auf schmuddeligen Matratzen. Wie hatten ihn Freundinnen genannt? Zwergnase – kleiner Wuchs, große Nase. Fies, aber wahr: Ich fand ihn eine Nummer zu klein für mich. Er legte mir Rosen auf die Fußmatte, er schrieb mir Liebesbriefe, ich blieb hart. "Bernd-Andreas, das ist ja nett", rief ich und hoffte, dass er mein Entsetzen nicht merkte, "wie geht es dir?"
Warum verdüsterte sich meine Laune, als er erzählte, dass seine Hautarztpraxis gut lief, dass er eine Penthouse-Wohnung in der Hamburger Hafencity gekauft hatte, dass in seinem Boot im Hafen von Soller gerade neues Parkett gelegt wurde? War ich menschlich so klein, dass mir Zwerg Nase auf einmal riesig vorkam? Ja, war ich. "Bist du verheiratet?" Ich hätte gern ein "Nein, weil ich nie wieder eine Frau so geliebt habe wie dich" gehört. "Frisch geschieden, frisch verliebt", sagte er, was meiner Laune den Rest gab. Denn wie alle Frauen leide auch ich unter einem "Ich will den Pullover nicht, aber eine andere soll ihn auch nicht haben"-Syndrom.
Vom Exfrosch zum Arzt
Bis zu diesem Morgen glaubte ich mich glücklich verheiratet. Aber wie hätte ich ahnen können, dass sich mein Exfrosch nach der Trennung in einen Arzt mit Penthouse verwandeln würde? War er nicht auch größer geworden und seine Riesennase kleiner?
Wir kauften Brötchen und verließen den Laden. Auf der Straße stand ein Porsche. In dem Porsche saß eine sehr junge, sehr hübsche Frau. Ich war ungeschminkt und trug meine sehr alte, sehr hässliche Jogginghose. "Willst du meine Tochter kennenlernen?", fragte Bernd-Andreas. "Ein anderes Mal", sagte ich und war irgendwie erleichtert. Tochter, nicht neue Liebe. Es hätte wirklich schlimmer kommen können.